[Di, 25.11.2025 – in der Bademeisterbar]

Jetzt habe ich drei Tage lang nichts geschrieben. Nachdem ich gestern noch zu jemandem sagte, wie wichtig dieses Blog für meine tägliche Routine ist und der tägliche Versuch, dem Geschehenen eine Stimme zu geben. Stilmittel finden, Sound finden. Heute, am Tag nach der Lesung fühlte ich mich ungewöhnlich verkatert. Dabei hatte ich gar nicht so viel getrunken. Drei Biere vielleicht oder waren es vier? Nach der Lesung unterhielt ich mich länger mit einem Mann, der jede Woche eine Literaturveranstaltung besucht. Er tut dies zusammen mit einem Freund. Unterjährig klappt das relativ gut, aber zwischen Mitte Dezember bis etwa mitte Januar ist das aufgrund der stark zurückgefahrenen Veranstaltungsaktivitäten ein sehr schweres Unterfangen. Auch Ende August gibt es seltsamerweise ein Loch.

Hm.

Wir waren fast die letzten Besucher der Lesung, die das Lokal am Ende des Abends verließen. Unbewusst hatte ich mich auf einen langen Abend eingestellt, und so war ich doch ziemlich überrascht, dass viele Menschen unmittelbar nach den Vorträgen sich wieder auf den Heimweg machten, aber natürlich, es war ja ein Montag, die meisten Menschen müssen am nächsten Tag wieder früh aus dem Bett. Nur ich hatte mir zwei Tage freigenommen, weil ich zurzeit aus Hamburg anreise.

Peinlich ist mir übrigens mein gestriger Diss. Zumindest ist es bisher noch nicht geklärt, ob das wirklich ein Diss war. Offenbar habe ich auf der Bühne Berlin runtergemacht. Es gab mehrere Menschen, die mich später darauf ansprachen. Ich bin jedoch im Glauben, dass sich mein Diss auf die Hausbesetzerszene bezog. Der Moderator Klaus stellte mir die Frage, in welchen Städten ich das Hausbesetzen am wenigsten mochte und da antwortete ich: ganz deutlich Berlin.
Jetzt muss herausfinden, ob er Berlin als Stadt meinte, oder Berlin als Szene. Ich gehe davon aus, er meinte die Szene, das Publikum schien das aber anders aufgefasst zu haben. Vielleicht haben die Menschen im Saal aber nur unaufmerksam zugehört. Das Publikum war sonst super. Es lachte bei den morbiden Stellen richtig laut. Ich brauchte nur Leichenwasser oder verbrennenden Menschen aufzuzählen und der ganze Saal lachte auf. Das ist mir noch nicht passiert.

Mein Vortrag ging gut. Ich stolperte ein wenig am Anfang, aber nach zwei oder drei Minuten floss der Text. Im Vergleich zur letzten Lesung ließ ich diesmal mehrere längere Passagen weg, damit sich der Text schneller in die Geschichte einfindet. Auch funktionieren manche Absätze nicht so gut, wenn man sie einem Publikum vorliest, mein Vorleseexemplar sieht deswegen mittlerweile wie ein Schmierbuch aus. Durchgestrichene Absätze, Kreuze, Totenköpfe und viele gewellte Linien.

Zuvor wurden Isa und ich von den beiden Veranstaltern Daniel und Klaus für ihren Podcast interviewt. Das Gespräch wird in den nächsten Tagen irgendwann veröffentlicht, ich werde es verlinken, wenn es so weit ist. Überhaupt waren Daniel und Klaus ganz wunderbare Gastgeber, die sich richtig viel Mühe gaben, uns wohlfühlen zu machen. Außerdem posteten sie bereits seit Tagen schön gemachte Storys auf Insta mit Fotos und Zitaten von uns. Es würde mich freuen, wenn die Veranstaltungsreihe ein Erfolg wird.

Weil ich aus Friedrichshain anreiste, fuhr ich mit dem Fahrrad an der Kindl-Brauerei vorbei, anstatt über die Greifswalder. Ich möchte unbedingt erwähnen, wie gut es dort nach siedendem Malz riecht.

Und sonst so.

Was ist sonst noch passiert? Ich hatte meiner Frau wieder untersagt, zur Lesung zu kommen. Mich macht das nur nervös. Sie zeigt meistens Verständnis dafür. Diesmal weniger. Dafür las ich ihr an fast allen Abenden aus Ferdinand von Schirachs Verbrechen vor, weil ich sie unbedingt an dieser traurigen Geschichte mit den beiden Geschwistern teilhaben lassen wollte. Eigentlich haben wir ja TC Boyle als Vorleseprojekt, aber im Bett funktioniert das nicht. Wenn ich ihr im Bett etwas vorlese, dann schläft sie nach einer halben Seite ein. Das bedeutet wenig Gutes für meine Vorlesequalitäten. Sie findet im Allgemeinen, dass ich zu monoton vorlese. Aber wenn es ihr beim Einschlafen hilft, beschwert sie sich nicht. Auf der Fahrt nach Hamburg hörte ich Murakami weiter. In der Firmenwohnung habe ich allerdings nur Knausgård liegen, die anderen Bücher hatte ich in Berlin vergessen. Ich kann aber nicht Knausgård lesen, während ich an dem großen Text schreibe, das beeinflusst total meinen Sound. Ich werde es daher mit Eva Baltasar versuchen, einer katalanischen Autorin, die im dem Literaturpodcast Schwarzblau Berlin besprochen wurde. Ich verfalle ständig den Buchempfehlungen von Maria-Christina Piwowarski aus dem genannten Podcast. AUs der letzten Sendung notierte ich mir den Namen Eva Baltasar, ich kann mich nicht mehr an die Details der Besprechung erinnern, das Adjektiv „intensiv“ blieb aber an mir hängen und so kaufte ich mir das Ebook, damit ich wenigstens etwas auf dem Telefon lesen kann.

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