Düsseldorf ist toll.
—
Ich liess mir meine Enttäuschung nicht anmerken. Ich behielt eine eiserne Miene im Gesicht als ich merkte, dass mein Weltbild gerade zusammenbrach.
“Wir ham in Düs-sel-dorf die längste Theke der Welt, jaja jaja…“, jaja jaja, alles erstunken und erlogen. Ich mochte den Campino zum Glück noch nie, aber damals, ach damals, war man leichtgläubig und beeinflussbar. Schlimm genug, dass in meinem Alter erst, die Illusionen der Jugend zerplatzen.
Als ich das dritte mal kundtat, mich zu freuen, mit Altbier an der längsten Theke der Welt zu sitzen, und die beste Gastgeberin im gesamten Düsseldelta und ihr M. mich irgendwann besorgt fragten, was ich mir unter der längsten Theke der Welt so vorstellte, ich plötzlich ein ungutes Gefühl verspürte. Irgendwas war nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich mochte den Campino noch nie.
Es sei lediglich eine Kneipenmeile, eine neben der anderen, aneinandergereiht. Um den Zusammenbruch meines Weltbildes, vom Krach her wenigstens, ein bisschen zu dämpfen, den Schall mit Eierschachteln zu isolieren sozusagen, stellte ich es mir daraufhin so vor, dass eine einzige Theke sich durch all die Kneipen zog, durch alle Wände hindurch, nur eben an jeder Mauer ein anderer Wirt. Der Gedanke gefiel mir, das war wie ein fettes Polster auf dem Kopf, während draussen die Illusionen schepperten.
Aber weil ich, wie gesagt, Campino ja noch nie mochte hielt auch dies nicht stand. Denn genau so gut hätte man die Reeperbahn den längsten Dildo der Welt nennen können. Und Dildos gehen schliesslich auch nicht durch Mauern.
—
Düsseldorf hat einen wunderbaren Hafen der den Anreiz gibt, unliebsame Gegner mit in Zement gegossenen Füßen ins Wasser zu werfen. Und dies alles umsäumt von großartiger, exzentrischer moderner Architektur. Auch steht da eine Hans Albers Statue. (der Steinerne – nicht der steife Pinguin daneben).
—
Campino ist ein Arschloch.
—
Meine Gastgeber kochen den besten Rotweinhasen der Welt. Überdies weiss ich jetzt, dass es Fellchen gibt die lauter Schnurren als Traktoren, ich kenne die Couchdelle und habe im echtesten und einzigsten Plümo der Welt geschlafen. Düsseldorf ist schön.
Neid macht sich breit!
sagen sie, weilen sie länger?
In Düsseldorf groß geworden kommt man nicht an Campino vorbei. Gehört zur musikalischen Grundausbildung, was aber nicht heißt, dass man sich irgendwann davon entfernt. Kann ihn auch nicht mehr leiden.
Schön, dass Dir die Stadt gefallen hat. Was die Altstadt angeht: Ich hoffe, dass die Gastgeber vor allem die Ecken gezeigt haben, wo nicht nur die Mettmanner (die Pinneberger Düsseldorfs) rumhängen, sondern wo es wirklich halbwegs urig ist.
Mit dem Hasen wäre ich mir da nicht so sicher. Ich glaube es waren vorher 4 Katzen ….
alexander, natürlich haben wir das.
ich als gebürtige kenne wirklich die letzten winkel dieser stadt, erst recht die urigen. aber man muss auch das oberbayern zumindest von aussen gesehen haben, wie die komplette bolkerstrasse inkl. meiner ex-wohnung, um den kontrast zu haben.
desweiteren als kleine anekdote: auf dem nachhauseweg vom burghof inkl. psychotischer bedienung in dieser kleinen haltebucht der autobahn am flughafen gehalten, die eine, wo die kleine steintreppe den hügel hochgeht. wenn man dort im dunkeln steht, und die flugzeuge starten direkt über einen hinweg: hammer. wie bei waynes world, nur im stehen.
frosz, meinst du etwa falscher hase? 😉
Schon wieder zurück, Herr Nase. Nächstes mal lade ich Sie auf ein Entschuldigungsaltbier ein.
Alexander, mir wurde der gesamten Düsseldorfer Untergrund vorgeführt, alle geheimen Ecken und abgerissenen Gebäude und Lokalitäten, die Geschichte der bewegten rheinischen achtziger Jahre wurden mir an den tatsächlichen Schauplätzen referiert, und letztendlich durfte ich (unter Protest) sogar mit meinen neuen Schuhen über die Kö flanieren. Selten wurde mir eine Stadt so leidenschaftlich vorgeführt.
und das von menschen mit fluchttendenzen.
Aaaah – jetzt wird ein Bild draus – das Bild vom Punk und vom geschnorrten Kaninchenbraten.
Liest sich wie auf der Kiefern gewesen.
genau die haben wir am ende nicht mehr geschafft. leider.
näxtes mal.
Lu: Die Haltebucht kenne ich zwar nur vom Vorbeifahren, aber da ich in ca. 675m Entfernung Luftlinie von dieser Haltebucht aufgewachsen bin (Danke, Google Earth), brauchte ich für dieses Wayne’s World Gefühl, wie es ist, wenn die Flugzeuge über einen herbrausen, nur in den Garten zu gehen — ach was, Fenster öffnen reichte schon. Ist schon toll, wenn es im Garten kurzzeitig dunkel wird, weil der Schatten des Flugzeugs für eine kurze Sonnenfinsternis sorgt… Mittlerweile ist meine Düsseldorder Heimatbasis nach Oberkassel verlegt, mit der Eröffnung der zweiten Rollbahn war Lohausen auf einmal unbewohnbar.
alexander, zu oberkassel hab ich mek erzählt, das man da damals die “aussätzigen” von düsseldorf mit dem floss rübergeschifft hat. 🙂
so sagt man ja noch liebevoll “uff der rischtijen sitt”.
(mir ists einerlei, in o-kassel gibts saitta und es war sechs jahre lang meine durchreisestrecke zur arbeit, ich hab dort meinen tschechen getroffen, der in einer agentur direkt am fluss arbeitete … von aussätzigen keien spur mehr, nur die mähr, die macht spass.)
Lu: Sind die Aussätzigen nicht ein wenig weiter stromaufwärts ausgesetzt worden (“Neuss”)? 🙂
okay, darauf können wir uns einigen.
was mich an o-kassel immer so wundert: warum sehen die frauen da alle so gleich aus? blond mit zopf und beige wildlederpumps, der rest ist braun, weiß, rosa. ist das der insel-fluch, oder beständige mode? weißt du das?
Lu, die ewig gleich blonden und bepumpsten Mamis auf Düsseldorfs linker Rheinseite sind schon ein Phänomen. Ob die alle verwandt sind? Inzest?
Vermutlich ist es aber der Insel-Fluch. Bin ja selbst dort zur Schule gegangen, als einer von wenigen, die von der anderen Rheinseite kamen. Es war wirklich immer verblüffend, wie wenig die linksrheinischen Freunde von der Stadt kennen. Damals stellte ich fest: “Setze einen Oberkasseler jenseits der Rheinbrücken aus und er wird verhungern.”
Über Neuss darf man nicht lästern, außer man wohnt da.
Riesenarschloch, der Campino.