[Donnerstag, 3.6.2021 – Liam Neeson und Servicepersonal]

Nachts werde ich wieder von einer Nachtigall geweckt. Es ist die dritte Nacht in Folge. Aufgrund des kühlen Frühlings hat sich vermutlich auch die Paarungswilligkeit der Nachtigallen um anderthalb Monaten nach hinten verschoben.

(wenn man in der Aufnahme gut hinhört, hört man sie im Hintergrund trällern. Sie war am Morgen immer noch da. Muss nachher checken ob man das auf der Aufnahme gut hören kann)

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Auf der Heimfahrt fehlt es mir an Kraft. Diese Tage an denen man einfach kraftlos ist. Ich steige auf das Rad, mühe mich mit den Pedalen ab und dann habe ich auch noch Gegenwind.

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Abends schauen wir dann einen Actionfilm mit Liam Neeson. Es ist der perfekte Film um nebenher an andere Dinge zu denken. Ausserdem spielt Kate Walsh mit, die mag ich. Mir ist es entgangen, dass Liam Neeson im hohen Alter eine Actionheldin geworden ist. Er spielt immer die selbe Rolle, wirklich immer die selbe Rolle. Ich muss diesen Satz wiederholen um ihm etwas Nachdruck zu verleihen. Und während er immer die selbe Rolle spielt, haut er alle drei Monate einen neuen Film raus. Der Typ ist 70 und springt aus mehrstöckigen Wohnhäusern. Ich bin einmal als Teenie aus dem ersten Stock gestürzt und habe mir den Oberarm gebrochen, ich möchte nicht wissen, was ich mir zuziehe, wenn ich das mit 70 Jahren mache.
Ich mag Liam Neeson wesentlich lieber als die andere gealterte Actionschauspielerin, Harrison Ford. Über Harrison Ford habe ich mal gelesen, dass er eine Kellnerin zusammengestaucht hat und eine andere Geschichte, in der er sich am Filmset den Mitarbeiterinnen gegenüber total daneben verhalten hat.
Es gibt diesen klugen Spruch, der besagt: Urteile Menschen nur daran, wie sie Servicepersonal behandeln.

Wie du Menschen behandelst, die dafür bezahlt werden, dir zu Diensten zu sein. Servicepersonal ist faktisch eine Projektionsfläche. Eine sehr weise Beobachtung.

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Ich wundere mich immer noch über den Mittwochabend, dass meine Mitspaziergängerinnen den ganzen Abend nichts gegessen und nichts getrunken haben. Wir trafen uns schließlich schon um 18Uhr. Der Mann kam ein bisschen später. Der Mann hat sich nach zwei Stunden immerhin ein Bier gekauft. Aber niemand hat gegessen. Würde ich nicht fasten, wäre ich spätestens gegen acht Uhr quengelig geworden und hätte die Leute nach Essenswünschen gefragt und mir dann auch als einziger einen Döner oder eine Pizza genommen. Und mindestens zwei oder drei Biere getrunken.

Ich muss das mal verstehen. Das wäre zumindest eine Erklärung, warum so viele Leute um mich herum weniger wiegen als ich.