[Di, 16.9.2025 – Vertrauen in die Weltwirtschaft und so]

Wie die Hündin ständig meine gebrauchten Socken klaut und sich damit in ihr Bettchen zurückzieht: Ich fühle mich dann immer sehr geliebt.

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Vor 15 Jahren arbeitete ich ein paar Jahre lang bei einem kleinen E-Commerce-Unternehmen in Kreuzberg und als ich anfing, wurde die Firma gerade von Ebay gekauft. Da ich die IT leitete, war es eines meiner ersten großen Projekte, die technische Konsolidierung mit dem neuen Mutterhaus durchzuführen. Nach der erfolgreichen Umsetzung wurden den maßgeblich Projektbeteiligten Aktien von eBay und PayPal im Wert von etwa 600€ ausgegeben. Damals regte ich mich auf, weil ich keine Aktien wollte. Ich bevorzugte eine Geldüberweisung, weil ich schlichtweg keine Lust darauf hatte, mich mit dem Aktienmarkt zu beschäftigen. Als ich noch für SUN Microsystems in Madrid und Amersfoort arbeitete, ließ ich mir die Aktienpakete auch immer direkt in Geld auszahlen, was nach dem bald darauf folgenden Niedergang von SUN immerhin ein Glücksfall für mich gewesen ist. Bzw. kein Verlustgeschäft. Bei eBay kam man mir aber nicht entgegen, weil man Firmenaktien auch als Mitarbeiterbindung zur Firma verstand. Da ich mit meiner Forderung aus diesem Grund nicht weiterkam und mir das Thema letztendlich doch nicht so wichtig war, gab ich meine Bemühungen bald auf. Ich nahm die Aktien an und würde sie einfach beim Verlassen der Firma eincashen.

Was ich dann allerdings vergaß.

Einige Jahre später sah ich, dass sich vor allem der Kurs der Paypal-Aktie deutlich gesteigert hatte. In der zweiten Hälfte der 10er-Jahre waren aus den 600€ immerhin etwa 4000€ geworden, also ließ ich das Geld einfach daliegen. Zu Beginn der Pandemie schaute ich wieder einmal in das Aktienkonto hinein und sah mein kleines Aktienpaket bei sagenhaften 25.000 € stehen. Ich wähnte mich glücklich und liebte den Kapitalismus und bereute es, damals nicht noch ein paar Aktien zum Vorzugspreis erworben zu haben. In jenen Tagen schaute ich täglich in das Konto. Der Kurs stieg weiter steil an. Bis in den Oktober ’21 hinein und auf einmal zeigte die Linie richtig steil nach unten. Wesentlich steiler, als sie vorher gestiegen war. Im Nachhinein weiß ich jetzt, dass es der beste Moment gewesen wäre, die Aktien abzustoßen und das Geld einzucashen. Die Talfahrt würde nicht aufgehalten werden, aber damals wollte man das nicht glauben. PayPal doch nicht. Die Delle ist doch nur ein kurzer Dämpfer, der Kurs wird danach wieder richtig steigen, weil: halten, halten, halten, man soll Aktien ja immer halten und niemals in Panik verfallen. Ich verfiel nicht in Panik, aber die Aktie verfiel. Insgesamt pendelte sich der Wert bei 3000€ ein, dort liegt er seit vier Jahren und es tut sich nicht viel. Die ursprünglichen 600€ haben sich immerhin verfünffacht.

Erkenntnis habe ich daraus keine gewonnen.

Wenn nächsten Monat das europäische WERO kommt, das PayPal, Visa und Mastercard ersetzen soll, dann wird der PayPal-Kurs wohl nicht weiter steigen. Deswegen verkaufte ich heute die Aktien. Das Geld sollte ich vielleicht versaufen in ETFs anlegen. Vor zwei Jahren experimentierte ich ein bisschen mit ETFs. Kleinere Summen nur. War gut. 12% Rendite im Jahr. Was ich an ETFs immer interessant fand, war, dass ETFs die Weltwirtschaft abbilden. Vereinfacht kann man sagen: So lange die Weltwirtschaft wächst, wächst auch das ETF-Portfolio. Hat man also Vertrauen in die Weltwirtschaft, kann man auch dem Zuwachs des eigenen Geldes vertrauen.

Wenn es mir gerade aber an etwas fehlt, dann ist es Vertrauen in die Weltwirtschaft.

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