Vorher zwei Stunden durch den Darßer Urwald gelaufen. Sumpflandschaften; im Wasser stehen die Bäume mit hochgezogenen Hosenbeinen und fristen der Dinge, lehnen aneinander, hängen und darben. Wir haben den Weg unterschätzt, wir wollten nur zum Weststrand, gäbe es nicht hin und wieder einen gutgelaunten Fahrradfahrer, ich würde dem GPS-Signal auf meinem Handy ankreiden, es sei verzaubert.
Eine Stunde später erreichen wir den Leuchtturm. Der Leuchtturm schließt, es ist sechzehn Uhr, der Tag dämmert, und uns dämmert, dass wir unmöglich den Heimweg durch den finsteren Wald antreten können. Wir sehen einen Kutscher, der auf Kundschaft wartet, er nimmt uns mit, und noch ein dutzend anderer Gestrandeter. Wir fahren eine Stunde durch den Wald, es ist finster, erst lachen wir noch, doch vom Sitzen wird es kalt, wir klappen die Kragen hoch und ziehen die Mützen ins Gesicht. Ich vergrabe meinen Kopf und schließe die Augen.
Irgenwann: Licht. Wir fahren in Prerow ein. Wir lassen uns in einem Cafe absetzen, nehmen Kaffee und Kuchen, bekommen wieder Farbe im Gesicht und spüren die Zehen wieder. Der Kutscher kennt seine Schäflein.
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Fünf, vier, drei, zwei, eins.
F hat uns wieder Königsberger Klöpse gemacht. Wie letztes Jahr. Auf K’s und mein Bitten hin. Königsberger Klöpse sind R’s Lieblingsgericht. K und ich sind Traditionalisten, zumindest wenn es um Königsberger Klöpse geht.
Danach sind wir durch das Dorf zur Seebrücke gepilgert. Den gesamten Ort schien es an die Seebrücke zu ziehen, über diesen geschwungenen Weg, über eine Brücke und durch die Dünen zum Strand, als gäbe es ein Licht am anderen Ende.
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Erster Januar. Ich schreibe diese Zeilen in Prerow an der Ostsee ins Notizbuch, während ich vor offenen Verandatüren sitze. Draußen regnet es leicht, es fühlt sich nach Oktober an, Ende September vielleicht. Vorhin habe ich mir einen Kaffee gemacht, ich las ein Buch und wusste lange nicht, warum mir so unwohl war. Als ich merkte, dass mir schlichtweg zu warm war, habe ich allererst die Heizung ausgemacht, als das nicht half, öffnete ich die Türen zur Veranda und fand draußen diesen wunderbaren Herbst vor.
Pferdekutsche vom Leuchtturm. Früher gab es da in den Kutschen Schnäpse zu sozialverträglichen Tarifen zum Aufwärmen.
Das dachte ich mir auch während der ganzen Fahrt: Schnappes. Glühwein hätte es auch getan.
Mich wundert es ja, dass sie es überhaupt nicht anbieten. Dass eine nicht unrelevante Nachfrage bestünde, braucht man den Kutschern wohl nicht vorrechnen.
Hört sich nach richtig guter Erholung an 🙂
Komisch. Dieses konstante Herbstgefühl scheint ein verbreitetes Phänomen zu sein. Mir ist, als sei seit 6 Monaten Herbst.
Komm, lass uns spazieren gehen!
Ich hoffe es wird bald Frühling und dann… auch Sommer…freu…
Spazierengehen ist ein prima Plan, auch wenn der Wunsch nicht müde wird, mal wieder ein paar Sonnenstrahlen am Stück zu sehen.