[Montag, 20.9.2021 – Carabinieri, Geburtstagsaperitiv]

Die Audioqualität ist echt schlecht. Für unterwegs habe ich nicht die richtige Ausrüstung. Zwar habe ich ein kleines Ansteckmikro von Rode, aber wenn Rode draufsteht, bedeutet es nicht, dass es die gleiche Rodequalität ist, wie mein Rode Mikro auf dem Schreibtisch.

Heute war ich den ganzen Tag mit meiner Mutter unterwegs. Erledigungen machen. Mit meiner Mutter kann man super Erledigungen machen. Sie redet vom neuen Gemüseangebot im Supermarkt, sie redet von der neuen Baustelle am Theaterplatz, wir treffen die Maklerin, die ihr bei der Wohnungssuche geholfen hat. Die Maklerin sitzt zufälligerweise mit dem Bankmitarbeiter ihrer Raiffeisenkasse beim Espresso an der Bar unter der Lauben. Ich liebe das alles.
Ich hatte auch eine Erledigung zu machen, ich musste zu den Carabinieri.
Mein Pass verfällt ja in zwei Tagen und ich habe es nicht geschafft, auf der Botschaft in Berlin einen neuen Pass zu beantragen. Die Mitarbeiterin am Telefon der Botschaft riet mir, in Südtirol eine Identitätskarte zu beatragen. Das geht schnell und ohne Termin. Identitätskarte ist so etwas wie der Perso in Deutschland.

Ich rief also im Gemeindehaus des Dorfes, in dem ich als letztes gemeldet war, an und erklärte mein Anliegen. Die Dame am anderen Ende des Telefons war eine ehemalige Mitschülerin meiner Schwester. Sie wusste, wer ich war und sagte, das ginge ohne weiteres, ich bräuchte nur eine Verlustanzeige von den Carabinieri und drei Fotos. Dann könne ich einfach vorbeikommen.

Also ging ich heute zu den Carabinieri. Ich saß früher oft bei den Carabinieri. Das war aber immer problembehaftet. Heute war ich einfach als Erwachsener Mann mit einem Anliegen da. Das war mir neu.

Er fragte, wann ich meine Identitätskarte verloren habe.
Ich sagte: vor 20 oder 25 Jahren.
Er schaute seltsam.
Er fragte, wo ich die Karte verloren habe.
Das wusste ich natürlich nicht mehr. Wenn es vor 25 Jahren war, dann sicherlich in den Niederlanden, wenn später, dann vermutlich in Spanien, wenn noch später dann vielleicht auch in Deutschland.
Genauer geht es nicht? Wollte er wissen.
Nein.
Was soll ich in der Anzeige reinschreiben? fragte er in vollem ernst.
Ich sass da und überlegte genau so ernst. Ich sagte: vielleicht, dass ich den Pass vor 15, 20 oder 25 Jahren in den Niederlanden oder Spanien oder Deutschland verloren habe?
Hm, ja. Sieht aber komisch aus.
Das stimmte. Ich schlug vor, dass ich den Ausweis bei einem Umzug verloren haben könnte. Das gefiel ihm lustigerweise.
Er bat mich, zu diktieren.

Also diktierte ich. Er war Italiener, aber Carabinieri müssen in Südtirol auch deutsch sprechen können. Sein deutsch war mittelmäßig, die Konversation funktionierte zwar, aber Grammatik und Rechtschreibung war etwas holprig. Das war OK, wir konnten beide darüber lachen.
Er tippte alles in seinen Pentiumcomputer hinein, und drehte den Bildschirm so, dass ich die Rechtschreibfehler gleich sehen konnte.

Am Ende hatte ich ein schönes Dokument mit einem Carabinieristempel.

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Um vier Uhr waren meine Mutter und ich beim Geburtstagsaperitiv meines Schwiegervaters eingeladen. Es gab Sekt und Häppchen. Auch Kuchen gab es danach. Später gab es auch Whisky und Bier.

Um zehn Uhr abends lief ich dann einmal durch ganz Meran zur Wohnung meiner Mutter. Sie war schon früher nach Hause gegangen.
Ich hatte einen Hertha Podcast im Ohr. Wie seltsam das ist, in Meran zu sein und einen Hertha Podcast zu hören. Aber wir haben am Freitag wieder gewonnen. Ich konnte das Spiel nicht sehen, ich schaute nur regelmäßig auf die App, als wir in der Pizzeria sassen, und empfand dabei Freude.