[Do, 20.2.2025 – Buchdeckel]

Der Probedruck der Novelle kam heute an. Das Buch sieht fantastisch aus.

Mittags kehrte ich bei Dussmann in der Friedrichsstrasse ein. Bücher waren für mich eigentlich immer eher Textträger, so wie Platten und CDs Tonträger sind. Als die Welt auf E-Books umschaltete, verstand ich sofort deren Vorteil und seitdem versuche ich mich meiner Bücher zu entledigen. Darüber habe ich hier im Blog ja schon mehrfach berichtet.

Auch die Novelle wollte ich ursprünglich nur als E-Book veröffentlichen. Seit der Lektor mich aber davon überzeugt hat, die Geschichte als papiernes Buch in seinem kleinen Verlagslabel zu publizieren, hat mein Interesse an Buchdeckeln wieder zugenommen. Das liegt daran, dass ich es jetzt mit Buchliebhabern zu tun habe, die ständig von schönen Büchern reden. Wenn sie über Umschläge reden oder über Papierstärke, über das Textlayout, Gestaltung, Haptik usw. Ich kann das schon nachvollziehen und es zieht mich ein bisschen mit. Nun wird mein Buch nur als schlichtes Taschenbuch veröffentlicht, mir reicht das vollkommen, aber wenn ich durch die Regale bei Dussmann streiche, nachdem ich mich nun in den letzten Monaten mit dem Buch als haptisches Objekt beschäftigt habe, sehe ich Details, die mir vorher nicht so bewusst waren. Covers, Typo, alles folgt einer bestimmten Ästhetik. Der Lektor schimpft über E-Books, dass die einfach ein Schwall von Text sind, der sich dem Bildschirm anpasst.
Gerne mag ich auch diese für mich neue Art, den Buchbauch einzufärben. Ich weiss nicht, ob Buchbauch der richtige Begriff ist, aber ich meine damit die Vorderseite eines Buchrückens. Bei mir ist da ein Bauch.

Auch bei Taschenbüchern gibt es viel Variation. Im Bestsellerregal liegt Von Schirachs Monolog mit dem Namen „Regen“. Ich las ein paar Seiten darin. Das Buch sieht aus der Ferne wie ein gewöhnliches, schlichtes Taschenbuch aus, wenn man es in der Hand hält, fühlt es sich wie ein kurzer, intimer Text zwischen Deckeln aus Löschpapier an. Ich verstehe die Liebe darin.

Am Ende kaufe ich zwei schlichte Taschenbücher vom Fischerverlag. Coetzees letzter Roman mit dem Namen „Der Pole“ und ein Buch mit drei Erzählungen aus Bolaños Nachlass. Bei Coetzee und Bolaño weiss ich genau, was ich bekomme und was ich daran mag. Ich komme mit Joseph Conrad nämlich nicht voran, ich brauche etwas anderes. Bei Conrad denke ich mir auf jeder zweiten Seite, dass ich ihm als Lektor ganze Passagen zusammengestrichen hätte. Vielleicht sollte ich „Herz der Finsternis“ als papiernes Buch probieren, vielleicht lese ich da anders, vielleicht verstehe ich da die Liebe darin. Mit Sally Rooney habe ich hingegen das andere Problem, dass mich dieser dialoggetriebene Text sehr anstrengt. Aber Anstrengung lasse ich nicht gelten, die Zeit für dieses Buch kommt bestimmt.

2 Kommentare

  1. Ich lese Bücher auch praktisch nur als eBook.
    War andererseits unlängst in Wolgast in einem kleinen Buchladen und kann verstehen, warum es Menschen dort gefällt.
    Von von Schirach bin ich großer Fan und kann da uneingeschränkt alles empfehlen. Berührende klare Sprache. Kein Wort zu viel.
    Kein Wort zu wenig.

  2. Der Bauch heißt Buchschnitt. Oder eigentlich Vorderschnitt. Ihn zu färben, ist ein lustiger Trend. Ich liebe Bücher, lese aus pragmatischen Gründen aber auch viel eBooks.

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