[Mo, 29.9.2025 – Polarlichter, Kulinarik, Blubber, Staatsmuseum, Keflavik]

Wir lagen schon im Bett, als das Telefon meiner Frau bimmelte. Es war die Aurora-App, die wieder wegen Polarlichtern über Nuuk alarmierte. Das macht die App immer, wenn man sie entsprechend einstellt und die Stärke der Lichter die 30-%-Grenze (von was auch immer) überschreitet.

Nun ist das mit den Polarlichtern ja so: Es gibt jede Nacht Polarlichter. Oft werden sie von Wolken verdeckt. Wenn die Wolken sie nicht verdecken, sind die Lichter aber meist ganz unspektakulär und lediglich als graue Schleier am Himmel erkennbar. Man verwechselt sie im Alltag tatsächlich mit gewöhnlichen Wolken. Erst wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass sie sich ein bisschen anders bewegen. Sie erscheinen für das menschliche Auge grau, weil unsere Augen bei Dunkelheit in einen Modus umschalten, der nicht mehr das gesamte Farbspektrum einfangen kann. Hält man das Telefon auf diese Wolken, dann sieht man erst das ganze Spektrum. Immer grün oder gelb, meist auch violett und rot.

Je stärker die Sonnenaktivität wird, desto erkennbarer und damit auch bunter werden die Lichter am Himmel auch für das bloße Auge. Die Aurora von gestern war beispielsweise wirklich nur ein leichter, grauer Schleier am Himmel. Die Aurora von heute war etwas stärker und hatte bereits einen leichten Grünstich, aber eher grau-dunkelgrün als grungrau und ganz sicher nicht leuchtend grün wie auf dem Foto. Leider sind unsere Augen in der Dunkelheit nicht so gut.

Es gibt sie aber schon, diese Polarlichter, die auch mit bloßem Auge richtig spektakulär sind, aber nur einfarbig, entweder grün oder rot. Die haben wir aber nicht gesehen, die gibt es auch nicht täglich. Wir haben nur Alltagsauroras gesehen, also die, die immer da sind. Die, nach denen kein Hahn kräht. Außer so aufgeregten Südländern wie wir. War dennoch cool.

Ich glaube nur, dass Polarlichter überschätzt werden.

Für heute hatten wir eine kulinarische Tour unten am Kolonialhafen von Nuuk gebucht. Wir wussten nicht genau, was uns erwartete, aber wir waren ungemein gespannt darauf. Grönland und Kulinarik brachten wir vor allem mit Robben, Rentieren und Moschusochsen in Verbindung. Es wachsen auch Steckrüben, und in der Tundra wachsen wilde Blaubeeren, die wir auf unserer kleinen Wanderung probierten, die allerdings wässrig und etwas säuerlich schmeckten. Und natürlich verschiedene Arten von Fisch. Aber sonst hatten wir in den letzten Tagen nicht viel über Essensgewohnheiten erfahren. Dummerweise fiel die Tour aus Krankheitsgründen aus. Ich schrieb den Tourveranstalter an, ob er mir wenigstens den Namen der Locations schicken konnte, damit wir uns auf eigene Faust auf den Weg machen können. Er nannte ein Thai-Restaurant, das Sushis mit Grönlandfischen zubereitet, dann das Braettet, ein kleines Marktgebäude, in dem die Fischer ihren täglichen Fang einbringen. Da wir gerade gefrühstückt hatten, verzichteten wir auf das Sushi. Dafür gingen wir zum Braettet, wo tatsächlich gerade Tiere in Stücke zerteilt wurden und haufenweise Fleisch herumlag. Wir erkannten vornehmlich Robbenfleisch, das auf Englisch Blubber genannt wird. Auf Deutsch fällt mir kein geeigneter Begriff ein, der so lustig klingt, aber es ist schlichtweg Fettmasse, die nach meinem Verständnis blubbert, wenn man sie bewegt. Es ist nachvollziehbar, warum Eisbären vorzugsweise Robben verspeisen. Deren Blubber hält den Metabolismus lange aufrecht.

Ich werde den Bericht an dieser Stelle abbrechen. Nach dem Besuch des Grönländischen Staatsmuseums kamen mir viele Gedanken zu diesem Land, das ich nun ein kleines bisschen besser verstehe oder zumindest besser einordnen kann. Warum es lange so rückständig war und sich immer noch ein bisschen unterentwickelt anfühlt, verglichen mit beispielsweise Island oder auch Spitzbergen. Ich werde versuchen, das morgen oder übermorgen einmal für mich zu ordnen. Am Abend flogen wir nämlich wieder zurück nach Reykjavik. Es ist jetzt halb zwei, wir sind gerade im Hotel am Flughafen angekommen. Morgen nehmen wir uns noch einen Tag auf Island, weil die Verbindungen so unmöglich waren. Wir werden mit dem Auto an die Südküste fahren und die schwarzen Strände besichtigen.

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