Am Abend mit Benny im Zosch verabredet gewesen. Wegen der Übergabe meiner Dauerkarte, da ich ab Montag die meiste Zeit in Hamburg verbringen werde und deswegen auf absehbare Zeit keine Heimspiele mehr besuchen werde. Höchstens in Ausnahmefällen. Er wird meine Karte verwahren und für seine Freunde nutzen.
Wir redeten über das Vereinsamen im Alter. Beide unsere Väter sind einsame Männer geworden und wir beide haben überhaupt keine Lust darauf, wie die zu enden. Wir meinen zu wissen, warum unsere Väter vereinsamt sind, und das liegt vor allem daran, dass sie sich nie wirklich für uns oder für jemanden interessierten. Väter machten ihr Ding, verhielten sich eher wie ein Familienoberhaupt und gefielen sich in dieser Rolle des Patriarchen. So gingen unsere Väter aber auch mit anderen um. Sie sind Familienhäuptlinge und treffen sich mit anderen Familienhäuptlingen. Oder sie brauchen Publikum. Ich war noch nie gutes Publikum. Zumindest nicht für selbstverliebte Männer. Sie haben nie gelernt, bedeutungsvolle Beziehungen aufzubauen. Aber jetzt im Alter ist das eben die Quittung. Vielleicht ist das auch die universelle Quittung für narzisstische Menschen. Im Laufe des Lebens lernt man, die Masche der Narzissten zu durchschauen, und wendet sich schließlich ab.
Zur Entlastung meines Vaters muss ich sagen, dass es mich nie störte, dass er sich nicht für mich interessierte. Ich fand es ganz gut, dass er mich ziemlich in Ruhe ließ und immer unterwegs war.
Ich habe aber keine negativen Gefühle. Ich sage das nur, weil ich nicht so enden möchte.
Negative Gefühle bekomme ich aber oft, wenn ich ins Gasthaus Figl in der Urbanstraße gehe. Heute war das wieder so. Anfangs versuchte ich, herauszufinden, ob es daran lag, dass ich tagsüber 4 Stunden lang mit meinem Hundefreund E und unseren Tieren am Werbellinsee war, oder ob es wirklich am Figl lag. Mich ärgert an dem Restaurant, dass sie auf Südtiroler Küche machen, es in Wirklichkeit aber gar nicht von Südtirolern betrieben wird. Deswegen betrete ich das Lokal immer mit einem inneren Händeverschränken. Allerdings fand ich auch heraus, dass sie die Südtiroler Referenzen auf der Webseite gestrichen haben. Das stimmte mich milde. Da werde ich ganz kindisch. Dennoch war ich von einer unterschwellig schlechten Laune heimgesucht, von der ich nicht so recht wusste, wo sie herkommt. Dann bestellte ich zum Bier eine Flasche Sprudelwasser. Das war eine völlig spontane und unüberlegte Handlung. Als ich von dem Wasser trank, ging es mir sofort besser.
Dieses sich Nichtinteressieren für die Belange der Kinder, kenne ich auch von meinem Vater. Er hat sich kurz vor seinem Tod dafür entschuldigt. Das war für mich dann gut.
Und es ist ein großer Fehler, sich nicht für die nächste Generation zu interessieren. Wenn die anderen Häuptlinge tot sind, ist man alleine.
An die Fakerestaurants habe ich mich schon gewöhnt.
Nie guckt das raus, was drauf steht.