Hey. Alles gut hier. Sollte ich nach den besorgten Mails wirklich mal posten. Wirklich alles gut. Glaube ich jedenfalls.
Neulich saß ich zwei Stunden in einem Meeting über die neue Mailapplikation, als Hauptansprechpartner für die technische Fraktion. Zwei Stunden genickt und mit interessiertem Blick auf die Tafel geschaut, doch stattdessen drei Charaktere für das Drehbuch geknetet und geformt: den theatralischen Führertypen, den introvertierten Grummeltypen und den destruktiven Charakter der immer kurz davor ist, heilig zu werden. Gegen Ende des Meetings fragte man mich ob ich aus technischer Sicht Einwände hätte. Ich wachte auf, hatte vergessen was das Thema war, hatte vergessen was meine Anwesenheit dort zu bedeuten hatte, hob schließlich den Zeigefinger und sagte: Ja.
Man fragte mich warum und ich sagte deshalb und deshalb. Man nickte und sagte, gute Punkte seien das.
Also ja, alles gut hier. Besonders der dritte Charakter ist gut gelungen.

Nur bin ich mir nicht sicher wie ich das mit der Karmaverteilung erledigen soll. Aber das hat ja nichts mit dem Buch zu tun.

[Gerinnung]

Und dann die vielen Scherben auf dem Boden, weil man klaren Tisch machen wollte. Früher nannten wir das Tabula Rasa und wir wussten woran wir waren, bei klaren Tisch denkt man ja eher ans Reden, und nicht an die zerschellten Dinge. Gläser, Flaschen, und ja, die Metapher, sie kommt: Träume, Pläne und am Ende gar die Hoffnungen.

Und dann soll man die Scherben nicht vom Boden heben, so hat man es immer eingebläut gekriegt, sondern mit Kehrzeug einsammeln und in festen Behältern entsorgen; in Schachteln beispielsweise, oder einwickeln in diese dicken Rollen Unvermögen.

Und dann scheißt man natürlich auf das Kehrzeug, greift danach, und schneidet sich, nochmal und nochmal, weil man wissen will ob die Scherben das Licht genau so brechen, ob sie genau so leuchten.

[in quiete]

Wie wenig Platz wir brauchten. Als ich nachts von einem schlaftrunkenen Toilettengang zurück ans Bett kam und ich diesen winzigen Fleck sah auf dem ich vorhin gelegen haben musste. Dieser winzige Fleck zwischen ihr und dem Bettrand, während hinter ihr sich die weiten Flächen liebloser Bettödnis ausdehnten. Dieser winzige Fleck zwischen ihr und Bettrand auf den ich mich wieder drängte.

[wie lange es her ist]

Die eigenen Texte werden ganz haarig wenn sie altern. An der Oberfläche so überschüssig, wie Haare eben, an denen man dann zwirbeln will, bis alles rot wird und weh tut. Oder schlimmer noch, eigene Texte werde strähnig, der Talg bleibt an den Fingern kleben wenn man drüberfährt. Geht gar nicht.
Ich habe aber das Gefühl, dass mir das Publikum gestern all meine Streichungen verziehen hat. Das muss man auch können. Das Verzeihen mein ich, und nicht das Streichen.

(dabei habe ich nichtmal etwas gegen Haare)