1 Ausgut Sonntag/Sunday – Boss 3

Am Freitag kam mein Boss zu mir und sagte:

Mek, ich moechte ein ernstes Gespraech mit dir fuehren. Hast du Zeit? Natuerlich hatte ich. So sass ich mich in sein Buero und fing meinen einstudierten Monolog an. Ueber meinen Vetrag der in zwei Wochen aufhoert und meine Unfreude darueber dass ich als Zeitarbeitler weiterhin fuer diesen Hungerlohn weiterarbeiten muesse. Doch gleich nach dem ersten Satz unterbrach er mich mit den abwesenen Worten:
“Das betrifft dich nicht. Dein Vertrag bei der Zeitarbeitsfirma wird nicht verlaengert”. Mein ganzer Mut fiel zu Boden und verstrickte sich in den dunkelgruenen Teppichboden: “Du Schwein, du mieses Ferkel” dachte ich “ja ich weiss auch dass ich die letzte Zeit alles andere als ein guter Mitarbeiter war, dass ich viel zu viele Raucherpausen einlege und dass ich viel zu viel auf den anderen Abteilungen rumhaenge und mich verquatsche und dass sich schon mehrmals Leute beschwert haben dass ich immer barfuss rumlaufe. Komm schon raus mit der Sprache, entlass mich dann, ich gehe jetzt gleich noch, du mieser Hund”. Dann fuhr er fort, waehrend er in irgendwelc he Papieren rumblaetterte. “Ich moechte dich gerne bei uns einstellen”. Ich guckte etwas verstoert drein. Das war nun wirklich nicht die Weiterfuehrung seines Satzes den ich erwartet hatte. Ich guckte zu Boden und hielt Ausschau nach meinem Mut der sich im Teppichboden verstrickt hatte, doch der hatte sich schon auf den Weg zur Tuere gemacht. Ich versuchte ihm zuzurufen dass es keinen Grund gab sich aus dem Staub zu machen, aber dann fuhr mein Chef schon fort mit einem minutenlangen Monolog voller Lob und Komplimenten “…du wurdest wegen deines merkwuerdigen Akzentes etwas schwer zu vermitteln eingestuft, aber bei deinen Qualitaeten und Lebenserfahrung wollte ich dich unbedingt ins Boot holen…” Der Mut war ziemlich eingegangen und versuchte unter Schnauben und Stoehnen vergeblich die Tuerklinke zu erreichen. Wenn der weiter so laut war, dann wuerde er alles vermasseln. “…du bist zwar ein unglaublicher Dickschaedel, aber du hast Freude an den Sachen die du machst…” Ich schielte in die Ecke und sah dass der Mut nun die Tuerklinke erreicht hatte und darauf rumritt. Jedoch war er viel zu klein geworden und eben nicht schwer genug diese zu bewegen. Wenn er bloss nicht so einen Laerm machen wuerde. Ich beruhigte mich etwas und setzte mich deshalb gerade in meinen Sessel um mir eine stattliche Haltung zu geben und sagte aufrecht und selbstbewusst: “Ahm mh”. Mein Chef merkte nichts davon, blaetterte immer noch in seinen Unterlagen und fuhr weiter “…und oben im UNIX-team wird sich im naechsten budgetaeren Jahr vieles tun und neue Stellen auftun und die meinten sie haetten grosses Interesse in dich…” Es wurde Still in der Ecke bei der Tuer. “…du sprichst sechs Sprachen, hast viel gereist…” Ich drehte meinen Kopf zur Tuer und sah wie der Mut an der Wand klebte wie eine Spinne, ploetzlich herangewachsen auf die doppelte Groesse von eben und guckte verstohlen zu uns herueber. “Moechtest du nicht vielleicht in naher Zukunft irgendeine kleine Fuerhungsposition nehmen, so zum anfangen?” Ich erschrak “Nein um Himmels willen! Ich kann zwar gut Kommandos geben, aber um ein Team zu leiten fehlen mir die sozialen Faehigkeiten”. Ich hoerte ein Schnurren von der Tuer her. Wenn ich es nicht besser gewusst haette, dann haette man meinen koennen es waere ein Brummen, so tief klang das. “Haha! Ja stimmt. Ich glaube du waerst in der Tat kein guter Teamleiter, du bist eher der Typ der eine ganze Firma leitet”. Er schaute mich zufrieden an. “Oder Zirkusdirektor!” seinen Witz fand er sehr komisch. Ich guckte etwas verdutzt drein und sah auch meinen Mut da drueben wie er seine Augenbrauen verzog. Mein Chef war nicht mehr zu bremsen lobte meine Eskalationsgespraeche mit veraergerten Kunden, wie geschickt ich diese Gespraeche unter Kontrolle hielt, unterdessen sah ich aus den Augwinkeln den Mut da drueben schon so gross wie einen grossen Koffer sich langsam die Wand hinauf bewegen in Richtung Decke. Und der Chef erzaehlte mir die Geschichte wieder, wie ich der einen alten Oma uebers Telefon half alle ihre Kabel mit dem Modem, dem Wandler, dem NTBA und dem Splitter zu verkabeln und zeigte mir den Dankes-Fax der besagten Frau, waehrend der Mut wie eine riesige Krake sich ueber die ganze Decke breit machte und herunterguckte und immer naeher kam. Dann wollte ich wissen was das in Termen von Lohn fuer mich bedeuten wuerde. Diese Frage kam etwas zoegernd heraus da der Mut nun die ganze Decke in Beschlag genommen hatte und ich das Gefuehl hatte dass er sich ganz loesen wuerde und auf uns runterfallen wuerde und saemtliche Blumen und Kaffetassen auf dem Tisch kaputtmachen wuerde. Dazu sagte er “Nun es wird schon etwas mehr sein als jetzt, aber natuerlich nicht das was du gerne haettest, ich kann in meiner Abteilung einfach nicht mehr rausruecken. Aber das ist natuerlich anders wenn du im UNIXteam bist”. Und in dem Moment machte es an der Decke einen Knacks und das ganze dunkle Biest da oben, das mittlerweile zu einem schleimigen und sabbernden Ungeheuer herangewachsen war, fiel hernieder, ueber mich her und ich war von oben bis unten mit braunem Schleim ueberzogen. Ich stand vom Stuhl auf und lief zweimal durch sein Buero und sagte “Schoen. Danke. Ich bade von all deinen Worten in einer dicken Lage feuchtem Schweiss”. Der Mut sprach zu mir “Verlange mehr Lohn oder kuendige”, aber ich wies den Mut auf seinen Platz, entledigte mich seiner und stiess ihn in die Ecke. “Dann ist ja alles klar und kann ich in den Urlaub gehen bald”. “Genau”.

29 Juli Donnerstag/Thursday – Boss 2

Ich ging heute zum Chef und sagte:

Hallo Boss, also ich muss jetzt mal ernsthaft mit dir reden, und zwar geht es um meine Zukunft hier in der Firma, weisst du-
Boss: Mek, ich habe keine Zeit jetzt.
Ich: Ich moechte binnen kurzer Zeit mit dir ein ernstes Gespraech fuehren.
Boss: Ja klar.
Ich: Hast du heute im Laufe des Nachmittags Zeit?
Boss: Nein, Morgen auch nicht, und am Anfang der naechsten Woche auch nicht.
Ich: Na schlage du den schnellstmoeglichen Termin vor.
Boss: (schaut in Kalender) Naechste Woche Donnerstag um 14Uhr.
Ich: *Grummel* Nein, da kann _ich_ nicht. Nenn mir ein frueheres Datum.
Boss: (vertieft sich im Kalender)
Nachdem ich zwanzig Sekunden wartete verliess ich sein Buro.