Am Montag war ich mit einer Freundin verabredet. Sie ist eine der wenigen Leserinnen dieses Blogs, die ich auch persönlich kenne. Mittlerweile liest aus meinem Freundeskreis kaum noch jemand mit. Was ich durchaus gut finde. Es lässt mich befreiter aufschreiben.
Sie hatte den Eintrag von letztem Donnerstag anders verstanden, als ich ihn meinte. Der Eintrag handelte von meinem Abend mit Freundin M, wo wir über die Liebe sprachen und ich mich etwas überheblich über den Bekannten ausliess, der nun zum vierten Mal eine neue Ehe eingehen wird. Meine Abfälligkeit bezog sich allerdings nicht darauf, dass er seine Partnerin oft wechselt. Häufig wechselnde Partnerschaften oder wenn Menschen einen promiskuitiven Lebensstil pflegen, finde ich prinzipiell eine gute Sache, ich bezog mich hingegen darauf, dass er bisher drei Mal den Nestbau von vorne begann und nun mit seiner neuen jungen Frau vermutlich ein viertes Mal das ganze Programm mit dem Schwur der ewigen Treue und der Zeugung von Nachwuchs angehen wird. Natürlich kenne ich seine Beweggründe nicht, aber was ich im Laufe meines Lebens gelernt habe, sind die verschiedenen Stadien der Liebe, wovon das erste halbe Jahr sicherlich das aufregendste ist, weil alles in einem drin brennt. Diesen Gefühlscocktail kann man allerdings nicht immer aufrechterhalten. Mein Urteil bezog sich darauf. Ich glaube schlichtweg, dass er immer noch an die ewige rosarote Wolke glaubt. Aber was weiss ich schon. Überheblich ist es dennoch von mir.
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Heute fuhr ich wieder in den Wedding zum Eschenbräu. Ich war dort mit Freunden aus dem Fanclub verabredet. Wir redeten nicht über Hertha. Tun wir eigentlich eh nie. Es war ein neues Mitglied dabei, ein Mann in meinem Alter, der sagte, er sei KFZ Mechaniker. Natürlich kenne ich KFZ Mechaniker, ich kenne Handwerker, Maurer usw, aber Menschen mit einem richtigen handwerklichen Beruf finden in meiner Berliner Biertrinkengehen-Bubble schlichtweg nicht statt, daher konnte ich meine Verwunderung leider nicht sonderlich gut verbergen. In meiner Berliner Blase sitzen wir alle am Computer und werden jedes Jahr älter und unbeweglicher. Mehr oder weniger. Daher fand ich es ungemein spannend, über seine Arbeit zu reden. Aber er sagte gleich eingangs, dass er lieber einem anderen Gewerk nachgehen möchte, etwas, womit man bauen kann. Also die Arbeit von Tischlern, Maurern oder auch Arbeit an verschiedenen Leitungen, Wasser, Gas, Elektrizität. Das konnte ich total nachvollziehen. Mir geht es in Schweden so, nur habe ich sicherlich wesentlich weniger handwerkliches Geschick. In Schweden will ich die ganze Zeit etwas bauen, aber ich kann wirklich gar nichts. Für jeden Handgriff muss ich Max zurate ziehen.
Eine der Freundinnen trug ein rotes Halstuch. In meiner bisherigen Firma hatte ich auch einen Mitarbeiter, der auf schwulen Veranstaltungen immer ein rotes Halstuch trägt, um seine sexuelle Vorliebe nach aussen hin zu kennzeichnen. Das ist superpraktisch, es ist zielgerichtet und man vermeidet Missverständnisse. Der Mitarbeiter ist auch ein lieber Freund geworden und er erzählte mir immer ausgiebig von seinen Wochenenden. Aber seit ich ihn kenne, bringe ich rote Halstücher unweigerlich mit Fisting in Verbindung.
Meine Freundin stand schon und verabschiedete sich, so fragte ich beiläufig, ob sie wisse, was ein rotes Halstuch bedeute. Sie verneinte, aber ich wollte es in jenem Moment nicht ausbuchstabieren, deswegen empfahl ich nur, es zu Hause zu googlen. Plötzlich wollten alle wissen, was rote Halstücher bedeuten und so redeten wir danach übers Fisten von Männern.
Das Problem ist, dass rote Halstücher wirklich cool aussehen, ich glaube, das haben die Franzosen als modisches Gimmick erfunden, oder vielleicht waren es die Italiener oder die Mexikaner. Oder die Cowboys.
ich empfinde an keiner Stelle Deines Sonnerstags-Beitrages, das er überheblich klingt. Für mein Ohr hast Du sehr vorsichtig formuliert Dein Befremden ausgedrückt, nichts weiter.
ich kann mir so verteiltes Zusammenleben auch nicht vorstellen. In meinem Umfeld kommt das auch vor und ich empfinde es als stressig. Irgendeiner steht immer hinten an.
Okay, vielleicht habe ich nur anders wahrgenommen.