[Fr, 9.8.2024 – Jobs, Milch, Filmjölk]

Es gibt zurzeit nur mässig interessante Jobangebote. Ich bewerbe mich trotzdem drauf. Auch grosse amerikanische Beratungsunternehmen suchen Kandidaten, auf die mein Profil durchaus passen würde. Allerdings bewöge ich mich damit beruflich in eine etwas andere Richtung. Ich bewerbe mich trotzdem und schmeisse bei der Angabe eines Gehaltswunsches ein unverschämt hohes Gehalt ein. Wenn die das wirklich zahlen, dann mache ich auch den Job. So bin ich wirklich. Ist mir doch egal, ich kann alles.

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Man erinnert sich vielleicht, dass ich im Mai über Filmjölk schrieb, eine Art Dickmilch oder Joghurt, die in Schweden und anderen nordischen Ländern weit verbreitet ist. Sie wird wie Joghurt mit Bakterienkulturen hergestellt. Allerdings hat Filmjölk hat einen wesentlich säuerlicheren, erfrischenden Geschmack, der mir sehr zusagt. Sie schmeckt eher wie Kefir, hat dabei aber die Konsistenz von Joghurt.

Was die meisten Menschen nicht wissen: Ich bin ein Kalb in einem Menschenkörper. Ich konsumiere täglich so viel Milcherzeugnisse wie eine fünfköpfige Familie. Das war als Kind schon so. Ich könnte mich ausschliesslich von Milch, Joghurt, Molke, Käse, Buttermilch, Kefir, Ricotta und allen verfügbaren Käsesorten ernähren. Wenn es die Gesundheit zulassen würde. Mittlerweile habe ich Kuhmilch durch Hafermilch ersetzt, weil sie mir zum einen besser schmeckt und zweitens finde ich den Kühen die Milch abzuzweigen und den Kälbern dafür einen künstlichen Ersatz zu geben, schlichtweg falsch, zumindest in diesem industriellen Ausmass. Beim Joghurt bin ich allerdings von den nach Karton schmeckenden Sojaghurts wieder auf Joghurt mit Milchbasis zurückgekehrt.

Als ich in Hamburg lebte, teilte ich die Wohnung jahrelang mit einem Stamm Kefirknollen, die ich in Milch blubbern liess und die daraus fermentierte Milch, immer mit Muesli verspeiste. Jeden Tag einen halben Liter. Die Knollen reinigte und pflegte ich wie kleine Babies. Mit dem Umzug nach Berlin gab ich sie aber auf.

Ab und zu machte ich selber Joghurt. Joghurt braucht eine höhere Temperatur, die man einfacher mit einer Joghurtmaschine erzielt. Aber die kleinen Becherchen nervten mich. Ich esse 500ml zum Frühstück. Die kleinen Becherchen sind Kinderspielzeug. Also doch wieder kaufen.

Ich will damit nur sagen: Ich probiere gerne Dinge aus.

Ich kenne Filmjölk nun seit einigen Jahren, ich schenkte ihr bisher aber keine Beachtung. Bis zu diesem Jahr, wo mir Joghurt nach den vielen Jahren plötzlich zu süss schmeckte. Das ist immer so. Nach einiger Zeit braucht man einen Wechsel. Bei unserem ersten Schwedenbesuch im Mai trank meine Frau Filmjölk und dann wusste ich, dass das genau der Geschmack war, der mir momentan am Joghurt fehlte. In den darauf folgenden Skandinavienwochen trank ich die schwedischen Nationaldepots an Filmjölk leer.

Zurück in Berlin stellte ich mich gezwungenermassen wieder auf Joghurt um. Mein Nachbar Sven erzählte mir allerdings, dass man im Denns Biomarkt Filmjölk unter dem Namen „Schwedenmilch“ kaufen kann. Das gab es dort tatsächlich und sie schmeckt wie im Urlaub. Filmjölk wird in Deutschland aber nicht grossflächig getrunken, bei Denns werden sie in einem braunen 500ml Liebhaberfläschchen für 2 Euro irgendwas und Biosiegel angeboten. Es wirkt wie aus der „Special Interest“ Ecke in Videoläden. In Schweden hingegen steht Filmjölk in Tetrapacks von verschiedenen Marken zwischen Milch und Joghurt in den Supermarktregalen.

Gestern googelte ich, ob man Filmjölk auch selber herstellen kann. Und tja. Das ist wirklich sehr einfach. Man stellt es wie Joghurt her, aber noch einfacher, da man sie auf Zimmertemperatur fermentieren lassen kann. Man gibt einen Esslöffel Filmjölk in einen Liter Milch und lässt diese 24 Stunden stehen.

Das tat ich heute schliesslich. Jetzt habe ich Filmjölk für den täglichen Gebrauch. Und ich bin glücklich.