Den ganzen Tag auf der Hertha Mitgliederversammlung verbracht. Stefan Uersfeld hat auf n-tv sehr gut zusammengefasst, was da passiert ist.
Vorweg hatten wir uns im Fanclub auf 7 Kandidaten geeinigt, die wir unterstützen werden. Fabian Drescher für das Präsidentenamt und Anne Noske als Vizepräsidentin, sowie fünf weitere Kandidaten für das Präsidium. Es ist dann genau so gekommen. Genau diese sieben Kandidatinnen werden jetzt unseren Verein führen. Ich sollte schnell einen Lottoschein erwerben.
Allerdings schienen die Kandidaten für das Präsidentenamt eher Protagonisten in einer Clownshow zu sein. Der lauteste Bewerber, der sogenannte Turnschuhmillionär fuhr bereits seit Wochen eine schrille Kampagne mit hunderten Unterstützern, die am Stadion Hochglanzflyer verteilten während er selber in den Medien gegen das derzeitige Präsidium keilte und von Investoren schwadronierte, die er an der Angel habe.
Nach der Auslosung der Stimmzettel erhielt er genau 17 Stimmen. Von fast 4000. Ich glaube, sogar sein Wahlkampfteam bestand aus mehr als 17 Mitgliedern.
Der ernsthafteste Konkurrent war ein Unternehmer. Ich fand es erstaunlich, wie dilettantisch er auftrat. Er verrannte sich mit jedem Satz, wedelte mit einem Umschlag, in dem der Namen von 5 Unternehmen aufgelistet stünden, die bis zu 100 Millionen in den Verein stecken wollten, sollte er Präsident werden.
Das wurde alles abgewatscht. Niemand will Investoren, niemand will vermeintliche Heilsbringer, die mit Umschlägen wedeln. Immerhin erhielt er etwa 500 Stimmen.
Letztendlich siegte unser favorisierter Kandidat mit 85% der Stimmen.
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Gestern noch schrieb ich über Twitter und dass ich wegen der internationalen Accounts, die fast alle noch auf der Musk-Plattform geblieben sind, dort noch an einem Account festhalte. Heute berichtete mir meine Frau aus Seattle, dass Twitter dort seit einigen Tagen ein Riesenthema sei und nun viele Accounts wegziehen würden. Das Phänomen hat schon einen Namen und nennt sich „Xodus“. Die meisten gingen zu BlueSky. Stephen King ging allerdings zu Threads.
Vielleicht mache ich wieder mehr auf Social-Media. Allerdings war Twitter nie ein Tool, mit dem ich gerne kommunizierte. Ich empfand mich mit jedem Tweet als Aufmerksamkeitsheischend. Das funktioniert für mich nicht. Obwohl ich die Kurzform als Stilmittel sehr mag. BlueSky wird daran wenig ändern.
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Ist ja nicht so meine Welt, aber bei der Geschichte mit der Präsidentenwahl kommt mir eine Frage in den Sinn:
Wenn ich Mitglied in einem Fußballverein bin, ihn entsprechend toll finde, ihn unterstützen will und fünf Unternehmen kenne, die gerne in den Verein investieren würden – macht man das dann davon abhängig, ob man zum Präsidenten gewählt wird oder sorgt man nicht so oder so dafür, dass das Geld dem Verein zugute kommt?
Bei Euch ist es ja gut ausgegangen. Lustig, dass dieser Hochglanztyp nur so wenige Stimmen bekommen hat … 🙂
Die Frage wurde natürlich gestellt. Der eine Kandidat wusste darauf keine Antwort und der andere Kandidat meinte, es würde nur mit ihm als Präsident investiert, weil er garantieren könne, dass dann auch die Strukturen stimmen. Dabei verantwortet der Präsident ja gar nicht die Strukturen. Das macht der Geschäftsführer der Kommanditgesellschaft. OK der Präsident bzw das Präsidium beruft die Geschäftsführer, aber das schienen die Kandidaten nicht richtig zu durchblicken.