Wir laufen zum Alex. Ein paar haben die Gruppe verlassen, sie waren müde, der Abend vorbei, wir haben viel gegessen, und viel getrunken; ich bin unschlüssig. Man fragt mich zu bleiben, noch ein paar Drinks, und ein bisschen tanzen, wir träfen Jackie, die Freundin von Peter, sie sei eine umwerfende Frau, neu in Berlin, sie kenne die besten Clubs der Stadt. Peter ist zur Seite gegangen und ruft Jackie an. Ich bin leicht zu überreden und für einen Drink meistens zu haben. Peter kommt zur Gruppe zurück, Jackie sei noch zuhause, sie mache sich gerade hübsch, sie hat ihm die Adresse des Clubs genannt, links vom Alex in nördlicher Richtung. Die Gruppe bewegt sich, ich denke mir, okay, liegt eh in meiner Richtung, ein Drink kann so falsch nicht sein. Derweil redet Erik von Jackie, ich müsse sie unbedingt kennenlernen, man traue es dem Peter ja gar nicht zu, so eine Freundin zu haben, so griesgrämig wie der daherkäme, aber Jackie müsse ich mal gesehen haben. Ich werde neugierig. Niemand kennt den Club, wir wissen nur die Hausnummer. Erinnerungen an geheimnisvolle Eingänge in dunkle Keller werden entstaubt, ich kann mich der Neugierde nicht entziehen. Wir laufen zum Alex, ich unterhalte mich mit den Jungs, die Stimmung ist hibbelig, Erik redet von Jackie, und ehe ich es richtig verstehe, stehen wir bei zwei Türstehern, die mir in die Tasche schauen wollen. Ich gewähre Einblick, in der Tasche pulsiert ein einsames Blackberry. Wir betreten den Club, es ist der zentralste Ort auf der Karl-Liebknecht-Straße, draußen stehen Palmen, der Club wird mit Leuchtschrift beworben, drinnen begießen sich die Menschen mit Cocktails, tanzen ausgelassen, zu populärer, elektronischer Musik. Ich weiß nicht so recht, zur Sicherheit bestelle ich Gin-Tonic, fühle mich sofort altbacken, aber weniger altbacken, als würde ich Bier bestellen. An keinem anderen Ort der Welt würde ich mich altbacken fühlen, aber vermutlich im Ballermann und dort. Die anderen bestellen auch Gin-Tonic, ich bin beruhigt, wir setzen uns hin, ich denke: komisch. Sitzen in Clubs ist eigenartig. Alle Fragen Peter nach Jackie. Peter sagt, sie würde sicherlich bald kommen. Ein Rosenverkäufer schiebt sich an unserem Tisch vorbei. Erik kauf sieben Rosen für Jackie. Er frag Peter, ob er es okay fände, Peter grinst und sagt: ja. Der Mythos ist aufgebaut, ich habe so viele Bilder von Jackie vor Augen, kann mir aber nicht vorstellen wie sie ist, ich lehne mich zu meinem Tischnachbarn und rede mit ihm über Autos. Ich habe noch nie mit jemandem über Autos geredet, nur mit meinem Fahrlehrer, aber ich rede tatsächlich über Autos und sage so Sachen wie: ich werde mir ein Auto besorgen, das sicher auf der Straße liegt. Dann sagt jemand: da ist Jackie. Ich beschließe, mich nicht nach ihr umzudrehen, warte bis das ganze auf mich zukommt, schaffe es dabei aber nicht, nebensächlich über Autos zu reden. Und dann setzt sich Jackie zu uns. Jackie hat mittellange, brünette Haare, ein schlichtes Oberteil, und – sie trägt Jeans. Ich denke: sie ist ein schlichtes Mädchen und trägt Jeans. Ich muss lachen. Wir werden einander vorgestellt, wir tauschen ein paar Nettigkeiten aus, und ein paar Scherze. Der Kellner kommt, sie bestellt ein Weizenbier.
8 Kommentare
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Das Drama der Realität
Verkopft!!!!!
Aber wer im Glashaus sitzt………
Schön dynamisch, der Text.
Aber was weiß ich schon!
Wo ist mein Vodka.
ja aber mit nem gin-tonic ist man doch nie altbacken! mit ner BILD unterm arm, einem harry-brot meinetwegen, das ja, aber mit nem gin-tonic??
(OT; ick scheine in deinem Spam-Filter zu landen)
Stefanie, nicht Gabriele Marx: Beispiele des Beispiellosen, gutes Buch. Berlinbücher demnächst!
500beine: Gin-Tonic ist sooooo Nullejahre 😉
punpunpun, vielen Dank dafür. Auch für das erhellende Gespräch gestern. (und stimmt, wir haben ja noch dieses Spamproblem).
Gin Tonic war doch 90er, Nullerjahre war es Martini, und jetzt ist es Spritz. Hier zumindest, aber vielleicht hinkt man in Berlin etwas hinterher, es liegt ja schon ein bisschen ab vom Schuss. 😉
Hier in der Tundra heißt Sprizz auch noch Prosecco-Aperol 😉
Ich frage mich, warum es in Italien eigentlich Spritz geschrieben wird und hier häufig Sprizz.