[Do, 11.9.2025 – künstliche Faulheit]

Wenn ich mit der KI rede, habe ich oft das Gefühl, es mit zwar hochintelligenten, aber faulen Praktikanten zu tun zu haben. Sie strengt sich zwar an, um mir zu gefallen, und schüttelt ein paar Extras aus dem Ärmel, die sie gerade parat hat, ich muss sie aber immer noch einmal anschieben, damit sie den Sachen auch richtig nachgeht.

So lese ich gerade Stephen Kings Novelle „die Leiche“, nein, keine Horrorgeschichte, und darin gibt es zwei sehr lange und langweilige Passagen, in denen der Erzähler seine eigenen Kurzgeschichten lesen lässt. Man liest also zwei ganze, themenfremde Teenager-Kurzgeschichten innerhalb einer Novelle. Weil mich das furchtbar langweilte, fragte ich die KI, ob diese Geschichten wirklich relevant sind oder man sie auch überspringen kann.

Die Antwort lautete, dass sie die Geschichte „Die Leiche“ nicht kenne, sie aber der Meinung sei, dass bei Stephen King alles zum Plot beitrage und er keine Lückenfüller verwende. Dabei wartete sie durchaus mit Informationen und Referenzen über Kings Werk auf. Das stellte mich natürlich nicht zufrieden. Ich sagte: Natürlich kennst du „Die Leiche“, streng dich ein bisschen an, die heißt auf Englisch nur anders.

Daraufhin antwortete sie sinngemäß: Sorry, stimmt, das muss dann die Novelle mit dem Titel „The Body“ sein.

Sorry. Praktikanten sagen auch immer „Sorry“, wenn man sie beim Faulsein erwischt.

Der KI war aber nicht geläufig, dass darin Kurzgeschichten enthalten sind. Ich sagte: Doch, im ersten Drittel gibt es ein Kapitel mit dem Wort „Stadt“ in seinem Namen.

Und dann wusste sie Bescheid. Sie sagte wieder Sorry und kannte auch gleich die zweite enthaltene Kurzgeschichte (ohne dass ich noch einmal extra danach fragen musste).

Das Gruselige ist allerdings, dass ich heute die Frage erneut stellte. Ein bisschen anders formuliert, mit einem anderen Schwerpunkt. Ich bekam diesmal eine umfangreiche Antwort, sofort schlug sie mir eine Einordnung der beiden Kurzgeschichten vor, sogar mit einer tabellarischen Übersicht.

Im Zusammenhang mit KI verwende ich ständig das Wort „gruselig“

Faul ist die KI oft auch beim Programmieren. Sie spuckt erstmal gut aussehenden Code aus, der sich aber oft im ersten Wurf nicht verwenden lässt. Ich sage dann: Das Programm lässt sich nicht ausführen.

Wie auf Arbeit. Viele Menschen liefern ein Ergebnis, haben es aber nicht selber getestet. Dann sagt sie: Ah, stimmt, ich probiere es mal mit einer anderen Library.

Manchmal funktioniert es dann, manchmal aber auch nicht.

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