[Mi, 24.9.2025 – Reisetag, Reykjanes, Grindavik, Fish&Chips]

Um zehn Uhr brachte ich die Hündin zur Nachbarin. Als ich mich verabschiedete, winselte und weinte mein Lieblingstier. Nachdem ich weg war, schrieb mir die Nachbarin aber, dass sie mittlerweile spielte und ganz entspannt sei. Sie weiß vermutlich, wie sie an meinen Gefühlsknöpfen schrauben muss. Die Hündin meine ich.

Meine Frau und ich fuhren direkt zum Flughafen. Sie wollte drei Stunden vor Abflug da sein. Ich finde das viel zu früh, aber meine Frau sitzt lieber länger am Flughafen herum und schlägt sich dort die Zeit tot, als in Stress zu geraten. Zudem hatte es am Sonntag ja diese Cyberattacke am BER gegeben, wer weiß, ob das schon alles gelöst ist. Da wir einen großen Koffer aufgeben mussten, stellte sich meine Frau an den Check-in-Schaltern an, während ich an der Seite wartete. Wir wurden über die Lautsprecher informiert, dass es wegen einer Cyberattacke am Wochenende zu Verzögerungen kommen wird.

Um es ein wenig abzukürzen: Jede einzelne Passagierin wurde mit Stift und Papier abgefertigt. Die Computersysteme funktionierten offenbar immer noch nicht. Eine Viertelstunde später kamen die Mitarbeiterinnen meiner Frau. Dazwischen war die Schlange bereits zu einem beeindruckenden Reptil angewachsen. Bis meine Frau an die Reihe kam, waren 2 Stunden vergangen. Immerhin schienen die Sicherheitsschleusen weniger stark von der Attacke betroffen sein, dort stauten sich die Menschenmassen zwar auch, aber in einer halben Stunde kamen wir durch. Mittlerweile hatte das Boarding unseres Fluges begonnen, also gab es keine Zeit mehr für einen Kaffee und ein Mittagessen. Wir würden gegen 17 Uhr in Reykjavik sein, das würde ich schon durchhalten. Auf dem Flieger trinke ich einzwei Biere und am Abend belohne ich mich mit einem Burger.

Allerdings wurde auch das Boarding mit Stift und Papier erledigt. Pünktlich zur Abflugzeit saßen wir in einem ziemlich leeren Flugzeug. Meine Frau erhielt ständig Updates von ihren Mitarbeiterinnen. Der eine stand noch beim Check-in, die andere immerhin schon bei der Sicherheitsschleuse. Um auch das ein wenig abzukürzen: Wir saßen zwei Stunden lang in einem sich erwärmenden Flieger ohne Klimaanlage, um auf alle Passagiere zu warten. Vom langen Stehen und dem mittlerweile auch langen und beengten Sitzen war ich mittlerweile erschöpft. Jetzt kam noch die Hitze dazu. Aber nach zwei Stunden gingen der Motor und auch die Kühlung an. Bis ich selbst einigermaßen heruntergekühlt war, flogen wir längst überm Nordmeer hinter den Färöern.

Mit zwei Stunden Verspätung landeten wir schließlich in Keflavik.

Um das Flughafenpech abzurunden, sollte ich noch erwähnen, dass die Airline das Gepäck verschlunzt hat. Nicht unser Gepäck, unser Koffer lag auf dem Band, aber nach der dritten Kofferrunde und vielen fragenden Gesichtern dämmerte uns langsam, dass das Gepäck der Mitarbeiterinnen nicht dabei war. Mussten wir uns also auch noch kümmern.

Dadurch verpassten wir zwei Shuttlebusse, aber der Tag würde hier noch zwei Stunden länger dauern und ich würde mich weiterhin mit einem Burger belohnen. Es ist alles nicht so schlimm, wenn man es sich einredet. Im Shuttle setzten wir uns vorne in die erste Reihe. Wir hatten die große Sicht auf die Straße und das Land. Wir ließen den Regen, die Straße und das Vulkangestein eine Stunde lang auf uns einwirken.

Gegen 22 Uhr Berliner Zeit kamen wir im Hotel an. Ziemlich genau 10 Stunden nachdem wir von zuhause los sind. In Reykjavik war es erst 20 Uhr. Wir verließen gleich das Hotel und gingen hinunter in die Altstadt, setzten uns in ein Lokal, das wir vorher ausgesucht hatten, ich aß einen Burger und trank dazu ein Bier. Meine Frau nahm eine Lachspeise. Nach dem letzten Bissen setzte das Futterkoma ein und ich beendete diesen sehr anstrengenden Tag-

Tag 2

In Berlin wache ich üblicherweise zwischen 6:30 und 6:35 ohne äußeres Zutun auf. Heute schaute ich auf die Uhr und es war: 4:33. Mein Berliner Schlaf verfolgt mich bis nach Island.

Skyr. Fürs Protokoll: Es gab am Frühstücksbuffet keinen Joghurt zur Auswahl, nur diesen trockenen Skyr.

Eigentlich wollte meine Frau heute arbeiten. Wir haben aufgrund der Wetterprognose für Donnerstag (starker Regen) unsere Exkursion um einen Tag nach vorne schieben können. Also nahmen wir heute gleich an einer Tour auf die Halbinsel Reykjanes teil, wo wir die Gegend der jüngsten Vulkanausbrüche besuchen würden. Wir kannten die Gegend aus unserem Besuch von vor 13 Jahren. Das kleine Hafenstädtchen Grindavik ähnelt heute einer Kulisse aus „The Walking Dead“, mit seinen verlassenen Häusern, die alle noch intakt scheinen. Nur der Rasen in den Vorgärten ist ungewöhnlich ungemäht. Manche Häuser stehen wegen des verrutschten Bodens schief, die meisten sind jedoch völlig intakt. Aber der Untergrund ist halt nicht mehr gut. Es kann sich eigentlich jeden Moment ein Spalt öffnen. Unser Tourenleiter Leifur erzählte, dass sich die geologischen Aktivitäten an dieser Bruchlinie jedoch etwas mehr nach Norden verschoben hätten. Eventuell würde sich in Grindavik die Lage wieder entspannen. Aus diesem Grund sind einige Bewohner wieder in ihre Häuser zurückgekehrt. Ein Hotel hat sogar wieder eröffnet. Aber die meisten Menschen sind weggezogen und werden nie wiederkommen. Auch ein Fish&Chips Restaurant hat wieder eröffnet. Dort kehrten wir ein und aßen etwas. Wir waren nur eine kleine Gruppe aus 8 Menschen. Ein Paar aus Spanien, ein anderes Paar aus Quebec und zwei alleinreisende Männer. Einer kam aus Chicago, der andere schwieg die ganze Reise lang.

Nördlich am Ortseingang hatte man einen riesigen Damm gebaut, um die nähernde Lava nach Westen hin abzuleiten. Dummerweise öffnete sich der Boden aber auch diesseits des Dammes, also baute man einen neuen Damm. Nach sechs Wochen hörte der Alptraum auf. Dafür öffnete sich 2 Kilometer nördlich der Boden, nahe des Kurbades „Blue Lagoon“. Auch dort fuhren wir hin und wir liefen auf einem frisch versteinerten Lavafeld aus dem März dieses Jahres herum. Ich machte Fotos davon, es ist aber schwer, die Wirkung eines solchen Feldes als Bild festzuhalten.

In der Exkursion war auch eine etwa zweistündige Wanderung über den Bergrücken eines alten, mittlerweile erloschenen Vulkans unweit von Grindavik inbegriffen. Von dort aus hatte man einen großartigen Blick über die Ausbrüche von 2021 und 2022, die eigentlich die Vorboten für die Zustände in Grindavik gelten. Aber das konnte man damals noch nicht voraussehen. Diese Ausbrüche fanden in höhergelegenen Gegenden statt, sodass die Lava sich wie Schokolade an Hängen von den Bergen hinunter ins Tal ihren Weg bewegte. Von unserer Sichtwarte aus, sah es aus, wie Schokoladekuchen.

Es ist langweilig, Landschaften zu beschreiben. Vor allem, wenn die Landschaft für so viel Reizüberflutung sorgt wie hier. Ein Detail gefiel mir jedoch gut. Das fiel mir erst auf, als ich ein bisschen auszoomte. Als wir von Grindavik über die Autobahn zurück nach Reykjavik fuhren. Diese extrem weite Steinlandschaft mit unzähligen moosbewachsenen Lavaformationen. Wenn man auszoomt, sieht man diese unglaublich weite, baumlose Fläche. Man kann bereits die 30km entfernten Vororte von Reykjavik sehen. Sonst ist alles eine weite Fläche, aber mit dutzenden einzelnen Vulkankegeln gespickt, manche sehr hoch, manche weniger. Manche 50 Kilometer entfernt, manche aber auch näher. Sie sind wahrscheinlich sehr alt. Tausend Jahre, vielleicht Zweitausend. Oder älter.

Zurück in Reykjavik regnete es. Wir hatten einen unerwartet trockenen Ausflug. Eigentlich war Nieselregen vorausgesagt, aber es schien den ganzen Tag die Sonne.

Um 17 Uhr waren wir zurück im Hotel. Meine Frau musste zu einer beruflichen Veranstaltung. Ich ging unter die Dusche und legte die Beine hoch. Um 20 Uhr traf ich sie und ihre Mitarbeiterinnen auf ein paar Drinks.

(bisschen schlampig erzählt)

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