[Di, 21.10.2025 – Hamburg, Velodrom, nix zu lesen, Ruffalo]

Unter anderem suchte ich heute auch eine Wohnung in Hamburg, wo ich ab November für 4 Tage die Woche wohnen werde. Der Wohnungsmarkt scheint mir dort ein wenig entspannter zu sein als in Berlin, allerdings suche ich auch eher nach einer kleinen, möblierten Wohnung, ich brauche ja wirklich nicht viel Platz. Tagsüber werde ich arbeiten und abends werde ich am Roman weiterarbeiten. So romantisch stelle ich mir das vor. Ab und zu werde ich meine alten Freunde besuchen und sonst scheint mir ein Leben als arbeitender Eremit gerade sehr anziehend. Es wird auch wieder dunkel, ich werde mit der Winterzeit in mein kleines Winterdomizil zurückziehen und mich auf zweidrei Dinge fokussieren. Allerdings werde ich meine Hündin sehr vermissen. Auch meine Frau werde ich vermissen, aber meine Frau ist eine erwachsene Frau, wir haben alles geklärt und besprochen. Die Hündin weiß aber nichts davon. Sie wird wieder nachts vor der Wohnungstür schlafen und darauf warten, dass ich heimkomme. Dieser Gedanke berührt mich auf eine sehr kitschige Art. Kann ich nix tun. Ich hasse Hunde.

Später ging ich mit meinem Hundefreund auf eine längere Runde zum Velodrom. Wir gehen neuerdings wieder öfter zum Velodrom. Aber immer nur nachmittags. Warum, weiß ich nicht. Er fragt mich seit einigen Wochen ständig, wohin wir gehen sollen, und ich sage immer: Velodrom. Und er sagt: Gute Idee.

Morgens gehen wir meist zur Stadlerwiese. Die anderen nennen die Stadlerwiese Blanki. Ich finde diese Verniedlichungen der Stadtplätze nicht sehr ansprechend. Boxi, Schlesi, Kotti, Stutti, Görli, Helmi, Forcki. Arkonaplatz aber nicht. Zum Glück.

Mein Hundefreund findet es jedenfalls schade, dass ich nach Hamburg gehe. Ich sagte, er müsse sich jetzt neue Freunde suchen. Er sagte, das stimme. Im Winter werde er erstmal einsam seine Runden auf dem Blanki ziehen. Ich sagte: Geh doch zum Velodrom. Er sagte: Gute Idee. Aber da kann es im Winter ganz schön ziehen, wenn der Wind weht.

Das ist auch wieder wahr. Auf dem Velodrom gibt es keine Bäume. Nur viele motivierte Sportlerinnen, die dort ihre Runden drehen. Dafür ist das Velodrom nachts beleuchtet, das ist an den dunklen Wintertagen auch nicht zu unterschätzen. Ich kann mich an den ersten Winter mit meiner Hündin auf dem Blanki erinnern. Sie ist ja schwarz. Sie ging völlig in der Dunkelheit des Parks auf. Anders ist es, wenn Schnee liegt, da sieht man sie gut. Da sieht man die weißen Golden Retriever aber nicht mehr. Jetzt hat sie nachts aber einen leuchtenden Ring um, dann ist es auch wieder egal. Außerdem geht sie bei Dunkelheit nicht gerne aus dem Haus.

Was will ich eigentlich sagen.

Ich habe gerade nichts Gescheites zum Lesen. Also doch, ich habe „Blue Skies“ von TC Boyle weitergelesen. Als meine Frau das aber sah, war sie ein bisschen sauer, weil sie dachte, wir hätten das Buch als Vorleseprojekt auserkoren. Wir lesen uns manchmal Bücher vor. Also legte ich es schnell wieder beiseite. Gestern im Innsbrucker Bahnhof lagen jedoch ein paar Bücher von Ferdinand von Schirach auf der Auslage des Presseladens. Sie waren prominent platziert und weil ich neulich im Apofika-Podcast einem Interview mit ihm zugehört hatte, fing ich an, mich für seine Texte zu interessieren. Schon vor einigen Monaten griff ich nach seinem dünnen Buch mit dem Titel „Regen“ aus dem Regal bei Dussmann. Ich las das gerne, entschied mich jedoch dagegen. Gestern in Innsbruck war es ähnlich. Es war ein Buch, das in vielen kurzen Kapiteln von seinem Alltag in Rom handelte. Ein bisschen tagebuchartig. Ich las das wieder gerne. Ich las ein wenig vor mich hin. Am Ende entschied ich mich jedoch dagegen. Für die Reise hatte ich noch einen Erzählband von Murakami dabei, das würde genügen. Zu jenem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, dass die Reise 16 Stunden dauern würde.

Als meine Frau nach Hause kam, schnitt ich uns einen Kürbis in Scheiben auf ein Backblech und füllte die leeren Zwischenstellen mit Champignons und Kartoffeln auf. Ofenkürbis ist wirklich eine sehr gute Sache. Dazu schauten wir diese neue Serie mit Mark Ruffalo. Sie heißt „Task“ und wenn man den Kritiken glaubt, dann hat die Serie einen ähnlichen Vibe wie „Mare of Easttown“ mit Kate Winslet, die ich hier im Blog auch schon einmal gelobt habe (wobei ich in meiner Erinnerung vor allem Augen für Kate Winslet hatte). Nach zwei Folgen würde ich sagen: Ich kann verstehen, warum man die beiden Serien miteinander vergleicht. Zum einen liegt es natürlich daran, dass es der gleiche Drehbuchschreiber Brad Ingelsby (nie gehört) ist, aber der Sound ist ähnlich: amerikanische Unterschicht in einem ländlichen Vorort von Philadelphia, alles in einem eher gemächlichen Dreivierteltakt erzählt. Mark Ruffalo passt ganz wunderbar in das Setting. Es macht mich dennoch fertig, wie schluffig und mit schlechter Körperhaltung er sich durch die Filmkulisse schleicht.

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