[So, 14.9.2025 – Nordmeer, Labrador, Chats, Jahrgangstreffen, Lesung]

Die letzten Tage gingen wir mit der Is- und Grönlandreise in die Feinplanung. Es fiel mir leicht, Aktivitäten für Grönland auszusuchen und zu buchen. Die Planung für Island fällt mir hingegen schwerer. Zum einen sicherlich, weil ich Island bereits kenne und weiß, was mich dort weniger interessiert, und ich auch weiß, was von Touristen überlaufen ist. Aber meine Frau hat in Island lediglich einen einzigen Tag frei, ich wollte daher schon etwas buchen, wo auch sie das Gefühl hat, auf dieser unfassbar schönen Vulkaninsel zu sein und ihr Besuch nicht von inneren Bildern ihrer Arbeit in Erinnerung bleiben wird.

Auf dem Rückweg von Grönland haben wir noch einen Tag auf der Halbinsel südwestlich von Reykjavik. Dort werden wir mit einem Geologen 6 Stunden über das Vulkangebiet von Grindavik laufen. Das wird sicherlich interessant. Für den einen Tag auf der Hinreise wäre eventuell eine Gletschertour in Betracht zu ziehen. Sonst stünde auch „Schnorcheln im Nordatlantik“ zur Auswahl. Bibber. Klingt lustig. Aber eher, um Leute damit zu erschrecken. Das ist sicherlich eine Aktivität für Menschen mit einer Bucketlist. Schnorcheln im Nordatlantik. Check. Aber ist Island wirklich vom Nordatlantik umflossen? Wenn ich „Schnorcheln im Nordatlantik“ schreibe, denke ich eher an Schnorcheln in Irland, geographisch kann man da sogar von Portugal oder Madeira sprechen. Island würde ich doch eher im südlichen Nordpolarmeer verorten, aber den Begriff gibt es ja nicht, ich bräuchte den Begriff aber, um das Wasser um Island herum zu beschreiben. Nordöstlich von Island beginnt irgendwann die Norwegische See und darüber irgendwann das eigentlich Polarmeer mit der Barentssee und darüber der arktische Ozean. Und weiter westlich, zwischen Kanada und Grönland, liegt die Labradorsee, also vor Nuuk, wo wir ab Samstag sind. „Schnorcheln an der Labradorsee“ klingt für die meisten Menschen aber eher nach Hundebaden am Baggersee.

Google schlägt „Europäisches Nordmeer“ vor. Schnorcheln Ende September im europäischen Nordmeer gehört jedenfalls nicht zu meinen Kinks.

Ich telefonierte auch länger mit meinem Vater, der seit mehr als einem Jahr an undefinierbaren Muskelschmerzen leidet. Diese Woche erhält er vielleicht eine Antwort vom Arzt. Mittlerweile glaubt er aber, dass es vielleicht an der Einsamkeit liegt. Er leidet schon sehr darunter, dass er keine Frau mehr findet. So hatte er sich den Lebensabend nicht vorgestellt. Ein schönes, großes Haus im Dorf, es ist aber so leer.

Über den Tag verteilt chattete ich mit einem alten Freund aus Südtirol, der zu viele rechte Podcasts und rechte Influencer hört und tatsächlich davon spricht, dass Kirk ein moderater christlicher Konservativer war. Der Chat, der ständig droht, laut zu werden, zieht sich den ganzen Tag lang. Am Ende sind wir beide von der Diskussion ermüdet und freuen uns auf das Bier, das wir im Oktober in Südtirol trinken werden.

Ich wurde eingeladen, am 15.10. in Meran aus meiner Novelle zu lesen. Das wird sicherlich super. Infos werden noch folgen, auch wenn ich nicht glaube, dass hier jemand aus Südtirol mitliest. In jener Woche werde ich zudem einem Jahrgangstreffen beiwohnen. Mit ehemaligen Mitschülern der Grund- und Mittelschule. Das sind ausnahmslos Menschen, die ich seit etwa 35 Jahren nicht mehr gesehen habe. Mittlerweile bin ich allerdings mit einigen auf Facebook befreundet. Ich freue mich wirklich darauf. Viele Menschen bekommen beim Gedanken an Jahrgangstreffen Hautausschlag, ich nicht, was sicherlich daran liegt, dass ich noch nie an einem Jahrgangstreffen teilgenommen habe. Meine Familie zog von dem kleinen Dolomitendorf Corvara weg, als ich 14 war, das ist genau in dem Alter, in dem sich langsam die ersten bedeutenden Freundschaften bilden. Bei mir hatten sich die Freundschaften damals erst angedeutet, aber danach verlor ich den Kontakt. Die Freundschaften, die danach entstanden, waren mit jungen Erwachsenen, mit einer ganz anderen Biografie, von einer ganz anderen Schule und einem ganz anderen Freundeskreis. Ich bin gespannt, was aus den Menschen geworden ist. Ich schrieb in den Chat, dass ich mich freue, sie alle wiederzusehen. Die anderen freuten sich auch und sie schienen mich noch zu kennen.

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