[Dienstag, 5.10.2021 – VR, Hansaviertel]

Ich bin seit der Firmenparty ja (wiedermal) ein bisschen von VR Brillen angefixt. Einer meiner Mitarbeiter erzählte mir von seiner Oculus Quest, von der Technik dahinter und von der verfügbaren Software bzw verfügbaren Videos. Vor allem Flugvideos, Porn, Unterwasservideos und auch schlichte Dokus, sowie zahlreiche Spiele, wie die VR Variante von “The Room”, in dem man in einem Haus steht und mit einem riesigen Detailreichtum interagiert. Oder auch das Spiel mit dem Laserschwert, alle schwärmen von diesem Spiel mit dem Laserschwert, einer der Anwesenden macht seitdem kein Cardiofitness mehr, weil er das Spiel mit dem Laserschwert spielt. Alle reden von Schweiss und Anstrengung.

Ich besitze seit einigen Jahren ein Cardboard VR-Headset, bei dem man bereits ein gutes Gefühl dafür bekommt, was mit VR mal möglich sein wird. Die Oculus Quest kommt dem laut Beschreibung schon ziemlich nahe. Wirklich interessant wird es aber erst, wenn die soziale Komponente dazukommt, wenn man zu zweit etwas unternehmen kann, mit Sensoren, die die Räumlichkeit darstellen, etc. Und vor allem, wenn die Teile bezahlbar werden.
Die Oculus Quest erfordert ein Facebook Login und kostet wohl deswegen nur 500€. Sie wird vermutlich vom Konzern querfinanziert. Eine VR-Brille, mit der Facebook mich trackt, kommt aber nicht für mich infrage.

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Am Abend treffe ich meinen ehemaligen Nachbarn. Wir haben Papierarbeit aus unseren ehemaligen Wohnungen zu verrichten. Wir sind seit unseren gemeinsamen Jahren im Haus befreundet, mittlerweile sehen wir uns leider selten. Und trotzdem sind wir uns über die Jahre sehr verbunden geblieben. Ein Termin für Papierarbeit kommt daher genau richtig.

Er wohnt jetzt mit seinem Mann und deren Sohn im Hansaviertel. Die Häuser im Hansaviertel wurden in den fünfzigerjahren als Prototypen für Sozialwohnungen gebaut. Von aussen nimmt man sie auch als hässliche Plattenbauten wahr, mit den dazugehörigen tot wirkenden und abweisenden Grünflächen. Auf dem zweiten Blick entfalten die Häuser aber durchaus einen Charme. Ich kannte bisher nur den architekturtheoretischen Aspekt der Häuser im Hansaviertel, heute stand ich aber das erste Mal in so einem Haus und ich verstehe den Reiz durchaus. Die Systematik der Intimität und Privatsphäre in den Treppenhäusern, die getrennten Aufgänge, die Wasch- und Gemeinschaftsräume, die Schlichtheit. Und nicht zu vergessen: die Aussicht.

Natürlich gibt es im Hansaviertel den trügerischen Aspekt, dass es keine Sozialwohnungen, sondern teure Eigentumswohnungen sind und alle Bewohnerinnen einen intellektuellen oder emotionalen Bezug zu diesen Häusern haben.

Die Geschichte von der Frau aus dem Haus. Eine Geliebte des mittlerweile verstorbenen, berühmten Architekten. Als meine Freunde einzogen googelte sie die Namen auf den Klingelschildern und hiess die neuen Mitbewohner willkommen.
Der Architekt ist bereits in den Achtzigerjahren verstorben. Diese Frau, die seit Jahrzehnten das bauliche Erbe ihrer Liebe bewohnt. Ich mag mich täuschen, weil ich die Frau nicht kenne. Aber: diese Hingabe.

3 Kommentare

    • Ich habe in der Eile nicht erwähnt, dass sie sich sehr im Haus engagiert und das geistige Erbe der Architektur an die neuen Bewohnerinnen weiterträgt. Also schon wesentlich mehr als nur eine geerbte Wohnung.

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