Auf der Hundewiese stellte sich heute früh eine junge Frau in Leggings und einem Cameltoe zu mir und meinem Freund. Mein Hundewiesenfreund kannte die junge Frau, sie war einmal Lehrerin seiner Tochter. Er wusste nicht, was ein Cameltoe ist. Weil ich sagte, es sei wichtig, so etwas zu wissen, bat ich ihn doch bitte danach googlen. Er klickte natürlich auf die Bilder und fand mich danach etwas pervers. Ich weiss nicht, was daran pervers ist, vermutlich dachte er, dass ich mich daran aufgeile, also sagte ich, dass ich zu erwachsen sei, um mich in der Öffentlichkeit an Frauen aufzugeilen. Mit Männern über das Thema zu reden, ist immer schwierig, entweder man redet gar nicht, oder es wird blöd gewitzelt.
Mich interessiert Sex auf der theoretischen Ebene total. Der Cameltoe wollte nicht zu dieser Frau passen. Sexualität ist für Frauen im gesellschaftlichen Kontext furchtbar anstrengend. Ständig achtet man darauf, nicht in den Verdacht zu geraten, eine Schlampe zu sein, ständig muss dieses Muttergen nach aussen getragen werden und ja nicht dem falschen Mann zeigen, welche abgedunkelten Landschaften sich unter der Oberfläche befinden. Kleidet man sich als Frau aber wie ein Kartoffelsack, wird man nicht mehr angesehen. Vereinfacht gesagt.
Slutshaming. In meiner Firma mit den schwulen Männern war das ganz anders. Dort gab es mindestens drei die ganz offen und stolz von sich sagten: I am a slut. Schlampe zu sein war etwas positives. Das waren die begehrenswerten Männer.
Ich weiss aber nicht, wer die Frauen da schämt. Sind es die Männer oder sind es die Frauen. Eine Freundin von mir wurde an der Kita und der Schule schon oft wegen ihrer Kleidung zurechtgewiesen. Immer von Frauen. Weil ihre Strumpfhose nicht richtig im Schritt sitzt, weil ihr Kleid verrutscht ist, oder ihr Rock zu kurz. Immer mit einem zurechtweisenden Ton. Nie hilfsbereit. Männer machen sowas eher nicht. Aber möglicherweise geilen sie sich daran auf, oder machen sich beim Bierchen darüber lustig. Kriegt man als Frau ja auch mit, oder?
Die Sluts in meiner Firma wurden aber nie geschämt, sie wurden auch nicht gestalkt oder zu sexuellen Handlungen genötigt, denen sie nicht zustimmten. In der Regel zumindest. Natürlich gibt es Ausnahmen. Zwischen Frauen und Männern sieht das ja ganz anders aus.
Die Frau mit dem Cameltoe hatte aber ein nach aussen gekehrtes Muttergen, das Cameltoe wollte nicht ganz ins Bild passen. Mein Hundewiesenfreund fand einen Artikel auf Reddit, wo sich Menschen über dieses Thema austauschten. Dort schrieben Frauen, dass sich Cameltoes manchmal einfach nicht vermeiden liessen.
So. Sind wir jetzt auch ein Stück schlauer.
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Weil ich gestern den Post zur Vorbestellung der Novelle veröffentlichte, schielte ich natürlich den ganzen Tag auf mein Telefon. Wie viele Vorbestellungen kamen, wie viele Reposts und Likes auf SocialMedia es gab undsoweiter.
Dazwischen musste ich aber auch noch die Wohnung putzen. Um 16 Uhr sollte ich zum Flughafen fahren, meine Schwiegereltern abzuholen. Und weil morgen ein Feiertag ist, musste ich für ein ganzes Wochenende einkaufen. Für vier Leute. Dummerweise ist meine Frau gerade krank und damit nicht sehr belastbar, aber sie kam dennoch mit in den Supermarkt. Wenn ich Feiertage überbrücken muss, dann kaufe ich alles immer in doppelter Ausführung, ich komme mir dabei vor wie ein Prepper, der das ganze Wochenende in seinem Bunker verbringen muss. Als ich mich für die Fahrt zum FLughafen vorbereiten wollte, kam eine Nachricht des Schwiegervaters, dass sich der Flug verspäte. Eine halbe Stunde später eine Nachricht mit einem ähnlichen Inhalt. Zwei Stunden später wurde der Flug schliesslich abgesagt.
Nun sitzen wir in einer frisch geputzten Wohnung. Ich weiss gar nicht, was ich damit anfangen soll.
Weil ich nicht weiss, wie dieses Blog gelesen wird, also ob ihr jeden Tag liest, oder nur alle paar Tage alle Einträge nachholt, poste ich den Link zu den Vorbestellungen jetzt mal jeden Tag. Bis Mittwoch.
Also: die Novelle „Springweg brennt“ kann ab sofort mit persönlicher Widmung vorbestellt werden. Alle Details dazu hier.
ha, ich überlegte gerade noch was da als Widmung drinstehen soll.
Ich könnte es mit „An die beste Kommentatorin“ einleiten.