[Fr, 11.7.2025 – Anrudern, Rollstuhl]

Vormittags war ich mit der Nachbarin und der TravellingLady spontan in die Rummelsburger Bucht gefahren. Wir wollten anrudern, also das erste Mal in der Saison mit unseren Kayaks ins Wasser stechen. Die Traveling Lady hatte ihren kleinen Hund dabei, dem sie eine Schwimmweste angelegt hatte. Ich ließ die Hündin hingegen zuhause. Zum einen, weil ich keine Schwimmweste für sie hatte und sie bisher noch nie in meinem Kayak saß. Weil mein Kayak kleiner ist als das der Traveling Lady, ist es auch etwas wackeliger. Ich habe nur das „Inlet“ der Faltkayakmarke „Oru“, sie hingegen hat das größere „Beach LT“ derselben Marke, das zudem mehr Gewicht transportieren kann.

Die Nachbarin hat diese Probleme nicht, da sie ein aufblasbares Kayak fährt. Das ist technisch etwas ganz anderes, das ist wesentlich stabiler im Wasser, allerdings auch aufwändiger im Auf- und Abbau.

Es ist das erste Mal, dass ich in der Rummelsburger Bucht unterwegs bin. Ich hatte von den Bootburgen nur gehört und sie von Weitem gesehen, als ich auf Sommerpartys mit größeren Booten auf der Spree schipperte. Das ganze Gebiet zwischen Bucht und Alt-Stralau und am nordöstlichen Ufer entlang bis fast zum Kraftwerk wird von zahlreichen, zusammengebundenen und -gezimmerten Bootsgruppen eingenommen, die dort scheinbar fest vor Anker liegen und wie Piratenburgen aus Waterworld wirken. Das ist manchmal ungemein ästhetisch. Wie Hausbesetzen auf dem Wasser. Aber in der Vorstellung sicherlich romantischer als in der Realität.

Zurück am Ufer werde ich von einem fremden Mann angesprochen, dass mein Kayak keinen Namen habe. Etwas ratlos schaue ich die Traveling Lady an. Ihr Kayak trägt tatsächlich einen Namen. In weißer, permanenter Farbe steht geschrieben „Traveling Lady“. Offenbar wird man auf der Havel durchaus von den Behörden nach dem Namen des Bootes gefragt, auch wenn es ein harmloses Faltkayak aus durchsichtigem Plastik ist.

Ich antwortete dem Mann, mein Kayak hieße „Traveling Lady“. Das fand er einen guten Namen. Die Traveling Lady fand das auch.

Gegen 13:30 Uhr hatte ich für meine Schwiegereltern, die gerade bei uns logieren, einen Tisch beim Griechen reserviert. Ich kam gerade rechtzeitig an. Meine Schwiegermutter ist nicht mehr gut zu Fuß unterwegs, deswegen mietete ich letzten Montag einen Rollstuhl für sie, damit wir ein bisschen flexibler sind. Die meiste Zeit verbringt sie zwar ohnehin zuhause, aber so konnten wir wenigstens zwei Mal etwas essen und trinken gehen. Was mir sofort auffiel: Wenn man als Mann eine alte Frau im Rollstuhl schiebt, wird man auf der Straße ständig von anhimmelnden Blicken fremder Frauen angeleuchtet. Das ist eine gute Sache. Kann ich jedem Mann auf Partnersuche empfehlen. Vielleicht sogar als Hilfe bei der Berufswahl.

#

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

To respond on your own website, enter the URL of your response which should contain a link to this post's permalink URL. Your response will then appear (possibly after moderation) on this page. Want to update or remove your response? Update or delete your post and re-enter your post's URL again. (Find out more about Webmentions.)