[Do, 5.9.2024 – Wenig Textarbeit, Sommersturm]

Tagespensum heute: Textseiten 58 bis 59 von 105. Das war heute nix. Immerhin ist eine Seite hinzugekommen.

Zuerst brachte ich meine Frau zum Flughafen, danach ging ich auf einen längeren Spaziergang mit der Hündin und dann war ich auf einen Kaffee verabredet. Auch die Abendrunde mit der Hündin fiel sehr lang aus, weil ich diesen Sommerabend heute so mochte. Die Temperatur war natürlich viel zu hoch, aber dieser stürmische Wind! Dieser Wind! Dieser Wind! Er weckte romantische Gefühle von sommerlichen Abendspaziergängen an der italienischen Küste. Das ging vielen anderen vermutlich auch so. Eine kleine Gruppe Hundemenschen versammelte sich im Park und wir spazierten in Kreisen. Noch ne Runde und noch ne Runde. Erst als es dunkel wurde, gingen wir nach Hause.

Überhaupt Sturm. Es stürmt in Berlin zu selten. Die Stürme machen immer einen Bogen um die Stadt. Auch abkühlende Gewitterzellen. Immer werden sie angekündigt, aber immer biegen sie vor Berlin wieder ab.

Jedenfalls war das Arbeitspensum an der Novelle heute sehr mager. Morgen werde ich mit einer Freundin an den See fahren, abends bin ich verabredet. Ich fürchte, dass die Textarbeit morgen ähnlich ausfällt. Aber am Wochenende bleiben die tropischen Temperaturen über der Stadt. Wenn die Wochenenden so heiss sind, kann man das Haus ohnehin nicht verlassen.

[Mi, 4.9.2024 – Deadline, Herthafans in Ostberlin]

Tagespensum heute: Textseiten 50 bis 57 von 104.
Es sind jetzt nur noch 104 Seiten statt 106. Ich habe eine überflüssige Passage gestrichen. Langsam wird es zeitlich knapp. Ich habe noch 4 Tage für etwa 40 Seiten. Ausserdem wollte ich den Anfang völlig neu schreiben. Es ist mir wichtig, das Ziel bis zur Deadline am Sonntag zu erreichen. Wofür setze ich mir sonst eine Deadline, wenn ich sie nicht ernst nehme. Immerhin sorgte die Deadline dafür, dass ich mich konsequent an die Bearbeitung des Textes gesetzt habe. Das könnte ich als Erfolg verbuchen, ist aber natürlich nur eine Ausflucht. Eventuell kommt es mir gelegen, dass meine Frau morgen verreist und es draussen ohnehin zu warm ist, um etwas zu unternehmen.

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Heute lief in meiner Strasse ein Familienvater mit seinen beiden Töchtern vor mir her und klebte einen Hertha Sticker an eine Regenrinne. Ich begrüsste ihn mit dem etwas albernen Gruss der Herthaner. Er fühlte sich natürlich ertappt, aber wenn sich in Ostberlin zwei Herthafans treffen, dann ist das eigentlich immer eine freudvolle Sache.

[Di, 3.9.2024 – verändernde Ansichten, Hochofenhitze, Post-DDR Podcast]

Tagespensum heute: Textseiten 47 bis 49 von 106

Heute war ich nicht sehr produktiv. Zwar arbeitete ich 5 oder 6 Stunden an dem Text, aber ich schaffte lediglich drei Seiten. Dabei wuchs der Gesamttext um eine Seite an. Es ist eine komplizierte Passage über die Legitimation von Gewalt. Mit Anfang zwanzig fand ich Gewalt gegen den Staat, wenn dieser sich sozial ungerecht verhielt, durchaus begrüssenswert. Als ich den ursprünglichen Text vor etwa 20 Jahren schrieb, fand ich es zumindest noch legitim. Aber Ansichten ändern sich. Dabei fand ich nicht die Perspektive, aus der diese drei Seiten erzählt werden sollten, weil sich durch bedeutungslos scheinende Formulierungen das Bild und die Perspektive komplett verschoben.

Und sonst hatten wir heute 32 Grad. Die Hündin ist nicht an Bewegung interessiert, schleppt sich nur hinter mit her. Dennoch langweilt sie sich den ganzen Tag. Morgen geht sie bei 34 Grad mit dem Gassiservice in den Wald. Immerhin werde ich mich konzentrierter der Novelle widmen können. Und vielleicht findet die Hündin ja Abkühlung im See.

Übrigens ein beeindruckendes Gespräch mit dem Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk, dem Autor von „Freiheitsschock“ über die Wahlen im Sachsen und Thüringen und über die geschichtlichen Zusammenhänge der Post-DDR Gesellschaft. Das bisher erkenntnisreichste Gespräch über das Thema. Es trägt nicht für gute Laune bei. Aber es gibt immerhin Denkanstösse.

[Mo, 2.9.2024 – Schätzungen, Hosentaschen]

Tagespensum heute: Textseiten 41 bis 46 von 105

Der Umfang der Novelle wächst an. Ich sagte zu Beginn der Überarbeitung, dass sie letztendlich 110 Seiten lang wird. Ich weiss nicht, wie ich solche Schätzungen berechne, ich schätze manchmal, weil es einfach schön ist zu schätzen. Diese Schätzung war aber völlig aus der Luft gegriffen. Aber sie scheint trotzdem wieder einmal richtig zu sein. Wie alle meine Schätzungen. Bilde ich mir ein. Der Text bestand vor der Überarbeitung aus 99 Seiten, jetzt habe ich fast die Hälfte bearbeitet und der Text endet jetzt bei Seite 105. Wenn sich der Text genau so weiter entwickelt, lande ich bei 112 Seiten.

Da mich meine Frau heute bat, zwischen 12 und 14 Uhr das Haus zu verlassen, ging ich mit der Hündin auf einen längeren Spaziergang. Zuerst fuhren wir zum Reichstag, dort spazierten wir über die Wiese und Spree zum Hauptbahnhof. Dort ging ich in den Hertha Fanshop und kaufte mir zwei kurze Hosen mit der blauweissen Fahne. Ich trage eigentlich keine Trikots, dafür oft andere Herthakleidung wie Trainingsshirts und Jacken. Auch Shorts wollte ich mir seit längerem kaufen. Die Shorts in dieser Saison sehen gut aus. Blau für Heimspiele und schwarz auswärts. Ich nahm beide.
Dann fuhren wir mit der Sbahn zur Warschauer Strasse, wo wir auf der langen Mittelpromenade die zwei Kilometer nach Hause liefen. Ich dachte, die Promenade sei ein feiner Ort um mit der Hündin zu spazieren, aber sie war heute sehr unkonzentriert und ständig abgelenkt, sie lief im Zickzack und steckte ständig ihre Schnauze ins Gras, also nahm ich sie an die Leine. Es kann natürlich auch daran liegen, dass die Promenade mitten in einer Partygegend befindet, wo auf den Bänken Döner und Pommes gegessen wird und überhaupt viel Abfall herumliegt. Die Hündin kann da gar nicht geradeaus laufen.

Zuhause probierte ich meine neuen Herthashorts an und stellte fest, dass sie keine Hosentaschen haben. Daran hatte ich nicht gedacht. Natürlich brauchen die Spieler auf dem Rasen keine Hosentaschen. Ich hingegen bin ein Hosentaschenmensch.
Tja. Ich werds überleben müssen.

[So, 1.9.2024 – Alte Weggefährten, Cliffs, Horror]

Samstag Textseiten 24 bis 33 von 102
Sonntag Textseiten 34 bis 40 von 104

Ich frage mich, ob man das noch Überarbeitung eines Textes nennt, tatsächlich schreibe ich die Hausbesetzernovelle in grossen Teilen neu. Diesmal will ich auch die Fakten auch etwas präziser aufschreiben und google daher viel nebenher. Und dann verliere ich mich immer in einem Dickicht niederländischer Seiten. Aber jetzt arbeite ich mit täglichen Zeitrahmen. Das hilft mir darin, nicht zu sehr in andere Tätigkeiten abzuweichen. Jeden Tag mindestens 2 Stunden. In zwei Blöcken von je einer Stunde. Letztendlich sitze ich länger dran. Aber das ist egal.

Beim Googlen lassen sich tatsächlich frühere Wegbegleiter finden. Einer ist in die Kommunalpolitik eingetreten. Er hat einen blauen Bart und auf seinem Instagram Account ist er so gut gelaunt wie früher schon. Er ist schwul und hat mit seinem Partner Kinder adoptiert. Das passt alles ins Bild, von wie ich ihn kannte. Und er ist immer noch mit Estelle befreundet. Sie taucht auf vielen Fotos auf. Mein langjähriger Mitbewohner Jochem war in Estelle verliebt. Sie hatten einige male geknutscht und wahrscheinlich auch miteinander geschlafen. Sie wollte aber nichts weiter von ihm, sie war eine sehr aktive und exzentrische DJane. Jochem hing ihr aber viele Jahre lang nach und war ganz herzzerbrochen.

Jochem ist im Internet unauffindbar. Seinen Bruder traf ich allerdings einmal in Berlin. Er wohnt jetzt in Neukölln. Ich fragte ihn nach Jochem. Aber er sagte nur, dass er es nicht wisse, da er mit Jochem nicht mehr rede. Die ganze Familie rede nicht mehr mit Jochem. Es waren an jenem Tag viele anderen Menschen anwesend, vielleicht vertiefte er deswegen nicht die Gründe. Ich spekuliere darauf, dass Jochem einer Sekte beigetreten ist. Das würde zu ihm passen.

Auch meinen ehemaligen Mitbewohner FB ergoogelte ich. Ohmann. Ich hasse kaum Menschen. Eigentlich nur Hitler und den Höcke. Aber auch für diesen dumpfen Linksfaschisten brachte ich sehr viele Hassgefühle auf. Das war übrigens beiderseits. Leider wohnten wir ein Jahr lang zusammen und hatten sehr ähnliche Interessen, wodurch wir auch in den gleichen Bereichen aktiv waren. Ausserdem überschnitt sich unser Freundeskreis in weiten Teilen.

OK, genug jetzt. Es kommen wieder Gefühle auf.

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Am Samstagabend fuhr ich ins Cliffs of Dooneen in der Husemannstrasse, um das Spiel gegen Kaiserslautern zu schauen. Das Cliffs ist ein deutscher Irish Pub, in dem sie neben anderen Fussballspielen meistens Hertha zeigen. Ich erwähnte vor einigen Wochen einen Verstorbenen, zu dem viele in meinem Fanclub einen Bezug hatten. Das Cliffs of Dooneen war dessen Stammkneipe, oder besser gesagt, er wohnte genau darüber und schaute unten die Spiele von Hertha BSC. Vor einigen Jahren zog er berufsbedingt nach Kaiserslautern. Da passte es ganz gut, dass heute das Spiel gegen die Pfälzer stattfand. Also gingen einige von uns ins Cliffs und wir stiessen ständig auf unseren Freund an. Viele in dem Pub kannten ihn und tranken auf ihn mit.

Es folgte ein wildes Spiel, das 4:3 für Hertha endete. Danach waren wir alle etwas euphorisiert von unserer Mannschaft. Und betrunken waren wir auch.

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Am Sonntag machte ich, wie jeden Sonntag einen grossen Obstsalat und danach schauten wir zwei Horrorfilme. Es ist mit Horrorfilmen immer dasselbe. Sie klingen auf Papier ganz interessant, die erste halbe Stunde, der Aufbau der Geschichte gelingt immer gut, die Atmosphäre stimmt, man merkt die Liebe zu den Figuren, die Bilder und Musik sind ästhetisch. Aber kaum ein Horrorfilm kann das Niveau auf der erzählerischen Ebene halten und muss daher auf billige Schockeffekte ausweichen.

Neulich stellte auf Facebook jemand die Frage: „I need a scary movie that makes me paranoid for the rest of my life“. Die Empfehlungen unter dieser Frage speicherte ich in einer Liste weg und schickte sie meiner Frau, die heute zwei davon aussuchte. Die Filme hiessen „Oculus“ und „Sinister“. In letzterem spielt sogar Ethan Hawke die Hauptrolle. Sie waren beide ganz OK. Wobei „Oculus“ eine durchaus unkonventionelle Story erzählt. Über zwei Zeitebenen wird die Geschichte von einem Geschwisterpaar ausgerollt, die eine Familientragödie überlebt haben. Darin lässt ein antiker Spiegel Menschen halluzinieren und zu Monstern werden. Die Geschichte baut darauf auf, dass die Schwester einen Plan verfolgt, diesen Spiegel zu zerstören. Die Geschichte funktioniert gut, ist aber in weiten Teilen etwas fad.
„Sinister“ hatte hingegen viele gruselige Momente, ohne dafür Schockmomente erzeugen zu müssen. Allerdings wird in der Geschichte nicht deutlich geklärt, was hinter den Morden genau steckt. Möglicherweise wird das im zweiten Teil aufgelöst. Weil der erste Teil nämlich sehr erfolgreich war, filmte man eine Fortsetzung. Die Fortsetzung erhielt aber lediglich 24% Zustimmung auf Rotten Tomatoes. Sowas schaue ich nicht. Wenn ein Film oder eine Serie nicht mindestens auf 60% kommt, schaue ich es nicht. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass diese Filme immer schlecht sind. Ausnahmslos.

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Am Abend folgte dann der dritte Horrorfilm aus Thüringen und Sachsen.

„Den größten Erfolg erzielten wir in Thüringen. Dort sind wir heute die wirklich ausschlaggebende Partei.
Die Parteien in Thüringen, die bisher die Regierung bildeten, vermögen ohne unsere Mitwirkung keine Majorität aufzubringen.“

Adolf Hitler, 2.2.1930