[Mo, 1.12.2025 – Abstand, Royal Kludge, Slim Fit]

Mit dem Freund von der Hundewiese geriet ich wieder in Streit. Wir besprechen immer die politische Weltlage. Weil wir immer schnell in einen Streit geraten, haben wir mittlerweile eine Liste an Themen, denen wir auf unseren Spaziergängen ausweichen wollen. Sogar die Hündinnen halten uns schon für peinlich, wenn wir wieder zunehmend lauter zueinander werden. Es kommen bei jedem Spaziergang neue Themen auf diese Liste. Er wirft mir vor, zu negativ zu sein, und ich werfe ihm vor, zu blauäugig zu sein. Ich komme mit dem Vorwurf, zu negativ zu sein, wirklich nicht gut klar. Der Rest der Welt wirft mir vor, zu optimistisch zu sein, da kann er nicht einfach daherkommen und mir ständig Negativismus vorwerfen. Meine Frau, die unsere fortwährenden Streits mittlerweile kennt, sagt, ich täte mich nur schwer, seine Meinung zu akzeptieren. Das mag sein. Ich bin aber überzeugt, dass er seine Meinung nicht zu Ende gedacht hat und er anders darüber denken würde, wenn er das Problem richtig verstünde.

Es ist vielleicht ganz gut, dass ich mich gerade in Hamburg aufhalte. Wir brauchen ein bisschen Abstand. Oder ich brauche ihn.

Immerhin habe ich jetzt eine neue mechanische Tastatur. Wieder eine Royal Kludge. Sie wurde in einer Discord-Gruppe als die beste Tastatur für Vieltipper 2025 gepriesen. Sie hat eine noch bessere Haptik als meine alte Royal Kludge R75 in Berlin. Diese neue habe ich mir für Hamburg angeschafft, weil ich hier wesentlich mehr tippen werde als in Berlin. Für Hamburg hatte ich ursprünglich meine alte mechanische Redragon mit roten Schaltern mitgenommen. Die Redragon nehme ich oft auf Reisen mit, vor allem nach Schweden, sie hat aber rote Schalter, also ohne taktilen Klickpunkt, außerdem gab sie mir ein merkwürdiges, hohles Tippgefühl, mit dem ich mich nie anfreunden konnte. Das Tippgefühl dieser neuen Royal Kludge C87 ist hingegen dermaßen warm, dass ich den Text wie mit einem feinen Fingerspiel liebkose.

Dumm ist nur, dass es die C87 nur im US-QWERTY-Layout gibt. Das hatte ich in der Eile übersehen. Bevor ich nach Deutschland kam, tippte ich ausschließlich auf QWERTY-Tastaturen, aber damals tippte ich auch keine Umlaute. In Deutschland gewöhnte ich mich dann schnell an das deutsche QWERTZ-Layout. Mit der C87 habe ich jetzt QWERTY-Tasten, aber darunter wird ein QWERTZ wiedergegeben. Das ist weniger schlimm als gedacht, schließlich weiß ich, wo die Tasten liegen, aber die ENTER-Taste macht mir zu schaffen. Die ist im amerikanischen Layout wesentlich schmaler und ich greife deswegen noch ziemlich oft daneben. Da ich sie aber wegen der anderen Vorzüge behalten will, will ich mich aber daran gewöhnen, gewöhnen müssen, und ich bin mir sehr sicher, dass ich mich daran gewöhnen werde.

Und sonst so.

Ich war shoppen. Weil es mich letzte Woche nervte, dass eine Krawatte zu meinen Hemden sehr onkelig aussah, beschloss ich, mich nach engeren Slim-Fit-Hemden umzusehen. Dafür fuhr ich mit der Bahn zum Jungfernstieg. Ich war wirklich lange nicht mehr da. Vor zwanzig Jahren ging ich immer vom Jungfernstieg bis zum Hauptbahnhof, wenn ich ein Hemd brauchte. So machte ich das heute wieder. Allerdings verlief ich mich heute und plötzlich stand ich vorm Alsterhaus. Das ist das KaDeWe des Nordens! fiel mir ein. Also ging ich hinein, fand es aber außergewöhnlich klein, verglichen mit dem KaDeWe. Deswegen fragte ich die KI, ob das auch wirklich das KaDeWe Hamburgs ist. Die KI sagte: „Ja.“

Hemd fand ich da trotzdem keines. Ich mag diese prominent ausgestellten Marken nicht so. Dafür wurde ich später bei Uniqlo fündig. Die sind so smart mit ihren unprätentiösen, aber ausgeklügelten Kleidungslinien. Ich war das erste Mal in einem Uniqlo in London, als es das in Deutschland noch gar nicht gab. Ich fühle mich sehr avantgardistisch, dort einzukaufen. Zwei Wochen später öffnete das erste Uniqlo in Deutschland am Berliner Tauentzien. Ging ich natürlich sofort hin und rümpfte die Nase. Hatte ich alles schon einmal gesehen. Alter Hut.

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