Weil andere das auch machen, habe ich nach achtzehn Jahren beschlossen, mehr Medien in meinem Blog zu verwenden. Ich neige dazu, dieses Blog sehr spartanisch zu halten. Weil ich das schön finde. Schwarzer Text auf weissem Hintergrund.
Andererseits sind Fotos eben auch schön. So einfach ist das manchmal mit den Entscheidungen.
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Zur Zeit höre ich wieder Pink Floyd. Ich hörte als Dreizehnjähriger sehr viel Pink Floyd. Und mit sehr viel meine ich sehr, sehr viel. Eine der unterschätztesten Platten ist wahrscheinlich Atomic Heart Mother. Die A-Seite. Das Meddley mit Chor und den Bläsern. Dieses lange, wabernde Balgen von Trompeten, Schlagzeug und Chor. Ich fand diese Stimmung immer romantisch. Romantisch mit einer gewissen Aufgeregtheit, mit einer gewissen Erwartung, vielleicht wie die Romantik im Sinne eines romantischen Initiationsritus.
Und die Kuh auf dem Cover. Es gibt diese Geschichte dazu, dass man nicht wusste, was man auf das Cover setzen sollte, bis einer die Idee hatte, eine Kuh zu fotografieren. Dann sind sie losgezogen und haben eine Kuh fotografiert. Etwas belanglos von seitlich hinten, wie sie in die Kamera guckt. Es sollte kein Text drauf, nur die Kuh und die Weide. Ich fand das als Teenie und Kuhhirte in meinem Alpendorf so genial.
Eine Kuh werde ich mir auch auf meinen Oberarm tätowieren lassen. Eine schwarz-weiss gefleckte. Im Berliner Tierpark wird diese Art Kuh als Hochleistungsrind bezeichnet. Hochleistungsrind. Ein Wort, so monumental, dass man es in Stein meisseln möchte.
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Am Nachmittag waren wir auf einem sehr langen Spaziergang. Wir hatten viel zu besprechen. Normalerweise denke ich mir vorher eine Route aus, die laufen wir dann ab. Dabei versuche ich viel Variation und Thematik mit reinzubekommen. Wenn der Schwerpunkt eher Wasser liegen soll oder eher modern urban, oder eher kiezig, oder auch in Ostplatten-Optik. Wald wäre schön, aber für richtigen und verwilderten Wald müsste man ins Auto steigen und ins Auto steigen wir so gut wie nie. Das Auto hat sich bei uns nicht für den Alltagsweck bewährt.
Diesmal spazierten wir einfach im Volkspark Friedrichsain. Als wir durch den Park liefen und am Ende angelangten, beschloss ich, einfach rechts abzubiegen und so drehten wir mehrere runde Kreise in dem nördlichen, offenen Teil des Parks. Nach einigen Runden wurde mir tatsächlich schwindlig. Mental. Ich hatte die Orientierung verloren. Ich erkannte die Gebäude am Horizont wieder, ich sah auch die Bunkerberge und die Achsen, und die breite Kuhle für die Skateboards, aber dieses Laufen im Kreis hatte meine innere Kompassnadel zum Erliegen gebracht. Dieser Teil Berlins aus dem neunzehnten Jahrhundert ist ja sehr systematisch angelegt, mit den Achsen, mit den Kiezen in Trapezform, diese klare Stadtstruktur, ich mag sie sehr. Aber wenn man hier im Kreis läuft, bringt das sämtliche Kalibrierungen aus dem Lot. Irre.
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Ich suche ja schon länger nach Motiven von alten Damen. Als Motiv für Hertha-Sticker. Dass mein Verein den Beinamen „Alte Dame“ trägt, sollte sich wesentlich mehr in der ästhetischen Kultur von Hertha wiederspiegeln, es ist schließlich eine Steilvorlage für richtig gute Motive. Das selbe gilt auch für Schiffe, da Hertha ja nach einem Haveldampfer benannt ist. Ich versuchte mich den ganzen Abend an Motiven und habe eines ganz okay ausgearbeitet. Ich kann aber überhaupt nicht mit Bildbearbeitungsprogrammen umgehen. Ich kann ein bisschen zeichnen, aber für den professionellen Schliff mit Software fehlt es mir an Geduld und schlichtweg auch an Wissen oder besser gesagt, die Geduld, mir dieses Wissen anzueignen. Mich frustriert diese motorische Einschränkung bei der digitalen Behandlung von Bildern total. Wenn man ein Bild drehen will, dreht man es nicht einfach mit den Fingern, sondern muss das richtige Werkzeug und den richtigen Auswahlmodus und den richtigen Griff kennen. Das alles während ich vor einem zweidimensionalen Bildschirm sitze.
Es liegt mir nicht.