Der Herr Bandini hat sich zu einem neuen Nebenjob überreden lassen, nämlich mit geschäftigen Frauen auszugehen. Zwei sehr schöne Geschichten in denen er scheinbar desinteressiert, sehr lustig von traurigen Frauen erzählt.
Link eins link zwei.
Gerne mehr davon. (Mögen wir hoffen, dass er Gefallen an den Job finden wird).
die Freude am Herbst
Und ich dachte immer ich sei ein Romantiker, ich dachte immer es wäre der Wind und die fallenden Blätter die mir am Herbst gefielen, die Tage an denen mir manchmal die Worte fehlen, weil sich die ganze Stadt in ein verwehtes und schön trauriges Grau verfärbt, und zu zergehen scheint wie ein altes Foto, alles vergänglich, wie die Zeiten und Fluten, Jahr ein Jahr aus, das dachte ich.
Heute kam ich jedoch drauf, dass ich den ganzen Romantikkrams über Bord schmeissen kann. Die ganze Freude kommt nämlich nur auf, weil die Frauen wieder knielange Röcke, dünne Strümpfe und hohe Stiefel tragen.
gelesen
Wenn man dann nach einem anstrengenden Wochenende, mit glücklicherweise einiger sehr, sehr netten Stunden am Wasser, wieder halbtot hinter den Schreibtisch klettert und erstmal eine Bloggerrunde macht, dann scheint einem die Welt wieder in Ordnung, alles ist noch am Platz, der lästert über den, die hat wieder eine hübsche Geschichte geschrieben, und so weiter. Nur Lisa hat nichts gezeichnet.
Aber Lisas Zeichnungen will ich heute nicht hinterhertrauern, denn heute hat der nette Herr BlueSky meine Amrumer Tagebuchnotizen gelesen. Wie wunderbar, leider muss ich bis zum Abend warten, ehe ich es mir anhören kann. Ein anstrengender Tag wird das.
Amrumer Tagebuchnotizen
Amrum heisst auf Amrumerisch Öömrang. Und Friesengeist ist Korn mit Zucker. Schmeckt auch einige Gläser weiter nicht besser.
Es gibt sieben verschiedene Arten moin zu sagen. Ein hohes, ein tiefes und ganz viele dazwischen.
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Zu Mittag Krabben gepuhlt. Drei Stunden später damit aufgehört. Immer noch hungrig. Sich Sklaven herbeiwünschen.
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Die Zeit schlägt hier anders.
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Von der Wohnung zum Strand in fünf Minuten. Vom Strand zum Wasser eine halbe Stunde.
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Ebbe, ich liebe Ebbe. Und ich liebe Strände in der Nachsaison. Vor allem abends. Wusste ich nicht.
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Im Nebel auf dem Kniepsand, im Süden der Insel, da weiter oben muss das Meer sein, nein mehr nach links, eine Stunde lang im Kreis gelaufen, Nebel links und rechts und da und dort, nur Sand, Muscheln, Grassbüschel, tote Krebse, immer noch kein Meer in Sicht.
Nicht sicher ob man gerade über den Mars läuft oder über der Venus.
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Nach einer weiteren halben Stunde des verschwiegenen Herumirrens im Nebel. sich plötzlich freuen, über diese angenehme, irdisch anmutende Schwerkraft auf diesem Planeten.
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Der Dame einen Damm gebaut auf dem Strand, um das Abfliessende Ebbwasser aufzufangen und über einen Seitenkanal umzuleiten. Sie war stolz auf mich.
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Ich assimiliere mich langsam und ebenso langsam tröpfle ich abends in den Dünen hernieder. Und die Worte die wir reden, vibrieren irgendwo ganz weit weg und würde sie nicht auf meine Worte antworten, dann käme mir in den Sinn, dass ich das alles bloss gedacht hätte, gar nie gesagt, sondern nur in den Wind gespinstet, mein Hirn halt, wie eben leergepustet und der ganze Ballast rüber ins Watt geweht und von der nächsten Flut mitgenommen, in Flaschen abgefüllt, per Post nach Hawaii, meinetwegen.
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Irgendwann geht man abends mit den Vögeln schlafen und steht morgens mit den Vögeln wieder auf.
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Vom Dammbauen Muskelkater bekommen.
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Plötzlich realisieren, dass die Möwen viel später schlafengehen als man selbst. Sich dabei ein wenig schämen.
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Der Dame einen zweiten Damm gebaut. Die Flut kam schnell und erbarmungslos. Alles hin. Nächstesmal nehme ich Algen zur Verstärkung. Dame schien stolz zu sein. Auf mich.
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Zwei weitere Variationen von moin gehört.
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Aufhören zu reden jedesmal wenn man die See sieht oder wenn einem der Wind durch die Haare weht.
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Aufhören zu reden.
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Dann fragt man sich wo die ganzen siebzigjährigen Damenpäärchen herkommen. Der kämpfenden Männer ihrer fleissigen Nachkriegsgeneration müde, scheinen sie nun den erotischeren, intellektuellen Austausch, in vertieften Gesprächen mit Gleichgeschlechtlichen auf den Dünenbänken zu suchen.
Oder sind es bloss Witwen aus Witschaftswunderehen, in denen die Männer reihenweise den neu entdeckten und hart erkämpften Bratwurstlebensstil verfielen und im besten Alter der Arterienverkalkung erlagen?
In beiden Fällen erscheinen sie mir nun sehr glücklich.
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Aufhören zu denken.
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Nachts um zwei auf dem Balkon aus wilden Träumen erwacht und gesehen, dass die Möwen immer noch nicht schlafen. Es unverschämt finden. Gar respektlos.
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Einen dritten Damm geplant. Keine Algen. China muss warten.
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Es den Möwen mal so richtig zeigen und ausgehen.
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Amrum geht in der Blauen Maus aus. Überraschend angenehmer Ort. Dunkler Pub, der in Schottland stehen könnte, aber was ist schon das bisschen Nordsee dazwischen.
„Haben Sie auch was anderes als Friesengeist?“
„Nö“
„Irgendwas Schwarzgebranntes aus der Gegend hier?“
„Gestern war schon so ein Verrückter hier, der hat sechsundzwanzig Gläser von dem Zeug getrunken, dann brauchte er einen Arzt“
„Den Hubschrauber?“
„Nö, solche Kleinigkeiten heilen wir hier selbst“
(Eine Friesin in orangefarbenen Pumps neben mir an der Theke steckt den Finger in den Mund und lacht)
(Ich bestelle ein Bier, man will ja kein Grossmaul sein)
Auf dem Nachhauseweg sich nur noch ein Bett herbeiwünschen und gleichzeitig bemerken, dass die verdammten Möwen noch immer nicht schlafen.
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Friesengeist ist übles Zeug. Geht am nächsten Tag nichtmal mit überbackener Pasta weg.
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Immernoch Muskelkater.
an den Scheibenrand
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gepökelte Säue
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zum Abschied
„Mama, kann ich das Foto von uns beiden ins Internet stellen?“
„ja darfst du, aber nicht das wo wir beide so komische Gesichter machen“
„Nee Mama, ein Nettes von uns beiden, so als Zeichen unserer Liebe“
„Gut, und was schreibst du dazu?“
„Ach nichts, bloss, dass du in jeder freien Minuten Geschirr abgewaschen, und dass du in diesen fünf Tagen sechsmal meine gesamte Wäsche durchgewaschen hast“
„Ja aber das war ja nötig, die Kragen deiner Hemden, die mussten mal so richtig mit der Hand geschrubbt werden“
„Das erklärt aber nicht die ganze andere Wäsche“
„Ach das geht dann alles in einem“
„Gut, dann werde ich auch darüber schreiben, dass du dich auf die Fähre getraut hast“
„Und dass ich im Museum war“
„Genau, und, dass du meine ganzen kaputten Hosen und Hemden genäht hast und kurz davor warst meine löchrigen Socken zu stopfen, wenn ich dich nicht gebremst hätte…“
„Nein das schreibst du nicht“
„Doch, das schreibe ich“
„Dann musst du aber auch schreiben, dass du ****** gemacht hast und dich dann nicht auf ****** ***** hast“
„OK, das schreibe ich dann auch“
das Sprachblog
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die Stadt der Superlativen
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…
Und dann kommt die Erkenntnis, dass meine Mutter, jetzt wo sie alleinstehend ist, ein dreimal so spannendes Leben als meines führt.