Auf meinem Notizzettel stehen zwei längere Fragmente, die als Blogeinträge geplant waren. Ich schrieb die letzten beiden Tage daran, sie sind aber beide nicht fertig geworden. Weil sie mich langweilten und ich gerade im Romanprojekt wieder einen Flow habe.
In dem ersten Blogfragment beschrieb ich einen seltsamen Muskelkater, den ich neuerdings als Fünfzigjähriger habe. Nach den Sporteinheiten plagt mich nicht mehr ein akuter Muskelschmerz wie früher, es ist eher eine dumpf schmerzende Müdigkeit, die sich wie eine schwere Decke über mein Gerüst legt. Des Weiteren referierte ich in dem Fragment über die Maschinen im Fitnessstudio, dass ich sie alle durchschaut habe und ich deswegen zu Decathlon am Alex fuhr und mir zwei 7,5-kg-Hanteln kaufte, weil ich der Überzeugung bin, dass ich einen Großteil der Übungen auch mit Hanteln absolvieren kann. Ich erklärte das in den Notizen sehr ausführlich. Ich gelangte nämlich zur Erkenntnis, dass ich viele Übungen zuhause ausführen kann, während ich im Studio jene Übungen durchführen werde, die sich zuhause nicht so gut umsetzen lassen, wie beispielsweise die Bewegungen an der Trizepsmaschine oder der Rudermaschine, sowie sämtliche Übungen für Knie und vor allem Abduktoren (innen wie außen). Zudem beschrieb ich in den Notizen, wie ich auf dem Weg nach Hause die Hanteln vorne im Fahrradkorb transportierte: 2 × 7,5 kg sind zusammengerechnet 14 Kilo und jetzt habe ich am Vorderreifen einen Platten. In den Notizen führte ich das alles sehr umständlich aus. Lustig war es nicht. Auch nicht informativ. Die Sache mit dem platten Reifen hätte ich sicherlich irgendwie unterhaltsam darstellen können, aber es fehlte mir an Fantasie. Das Blog ist ja meine Experimentierwiese, wo ich mich frei darin üben kann, Begebenheiten in Textform zu bringen. Es gelang mir aber nicht, einen platten Vorderreifen mit dem Transport von Hanteln im Fahrradkorb auf eine lustige Weise zusammenzubringen. Eigentlich ist das ja auch nicht lustig. Mir kam aber vor, dass darin viel künstlerisches Potenzial liegt.
In der Rohfassung des anderen Blogeintrags beschäftige ich mich mit dem Reisen. Diese Rohfassung ist unfassbar fragmentiert. Sie besteht aus neun Absätzen, die ich allesamt nicht zu Ende denken konnte. Nach jedem Absatz, den ich nicht zu Ende denken konnte, machte ich eine Pause, um ihn später zu vervollständigen, und fing einen neuen Absatz mit einem weiterführenden Gedanken an, den ich aber wieder nicht abschloss, aber wiederum einen neuen Absatz mit einem weiterführenden Gedanken begann. Das ging neun Mal so. Ich äußerte mich darin etwas despektierlich über Travelfluencer und Pauschalreisende sowie Menschen, die Bucket-Lists abklappern, und ich behauptete, dass ich Reisen nicht mehr wirklich mag. Während des Schreibens fiel mir aber auch auf, dass das eine grobschlächtige Aussage von mir ist, und deswegen überlegte ich lange, was mich von anderen Reisenden unterscheidet, und da hatte ich wieder einen Gedanken, den ich nicht zu Ende denken konnte, aber diesmal beließ ich es dann auch dabei und brachte den ganzen Eintrag nicht zu Ende.
Trotzdem werde ich den Text vermutlich irgendwann aufgreifen, da ich ein paar Gedanken dazu wichtig finde. Vielleicht finde ich dann einmal den richtigen Ton und vielleicht klären sich auch die Gedanken zu dem Thema. Bis dahin bleibt er irgendwo auf meinem Notizzettel hängen.
Mein Notizzettel ist ja eine Buchstabensenke. Ich verfasse alles darin: Mails, Blogeinträge, längere Nachrichten für den Messenger, damit die Empfängerin nicht stundenlang „Markus is typing…“ liest, ich kopiere IBAN-Nummern hinein, um sie irgendwo anders hin zu übertragen, ich führe darin eine Liste des Amazonrankings meiner Novelle, ich habe dort ein „å“ stehen, damit ich es copypasten kann, um schwedische Wörter korrekt zu schreiben. Sogar meine Steuernummer habe ich in dieser Textdatei hinterlegt. Es ist eine ganz simple, flache Textdatei. Sie beruhigt mich.
Vielleicht mache ich das jetzt auch immer so, dass ich meine Blogeinträge kommentiere, anstatt sie zu veröffentlichen. Als wäre es ein eigenes Subgenre.
