Gestern kamen die gedruckten Blogbücher per Post. Als ich von der Hunderunde die Straße zu meinem Haus hinauflief, sah ich eine Frau von der Post mit ihrem Anhänger vor meinem Haus. Sie schien gerade fertig zu sein, und da ich die Buchsendung heute erwartete, fragte ich sie, ob etwas für Pfeifer dabeigewesen sei. Ich stellte die Frage im Vorbeigehen, eher rhetorisch, wie einen Gruß, eine Art Smalltalk. Seit ich Hundebesitzer bin, mache ich das ständig, dieses Hallosagen mit fremden Leuten und irgendeinen netten Kommentar abgeben, entweder über das Wetter, die schweren Pakete oder irgendwas Lustiges, wenn man sich beispielsweise im Weg stand. Der Kiezstraßenfeger der BSR hebt seinen Arm auch von der anderen Straßenseite zum Gruß, er sagt etwas Unverständliches zu mir, ich antworte etwas Unverständliches und wir heben wieder den Arm und sagen: „Schönen Tach noch.“ So sind wir Hallosager. Mit Hunden, es gibt sie aber auch ohne Hunde.
Wenn ich einmal ein alter Mann bin, werde ich vermutlich ein geschwätziger Kiez-Opa.
Weil die Postfrau und ich uns vor dem Haus über den Weg liefen, sagte ich eben rhetorisch: „Na, etwas für Pfeifer dabei?“ Dann stieß sie einen Schrei aus, aus dem ich nicht recht herauslesen konnte, ob es Freude oder Klage war. „PFEIIIIFER!“, sagte sie. „So viele Pakete!“. Sie verzweifelte nämlich gerade an der Überlegung, wie sie mir all diese Pakete übergeben könne. Daraufhin zeigte sie mir ihre gelbe Kiste, die bis zum Rand hin mit Buchpaketen gefüllt war. 21 einzelne Pakete. Alle für mich. Weil auch ich nicht einfach 21 Buchpakete gleichzeitig auf den Armen balancieren kann, schlug ich ihr vor, dass sie mir die ganze Kiste leiht, ich die Bücher darin nach oben trage und ich sie danach wieder hinunterbrächte. Sie arbeitete sich schließlich von Haus zu Haus vor. Da ich sofort wieder herunterkäme, sei sie höchstens bis zum Nachbarhaus gekommen, wo ich ihr die leere Kiste wieder überreichen könne. Sie hielt kurz inne und sagte dann: Das ist ja eine super Idee.
Jo. Fand ich auch.
Zwar gab mir die Lauferei keine Vorteile. Aber ich hatte meine Bücher und war gut gelaunt.
Heute stellte ich sie dann chronologisch geordnet auf dem Boden auf und fotografierte sie. 21 Jahre Weblog. Jedes Jahr ein Buch. Die letzten vier sind richtig dick. In total fast 5000 Seiten, fast 1 Million Wörter. Ich bin wirklich erstaunt, wie viel sich da angesammelt hat. Jetzt habe ich das Blog jedenfalls analog. Wenn die KI und Russland jetzt das Internet löschen, habe ich immerhin einen Abzug.
Mit den Fotos spamte ich meine Instastorys voll. Ich finde die Buchreihe ja voll ästhetisch.
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Abends Blutmond. Wir trafen auf der abendlichen Hunderunde ein paar Familien, die aufgeregt die beste Sicht auf den Blutmond suchten. Er hing in der späten Dämmerung noch etwas tief über dem östlichen Brandenburg. Etwas geheimnisvoll, unheilvoll, noch etwas blass, weil der Himmel noch nicht verdunkelt war. Ich hatte mein Telefon nicht dabei. Aber das Internet ist ja voll davon.
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