Wir waren mit der Hündin wieder beim Mantrailing. Wenn Menschen mich fragen, was das ist, dann sage ich: Leichen aufspüren. Die korrekte Bezeichnung auf Wikipedia lautet jedoch: Personensuche unter Einsatz von Gebrauchshunden. Die Motivation, es korrekt auszusprechen, ist jedoch nicht gross, wenn man die Alternative kennt. Zum Mantrailing muss man vieles vorbereiten. Zum einen Katzenfutter als Belohnung, den sogenannten Jackpot. Wesentlich aufwendiger ist es jedoch, die richtigen Leichen zu finden. Idealerweise sind die Leichen schon eine Weile dem Verwesungsprozess ausgesetzt gewesen. Mindestens drei Tage. Ungeübte Tiere, wie meine Hündin, brauchen noch einen starken Verwesungsgeruch, um ihn als solchen zu erkennen. Deswegen kommen frische Leichen nicht infrage, man muss sich also auf den Zweitmarkt begeben. Unsere Trainerin ist auf diesem Markt nur mittelmässig gut vernetzt, sie übt fast nur mit Hunden im fortgeschrittenen Level, sie kann daher selber Hand anlegen. Üblicherweise begibt sie sich schon in den frühen Morgenstunden in den Park, wenn die Jogger noch nicht so zahlreich unterwegs sind. Das geht schnell und der Nachschub an Vorrat ist ziemlich zuverlässig, vor allem in den Sommermonaten. Der Zweitmarkt hingegen kostet Geld, erfordert eine grössere Vorlaufzeit wegen der langsamen Paketdienste, meist kommen die Lieferungen aus Bayern oder Sachsen. Allerdings haben diese den Vorteil, dass die Leichen bereits in handlichen Stücken aufgeteilt sind. In Plastik verschweisst und in ähnlich grossen Päckchen. Man kann sie als 100-g-Packungen bestellen, sowie 200-g oder 500-g. Immer bei einer Mindestabnahme von 2kg. Wir bestellen sie immer in grösseren Mengen, wegen des Rabattes. Dabei sind die Preisunterschiede bei der Fleischsorte und der jeweiligen Herkunft beträchtlich. So kostet die Ware aus Sachsen von der Sorte „Thüringer“ wesentlich weniger als die Premiumsorte „Ausländer“. Bei einer Lieferung aus Thüringen entfällt die Sorte „Thüringer“ allerdings, dafür nennt sich die Billigvariante „Sachse“. Kommt die Ware hingegen aus Niedersachsen, heisst das Premiumprodukt wiederum „Sachse“, während das Produkt „Ausländer“ etwas günstiger ist. Einen wesentlichen Unterschied zwischen den Produkten konnten wir bisher jedoch nicht ausmachen. Neuerdings kaufen wir meistens aus Polen, wo es keine Premiumvariante gibt, aber das Produkt „niemiecki“ zu dauerhaft und unschlagbar niedrigen Preisen angeboten wird.
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Heute wurde eine Podcastfolge des Magazins „Kulturlemente“ aus Bozen veröffentlicht. Die Folge handelt von meiner Novelle. Darin ein Interview mit mir, ausserdem von der Redaktion vorgelesene Passagen. Alternativ auch auf Spotify. Das freut mich total.
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