Heute ist Firmengeburtstag. Zwanzig Jahre. Am Nachmittag war der Besuch eines Escape Rooms geplant. Wir gingen zum „House of Tales“ in der Zimmerstraße. Das House of Tales hat 5 Räume und diese werden im Netz ziemlich gut bewertet. Ich war dort schon einmal vor etwa drei Jahren, es gab damals einen Raum, der die Illuminaten und den Vatikan als Thema behandelten. Jenen Raum gibt es aber nicht mehr. Wir gingen dafür in einen Raum namens „One Night in Hong Kong“. Es behandelt den Untergrund Hong Kongs in den Achtzigerjahren. Organisiertes Verbrechen, Drogen- und Menschenhandel.
Der Raum ist abgedunkelt, es ist Nacht, man klettert zuerst eine Wendeltreppe an einem Baugerüst hinauf, oben gibt es eine Fensterluke durch die man in eine Stripbar gelangt. Es gibt eine Videokabine, Dildos und Analstöpsel liegen auf den Sofas und den Möbeln herum. In den Mülleimern Kondome und Papierfetzen, Toys. In der Videokabine läuft ein pornographisches Manga.
Im Spiel geht es darum, eine Frau namens Wen Dee und das Geld mit dem sie sich versteckt, zu finden. Wir irren zu sechst eine ganze Weile in der Stripbar herum und brauchen lange, die ersten Hinweise zu verstehen. Danach flutscht es aber ganz gut. Die Rätsel sind schön gemacht und teils auch lustig. Wir werden Wen Dee finden. Sie sieht nicht mehr gut aus.
Fürs Protokoll muss ich noch aufschreiben, dass wir alle Masken trugen. Das war ja der ursprüngliche Zweck dieses mittlerweile lang anhaltenden Coronalogs, nämlich aufschreiben, wie der Alltag in der Pandemie aussieht. Um in 20 Jahren darauf zurückzuschauen, um mich daran zu erinnern.
Wir trugen jedenfalls alle Masken, auch in den Räumen, als nur wir sechs Geimpfte unter uns waren. Die Veranstalterinnen durften keine Ausnahmen machen. Sie hatten für 3G geöffnet, also galt uneingeschränkt 3G.
3G. Auch so etwas. Weiss in zwanzig Jahren sicherlich niemand mehr, was das ist. Ich lasse es mal ohne Erklärung stehen, damit ich mich in zwanzig Jahren ärgere.
Vor zwei Wochen im Escaperoom in Meran trugen wir in den Spielräumen übrigens keine Maske. Nur im Vorraum mit dem Spielleiter. Auch dies fürs Protokoll.
Nach dem Spiel kehre ich mit meiner Gruppe zurück in die Firma. Die andere Gruppe war genau eine Minute früher fertig. Sie spielten genau den gleichen Raum. Der Raum mit dem Hong Kong Thema ist dermaßen beliebt, dass sie zwei Räume identisch gebaut haben. Wir spielten also parallel.
Zurück in der Firma wird es feierlich. Das Buffet ist zubereitet, die Sektflaschen auch. In der großen Firmenküche steht ein Fernseher mit Webcam, auf dem uns das Büro in Amsterdam zugeschaltet ist. Auch sie haben einen Fernseher mit Webcam in der Küche stehen. Die Leute sind festlich gekleidet, wir prosten einander zu. Der Gründer hält eine Rede.
Wir sind happy, trinken, essen quatschen.