[Do, 8.8.2024 – Bürobesuch, Modigliani, Potsdam, wieder Liepnitzsee]

Gestern war ich im Büro. Meine Tiefgaragenkarte und den Transponder abgeben. Was als Kurzbesuch geplant war, dauerte drei Stunden. Ich blieb in vielen Tratschgeschichten hängen, für guten Tratsch bin ich immer zu haben und es gab gestern so viel davon. Lustigerweise sucht die Firma nun doch einen Ersatz für mich. Man dachte, die Stellen des CEO und CTO kombinieren zu können, aber der Nachfolger des CEO will sich nicht mit CTO Themen auseinandersetzen müssen, also wird man sich jetzt wieder auf die Suche begeben.

Die Hündin fand den Besuch super. Sie ging alle ihre Menschenfreunde aufsuchen. Leider war Salman, von dem sie immer Kopfmassagen bekam, nicht da. Aber Ilya, der seine Hände immer von ihren Zähnen bearbeiten lässt, war da. Nächste Woche findet die Sommerparty auf einem Boot auf der Havel statt. Ich wurde eingeladen. Auch der ehemalige CEO ist eingeladen. Vielleicht gehe ich hin. Der Eigentümer und der neue Geschäftsführer werden nicht da sein. Es könnte also durchaus lustig sein.

Den Bürobesuch hatte ich mit einem Besuch der Reifenwerkstatt zusammengelegt. Ich muss immer noch von Winter- auf Sommerreifen umrüsten. Ja, es ist August, ich weiss. Bald ist Oktober. Das hat Gründe, die zu kompliziert sind, sie aufzuschreiben. Auch würde ich durch das Aufschreiben vermutlich herausfinden, dass die Idee doch etwas schwachsinnig war und das muss ich mir nicht antun. Aufgrund eines Problemes mit Schrauben bekamen sie den Reifenwechsel nicht zeitlich hin. Es stünde erst morgen früh zur Abholung bereit.

Also fuhr mit der Regionalbahn nach Potsdam. Dort war ich mit meiner Frau verabredet, da wir die Sonderausstellung von Modigliani im Museum Barberini besichtigen wollten, bevor sie schliesst.

Ich liebe Porträtkunst. Modigliani malte vor allem Freunde und Bekannte. Das fand ich so schön. Er malte seinen Vermieter, seinen Galeristen, Bedienstete, Freunde, die ihn besuchten. Viele Frauen mit kurzen Haaren. Er verzerrte die Gesichter, machte sie lang, meist die Hälse, die Augen immer mandelförmig gezogen, oft verblindet, keine Irisse.
Das Porträt von Frida Kahlo’s Mann macht mir gute Laune. Es ist seltsam unseriös. Ich möchte es in der Wohnung hängen haben.

Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in Paris muss für Künstler eine magische Zeit gewesen sein. Auch eine arme Zeit, aber eben auch magisch. Man war die Avantgarde, man änderte die Dinge, man brach die Traditionen auf, man schuf die Dinge, Frauen zogen Hosen an und schnitten sich die Haare ab, zeitgenössische Kunst war mit Bedeutung aufgeladen und alle waren sie da, Picasso, Mattisse und eine unendliche Liste von Namen.

Seine Verlobte ist 19 Jahre alt, als er sie kennenlernt. Sie bekommen ein Kind. Mit 22 ist sie wieder schwanger. Dann stirbt Modigliani an Tuberkulose. Zwei Tage später nimmt sie sich hochschwanger das Leben.

Uff.

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Ich war übrigens seit 17 Jahren nicht mehr in Potsdam. Damals war ich gerade nach Berlin gezogen und meine damalige Freundin und ich wollten uns dieses barocke Potsdam ansehen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich am Bahnhof von der Tram zurückschreckte und mit vollem Gewicht einer amerikanischen Frau auf den oberen Teil des Fusses trat. Dort, wo man richtig viel Schaden anrichten kann. Die Frau schrie. Ich entschuldigte mich sofort und sie nahm die Entschuldigung an. Im Vorbeifahren sah ich allerdings von der Tram aus, dass sie ihren Schuh ausgezogen hatte. Vielleicht habe ich ihr Leben ruiniert. Ich werde es jedenfalls nicht erfahren.

Noch bemerkenswerter fand ich damals die hässliche Piefigkeit Potsdams. Man kam vom Hauptbahnhof über diese Brücke, dahinter eine grosse Baustelle, das Ufer war lieblos, zugewachsen, links das Mercure in einem grauen Plattenbau und die Leute grau in grau. Wie halt so vieles damals grau in grau getaucht war. Kein schönes grau, kein Anthrazit, sondern ein staubiges grau.

Jetzt läuft man über die Brücke und sieht zuerst natürlich das wiedererbaute Schloss, den Markt, rechts moderne, kleinteilige Häuser am Ufer, man möchte fast sagen in Bauhaus-Barock-Stil erbaut, am Ufer sitzen Menschen oder fahren mit Booten auf dem Wasser. Sogar das Mercure hat etwas von dem Glanz abbekommen.

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Heute Vormittag fuhren meine Frau und ich zum Liepnitzsee. Mir hatte es dort letzte Woche so gut gefallen, dass ich sie bat mitzukommen. Zuerst musste ich das Auto holen und danach fuhren wir raus. Es sollte nur ein kurzer Besuch werden. Eine Stunde am Ufer spazieren. Ich wollte eventuell auch ins Wasser springen, deswegen zog ich mir die Schwimmhose an. Die Luft war mir aber noch nicht warm genug, am Vormittag mass es lediglich 19 Grad, deshalb warf ich Stöckchen ins Wasser, damit die Hündin wenigstens etwas vom See abbekam.

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