Zwischen meinem 18. und 23. Lebensjahr hatte ich eine sehr kreative literaire Phase. Ich las damals Charles Bukowsky und waehrend dem Lesen meldete sich ploetzlich meine Muse und sagte „Mek, sieh her. Das kannst du doch auch. Schreibe deine wilden Saufgeschichten auf und werde beruehmt.“ Ich entdeckte spaeter natuerlich dass es bei Bukowsky weit mehr auf sich hatte als nur Saufgeschichten, aber das war fuer mich jedenfalls der Anstoss mich wieder in die Welt des Schreibens zu stuerzen. Ich schrieb als Kind sehr viel. Bis ich etwa 13 oder 14 wurde. Ich schrieb ausschliesslich Horrorgeschichten oder ganz fuerchterlich pathetische Heldengeschichten. Danach setzte die Zeit der Drogen ein und die kreativitaet musste weichen. Nach dem Lesen von Bukowsky besorgte ich mir dann eine Schreibmaschine und tippte drauflos. Ein halbes Jahr spaeter hatte ich ein 80-seitiges Buechlein fertig und ging damit auf Reisen. Wien, Zuerich, Augsburg, Berlin. Betrank mich, fing in der Kneipe an zu lesen, verkaufte meine Schreiberei und soff noch mehr vom Erloes. Eine schoene Zeit war das.
Obwohl das Buechlein eine Sammlung von Kurzgeschichten, Zeichnungen und Gedichten war, gab es einen Zusammenhang zwischen den ganzen Komponenten und ich fing somit an, an eine etwas reifere Geschichte zu basteln, die direkt aus jenem Buechlein hervorkam. Eine Geschichte ueber einen planlosen 20jaehrigen Hausbesetzer der ungewollt Mittelpunkt einer Weltverschwoerung zwischen Gott und gierigen Machthabern wird und ohne es zu merken die ganze Welt in den Abgrund stuerzt. Eine Weltuntergangskomoedie. So schrieb ich 4 Jahre lang an dieser Geschichte. In der Zwischenzeit zog ich nach Wien, fand keine Wohnung, verstritt mich und zog nach einigen Monaten fuer einen Winter in die Niederlande, besetzte dort ein huebsches kleines Haus in der Innenstadt und blieb. Da schrieb ich weiter, wurde mehrmals geraeumt, verliebte mich, und zog irgendwann mit meiner Schreibmaschine, Brecheisen und Schlafsack zu meiner damaligen Freundin. Da bezahlte ich das erste mal in meinem Leben Miete und machte mich breit. Dann fing ich auch irgendwann an zu arbeiten um etwas Geld im Sack zu haben, erwarb mir einen billigen Laptop damit ich meine Geschichte endlich mal sauber irgendwo eingeben konnte, und nicht immer alles uebertippen musste wenn ich groessere Korrekturen gemacht hatte. Dann hatte ich irgendwann fast 350 DIN A4 Seiten zusammengeschrieben und kam eines Tages nach Hause und fand die Wohnungstuere aufgebrochen. Die naechsten Schritte durch meine Wohnung waren wohl die schlimmsten Minuten meines Lebens, weil alle Buecher auf dem Boden lagen und ich gleich merkte dass mein Laptop nicht mehr da stand wo ich ihn gelassen hatte. Und waehrend ich so auf meinen leeren Schreibtisch hinlief wusste ich auch gleich dass ich keine Kopie des ganzen Geschriebenen hatte. Weder auf Floppy noch irgendwo anders. Lediglich die ersten 50 Seiten hatte ich einmal ausgedruckt gehabt und einige Fragmente hatte ich mal onlline gesetzt um HTML zu lernen. Die Geschichte war damals fast fertig gewesen. Ich war schon beim Vorletzten Kapitel und musste danach eigentlich nur noch eine feine, finale Korrektur durchnehmen.
Und dann war plotzlich alles weg. Es waere mir nie im Leben eingefallen dass ich jemals das Opfer eines EInbruches haette werden koennen, da ich ja der war der leerstehende Haeuser aufbrach und sonst eh niemals Geld hatte. Aber ich ich musste mir gleichzeitig eingestehen dass ich in der Zwischenzeit eben etwas Geld verdiente und sogar einen (wenn auch bescheidenen) Besitz hatte. Aber das einzige wofuer ich eigentlich lebte, oder jedenfalls das einzige wovon ich wirklich sagen konnte dass es etwas war woran ich arbeitete, was mir eben das Gefuehl gab dass ich nicht ganz so nutzlos war, war eben meine Geschichte die ich schrieb. Und dann kam der Junkie, der auf die Schnelle etwas Geld brauchte, und machte in wenigen Minuten alles kaputt was ich _eigentlich_ besass. Vielleicht bekam er 50EUR dafuer. Vielleicht 100.
Ich hingegen versuchte die Geschichte zu rekonstruieren, aber merkte bei jedem Satz schmerzhaft dass sich jener Satz vorher ganz anders anfuehlte und viel geistiger war und beinahe jede Minute verzweifelte ich daran und nach etwa zwei Wochen gab ich es voellig auf. Ich beschloss eine ganz neue Geschichte anzufangen wenn meine ganze Wut vorbei war.
Ich fing nie damit an.
Einige Kapitel findet man hier auf meiner Seite unter dem Link ‚Literature‘. Das sind die Kapitel die ich auf Niederlaendisch geschrieben hatte.
Ich hoerte mit der Schreiberei dann vollkommen auf. Irgendwie schmerzte der Gedanken am Schreiben immer und das mochte ich nicht. Erst wo ich vor etwas mehr als einem Jahr mit diesem Tagebuch anfing, packte mich die Lust am Schreiben wieder, und nun, auch nach mehrmaligem Andringen von Julietta, habe ich letzten Donnerstag wieder damit angefangen die Geschichte neu zu schreiben. Es scheint alsob jetzt genug Zeit voruebergegangen ist. Die Geschichte macht ploetzlich wieder Spass.
4 Kommentare
Kommentare sind geschlossen.
wow! ich bin gespannt. hoffentlich werden sie berühmt, dann kann ich einmal sagen: "fast hätte ich den berüühmten mek getroffen, leider war ich dann doch nicht im hamburg damals."
😉
pft, sie kennen meine Muse nicht. sie ist eine versoffene alte tante die vieles verspricht und nichts haelt.
Wuerde ich beruehmt werden dann wuerde ich jedem erzaehlen dass sie sehr wohl in Hambuich waren. damals. Aber in diesem fall bekommen sie hoechstens noch ne zweite chance mal zu kommen.
und die werd ich mir bestimmt nicht entgehen lassen. gesetzt den fall, herr kid wagt einen zweiten anlauf mit einer unzuverlässigen göre wie mir.
ihre muse hat sicher viel humor. und freut sich sicher riesig, dass sie ihr endlich wieder zuhören.
ach ich freu mich schon. so weltverschwörungs/gott geschichten sind mir die liebsten. schreiben sie. das ist ein befehl 😉
Attenti! zu diensten!