Am Morgen stoße ich in einem Artikel über Chicago auf einen Satz, der weitreichende Folgen für mein Weltverständnis hat. Es geht um die Prärie und über „Prärieindianer“. Seitdem die Spanier in Nordamerika Pferde eingeführt haben, änderte sich der Jagdradius der- wie Bitte? Einführung der Pferde in Nordamerika? Hätte man mir gesagt, dass die Pferde von Nordamerika nach Europa eingeführt worden wären, hätte ich das eher geglaubt. An diese Art von Amerika-zu-Europa-Schock habe ich mich längst gewöhnt. Ich denke dabei an Tomaten und Kartoffeln. Aber, dass Winnetous Vorfahren nicht auf Pferden ritten, sonder dies nur kulturell adoptiert ist, wie die Tomatensauce auf der Pizza, das bringt meine Einordnung der Dinge doch gehörig durcheinander.
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Durch den Tag hindurch, arbeite ich an einen längeren Text, den ich seit einem halben Jahr nicht mehr angefasst habe. Ich bin immer noch unschlüssig, ob die Hauptperson ein Mann oder eine Frau sein soll. Als Frau gefällt mir der Text wesentlich besser und was für ein Unterschied, wenn die Rolle von einer Frau eingenommen wird. Da ändern sich ganze Handlungsstränge. Noch arbeite ich an zwei Versionen. Ich bin jedoch mit beiden nicht ganz zufrieden. Bei der Version mit der Frau schaue ich naturgemäß viel kritischer auf Fehler, die Geschlechterrollen betreffen, man wird mir immer vorwerfen können, als Mann nur oberflächlich das Innenleben einer Frau nachempfinden und beschreiben zu können. Diese Schere hängt immer bedrohlich links hinter mir im Raum und liest Buchstaben für Buchstaben mit.
Andererseits schaffen Frauen schon jahrundertelang männnliche Hauptprotagonisten und mussten sich diesen Vorwurf eigentlich nie gefallen lassen. Möglicherweise sind Männer weniger komplex, das wäre lustig. Allerdings ist unsere Kultur seit Jahrtausenden von Männerfiguren durchzogen und Männerfiguren sind in unserer Erziehung schlichtweg präsenter und daher auch für Frauen vertrauter und vermutlich einfacher zu reproduzieren. Was es für Frauen wieder gesellschaftlich schwieriger macht, weil es weniger gute weibliche Rollenvorbilder gibt, die eine breite Strahlkraft haben. Nicht alle Menschen sind rebellisch genug um sich ihr eigenes Vorbild zu sein. Männer haben ja immer tausende Kerle, von Caesar bis Eminem, aus denen man wählen kann.
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Am Nachmittag dann das Spiel gegen Wolfsburg. Wieder eine Niederlage. Wenn auch unverdient. Wiedermal unverdient, wie alle letzte Niederlagen. In meinem Hertha-Umfeld ist mittlerweile ziemliche Panik ausgebrochen. Ich glaube aber nicht an einen Abstieg. Es sind noch 12 Spiele zu spielen. Das trändende Niederlagental, durch das wir gerade schreiten fühlt sich wie eine Schlucht an, aber es waren Spiele gegen die Top 4 der Liga. Dabei haben wir eigentlich immer ein gutes Bild abgegeben. Der einzige Club, der nicht in der Top 4 stand, hat etwas glücklich ein Tor gegen uns geschossen. Jetzt kommen die Gegner auf Platz 5 und abwärts, und das sind ja die Pätze, mit denen wir uns auf dem Papier auf Augenhöhe befinden sollten, also die Europaleague Plätze. Auch wenn die Gegner Dortmund und Leverkusen heissen, aber diese Saison sind das keine Champions League Mannschaften, sondern eben Platz 5 und 6. Und neben diesen beiden, kommen alles Gegner, die auf dem Papier schlagbar sind. Ja, wir werden auch da immer wieder mal verlieren, aber 20 Punkte sind noch drin. Und ich vage zu behaupten: es werden mehr als 20 Punkte.