[Mi, 17.7.2024 – Ufer, Ufer, Halbinsel, Spökhus, Pfifferlinge]

Heute war ein seltsamer Tag. Am Vormittag ging ich mit der Hündin hinunter zu den Flussauen, um Stellen am Flussufer freizumähen. Niemand kennt das Ufer wirklich gut. Am ehesten noch der Schwiegervater. Das Ufer ist einen Kilometer lang und an den meisten Stellen dicht bewachsen, oft mit Bäumen, meist einfach durch hohes Gras und Schilf. Der Schwiegervater erzählte mir von einer Fussgängerbrücke, die viele Jahre über den Fluss führte. Darüber gingen sie immer zu Fuss, um die Post abzuholen. Irgendein Hochwasser in den Achtzigerjahren riss das Holzbauwerk aber mit. Auf Googlemaps kann man die Stelle erkennen, wo sich der Brückenkopf befand. Auch diese Stelle wollte ich inspizieren. Aber ich kam schlecht durch das dichte Gras, ausserdem war ich mir nicht sicher, wo sich die Stelle genau befand. Da ich das Kajak dabei habe, werde ich die Stellen in den nächsten Tagen vom Ufer aus begutachten.

Gegen elf Uhr kam der Lieferdienst mit der neuen Waschmaschine. Ah, die neue Waschmaschine. Davon hatte ich gar nicht erzählt. Die alte Waschmaschine ging letzte Woche kaputt, also wurde eine neue gekauft und diese wurde heute geliefert.

Die Geschichte mit der Waschmaschine möchte ich abkürzen, sie ging so: wir bauten sie auf. Und dann lasen wir, dass sie nicht Minusgraden ausgesetzt sein darf. Damit wurde sie für uns natürlich unbrauchbar. Das Haus ist zwischen September und April unbewohnt, die Temperatur wird ganz sicher über einen längeren Zeitraum hinweg die Null unterschreiten. Also fuhren wir nach Boras, um den Kauf zurückzudrehen. Was glücklicherweise ziemlich umkompliziert ging. Am Donnerstag wird sie wieder abgeholt. Gleichzeitig entschieden wir uns auch dafür, vorerst keine neue Waschmaschine zu kaufen. Zum einen, weil es Blödsinn ist, hier eine Waschmaschine zu betreiben, aber auch, weil die Küche ohne Waschmaschine wesentlich geräumiger ist. Das gefiel uns gut. Was wir jetzt mit Schmutzwäsche machen, haben wir noch nicht beschlossen. Im Internet lasen wir, dass man auch auf Campings Wäsche waschen kann. Ich rufe morgen da mal an.

Und plötzlich war abend, wir öffneten Getränke, kochten, und dann war Schlafenszeit. So ging das. Ein seltsamer Tag.

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Mittwoch.

Ich rief also verschiedene Campings an. Die ersten beiden Campings hatten keine Waschmöglichkeiten, der dritte Camping in Boras bot das aber an. Wir werden das in Kürze testen.

Morgens beschäftigte ich mich wieder mit dem Ufer. Diesmal aber ohne Mähgerät. Ich spaziere jeden Morgen mit der Hündin verschiedene Uferstellen ab. Sie liebt diese Kontrollgänge. Sie hat ein Ordnungsamt-Gen. Heute liefen wir noch ein ganzes Stück weiter nordwärts. Mein Schwiegervater beschrieb mir, bis wo hin das Grundstück verläuft. Das ist noch ein ganzes Stück weiter, als ich bisher dachte. Es beinhaltet noch eine bewaldete Halbinsel, die etwas schwer erreichbar ist. So machte ich mich mit der Hündin auf den Weg und wir fanden schliesslich den Zugang zu diesem Stück Land. Das war gar nicht schwierig. Es gibt dort ein sehr schmales, etwas einen Meter breites Grasfeld, über welches man auf eine schmale aber lange Lichtung kommt. Dahinter befindet sich ein moosiger, aber leicht zugänglicher Wald. Diese ganze Halbinsel ist ein moosiger, freundlicher Wald. Die Hündin und ich gingen zum Ufer. Die Bäume des Waldes lehnen sich ins Wasser. Wir stiegen auf die Stämme und steckten unsere Füsse hinein.

Am Nachmittag gingen wir in den Wald. In die grossen Wälder südöstlich von uns. Eigentlich nur um in den Wald zu gehen. Mit der Hündin. Auch wollten wir nach Pilzen Ausschau halten. Nach 20 Minuten war unser Beutel bereits mit Pfifferlingen gefüllt.

Auf dem Rückweg kamen wir am Spökhus vorbei. Ich schrieb vor einigen Wochen oder Monaten über das Spökhuset. Seit einigen Monaten herrscht dort rege Bautätigkeit. Heute lernten wir den Besitzer und seinen Sohn kennen. Der Besitzer ist ein sehr freundlicher, fast achtzigjähriger Finne, der schon seit siebzig Jahren im Nachbardorf wohnt. Er kaufte das Haus bereits in 2006 und will es nun zu einem Ferienhaus für Touristen renovieren. Touristen. Nunja. Immerhin besser als Arschlöcher. Wir unterhielten uns eine ganze Weile mit dem Besitzer. Ich verstand nur wenig, ich blieb aber dort stehen und lächelte gesellschaftsfähig. Das kann ich mittlerweile ganz gut. Männer können so etwas auch erlernen, es ist nicht einem Geschlecht angeboren.

Lustigerweise habe ich fast nur mit Schweden zu tun, die kein englisch beherrschen. In Schweden und Norwegen behauptet mehr als 95% der Bewohner, dass sie eine Konversation auf englisch führen können. Das ist der höchste Wert in Europa. Das gilt offensichtlich aber nicht für die Waldbewohner in dieser dünnbesiedelten Gegend.

Meine Frau erzählt ihm, dass sein Haus schon seit vielen Jahrzehnten Spukhaus genannt wird. Das findet er lustig. Ab jetzt wird es allerdings kein Spukhaus mehr bleiben. Den Namen werden wir aber wohl nicht ändern.
Er hat auch einen Hund. Einen Zwerpudel. Er nimmt den Hund aber nie mit hinaus in den Wald. Es gibt mehrere Rabennester in der unmittelbaren Umgebung. Manchmal fliegen sie über unser Haus und man hört immer wieder das Rabengurgeln nicht weit entfernt. Seine Frau hat deswegen Angst um den Hund. Der Zwergpudel wiegt nur acht Kilo. Unsere Hündin wiegt 14 Kilo, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Rabenvogel, wie gross er auch sein mag, ein gesundes Raubtier angreift. Aber darüber reden wir natürlich nicht.

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