[mo, 26. mär]

„Beruhigend hässlich hier“ – Alexanderplatz.

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Soap&Skin – Voyage Voyage. Beim Konzert Anfang Februar habe ich ihr nur verübelt, dass sie Cry Wolf nicht gespielt hat und auch nicht das neue Boat turns toward the port. Sonst verübele ich ihr nichts mehr. Mittlerweile ist es umgeschlagen in Angst, ich habe nur noch Angst, sie könne ihre Musik in fünf oder zehn Jahren peinlich finden und ich wäre um unerträgliche Musik gebracht, die mich tagein tagaus mit Brutalität niederknüppelt, ich weiß nicht, warum ich mir das antue, aber ich höre das jeden Tag, am Morgen beim Putzen der Zähne, um mich einzustimmen auf den Tag.

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So.

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Noch ein Nachgedanke zu Soap&Skin, den ich im obigen Absatz aus melodischen Gründen nicht unterschieben wollte. Es geht um die Beobachtung, dass ihr Publikum im Durchschnitt doppelt so alt ist wie sie selbst. Als wir damals (TM) zu den Bands gingen, waren wir nicht immer unter uns? Waren die Vierzigjährigen dann nicht bei den Stones? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Suspekt finden soll, ähnlich wie bei Helene Hegemann, die den größten Zuspruch ja auch von den Ü40-ern bekam, oder ob sie sozusagen als eine Art Heintje für unsere Generation funktioniert. Ich habe keine Antwort darauf, ich finde es lediglich suspekt.

3 Kommentare

  1. Als Ü-40er kann ich zur Beruhigung versichern: Ich finde beide, Helene und Soap&Skin, nur schwer erträglich. In deren Alter sollte man nicht artifiziell sein. Immerhin, S&K lacht auch mal.

    Ich bleibe bei Stina Nordenstam.

  2. Ah, bei dem Lachen saß ich im Raum.

    Wir hatten das Gespräch ja schon neulich einmal (vor zwei Jahren?), in dem Du erklärtest, dass die Popmusik bewusst die authentische Person des Künstlers zwischen Musik und dem Publikum geschoben hat. Das fand ich sehr gut.

    Ich weiß mir immer noch kein rechtes Bild um ihre Authentizität zu machen. Es gibt dieses Interview auf Youtube in dem sie ihre Popfigur nach ihrem ersten Erfolg mit einer gewissen Befremdung bespricht und dabei sinngemäß sowas sagt wie: „mein Ausdruck der Angst… der sich in dieser… komischen Frisur… und in diesem… ich weiß nicht… das ging ja alles nicht mehr… das hat mich vor mir entfremdet..“ etc. Die Ernsthaftigkeit, mit der sie das sagt, ist entblößend. Wie vieles in ihren Texten, teilweise entblößend zum Kitsch hin. Vielleicht verstört die Entblößung. Vielleicht kann diese Art der Entblößung nur unecht sein, oder vielleicht wirkt sie auch nur so. Ich tue mich schwer.
    Deshalb auch die Angst, dass sie das irgendwann alles peinlich finden wird.

  3. Ich muß zugeben, mich nicht intensiv mit ihrer Person beschäftigt zu haben. Es gibt Videos von einem Konzert in London mit Streichern, wie mit Zuckersirup zurechtbetonierter Frisur, Glitzer und Tütü… jedenfalls schien mir alles so merkwürdig unangemessen und vor der Zeit zu einer altklugen Pose erstarrt, die mich bei einer (damals) 19-Jährigen (oder so) sehr befremdete.

    Das war nicht „Nico“, das war eine Inszenierung von „Nico“. (Auch dachte ich, mannmann, dagegen sind ja „Joy Division“ eine Spaß-Combo). Ähnlich befremdet fühle ich mich, wenn 19-Jährige „Je ne regrette rien“ singen, wo man sich ja auch fragt, was soll das auch schon großartig sein, dieses Statement verlangt eine gewisse Lebenserfahrgun, so viel Fehler kann man in dem Alter, wo sich fast alles automatisch verzeiht, gemeinhin nicht gemacht haben.

    Ich würde gerne wissen, wie ich S&K fände, wäre ich selbst noch Anfang 20. Möglicherweise fände ich sie ganz, ganz großartig und die einzige Person, die mein Lebensgefühl versteht. Vielleicht bin ich über diese Brücke getreten, hinter der man „die Musik der jungen Leute“ nicht mehr versteht 😉

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