Es war ja fast zu erwarten, dass ich in diesen Tagen wenig Zeit für Tagebucheinträge haben würde. Ich habe eine gute Zeit mit meiner Schwester, wir sind viel unterwegs, und heute beschlossen wir sogar spontan, nach Rügen an die Ostsee zu fahren. Am Freitag habe ich ein Bewerbungsgespräch, der Plan sah vor, dass wir daher nur einen Tag bleiben können. Nach wenigen Stunden am Meer war meine Schwester aber dermassen begeistert, dass sie gerne noch einen Tag dranhängen wollte. Ich kann das Bewerbungsgespräch theoretisch ja auch von Rügen aus halten, ich brauche nur ein Hemd, weil das für ein Bewerbungsgespräch schlichtweg seriöser aussieht und es das Minimum ist, das ich an Aufwand aufbringen will. Oder zumindest einen anklebbaren, schwarzen Kragen. Wenn ich mit ihr einen Tag länger bleibe, spendiert sie mir ein Hemd, sagte sie.
So kamen wir vom Abendessen zurück und wir verlängerten unseren Aufenthalt um einen Tag bis Freitag.
Es ist hier wirklich sehr schön. Der Himmel ist blau, die Menschen sind freundlich und die Temperatur ist angenehmer, als sie mit ihren 13 Grad auf Papier hergibt. Das Licht ist bereits sehr hell, sehr weiss, wir nähern uns schon der Sonnenwende, In Longyearbyen geht die Sonne schon seit Wochen nicht mehr unter, in Lappland wird es nachts schon nicht mehr richtig dunkel. Ich vergesse immer, wie lange diese Sommersonne eigentlich dauert. Sie beginnt ja schon weit vor dem Sommer. In jener Zeit, die wir Sommer nennen, nimmt die Länge der Tage ja längst wieder ab.
In zehn Tagen fahren wir nach Schweden. Das Thermometer zeigt dort 1 Grad plus. Zugegebenermassen ist es 6:30 Uhr am Morgen, während ich diese Zeilen schreibe. Am Nachmittag wird es dort so warm wie hier auf Rügen, also etwa 13 Grad. Das ist schon in Ordnung.
Sonst habe ich wenig mitzuteilen. Ich habe kaum Notizen gemacht. Dadurch verschwimmen die Eckdaten, an denen ich entlangerzähle. Es ist so früh am Morgen und meine Wahrnehmung der letzten Tage dermassen ausgezoomt, dass ich nur das weite Blickfeld habe. Die Notizen werde ich wieder aufgreifen müssen.
Dafür gehe ich jetzt mit der Hündin runter zum Strand. Sie wird es lieben. Das freut mich jetzt schon. Die Sonne steht schon weit am Himmel.