Ich merke, dass sich die Tage aufgrund des Besuches meiner Schwester etwas verwischen. Einen Tag habe ich in der Erzählung gänzlich ausgelassen. Aber das ist ja egal. Wir hatten eine schöne Zeit, sind viel gelaufen und viel in Museen gestanden. Und wir haben viel geredet.
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Am Samstagabend traf ich mich mit ein paar Fussballfreundinnen um das Derby gegen Union zu schauen. Ich war nicht besonders im Derbyfieber. Normalerweise hängt bei mir das Derpypendel ja über der ganze Woche wie so ein schwingender Damokleshammer. Diesmal ist es ein Mix aus schlechtem Vorgefühl und dem Besuch meiner Schwester. Ich hatte sehr schöne Tage mit ihr und deswegen viele andere Gedanken und nur wenige ans Derby.
Ich bin mit meinen Fussballfreundinnen bei mir im Büro verabredet. Im September hatten wir beschlossen, zusammen zu gucken, aber jetzt ist der zwanzigste November, die meisten haben keine Lust auf enge Kneipen. Einige sind zwar ins Stadion zu den Coronaschwurblern aus Köpenick gefahren, aber mir ist das nichts. Darum bot es sich an, zu mir ins Büro zu gehen. Wir haben da einen Beamer und Sofas.
Ich bekam dann die Technik nicht ans Laufen. Erst einige Minuten nach Anpfiff landete das Bild auf der Leinwand. Allerdings funktionierte der Ton nicht. Irgendwann liess ich die Versuche sein, den Ton zu fixen, so schauten wir das Spiel ohne Lautstärke. Im Nachhinein war das besser so. Wir verloren das Spiel 2:0 und ich merkte, dass mich die Niederlage weniger schmerzte, wenn ich keinen Ton habe. Da hört man keine feiernden Gegner, keine runterziehenden Kommentare des Moderators und überhaupt.
Überhaupt erträgt man Niederlagen besser in angenehmer Gesellschaft.
Meine Schwester war in der Zwischenzeit bei einem alten Freund zu Besuch. Nach dem Spiel trafen wir uns zuhause und beendeten den Tag.
Am Sonntagmorgen fuhr sie dann.
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Heute entschieden wir dann die Reise nach Tromsö zu canceln. Es spielen mehrere Faktoren mit. Es gibt im Dezember nur noch ein mögliches Wochenende. Die Flüge sind mittlerweile zu teuer, das Hotel, das wir reserviert haben, geht noch so, aber je mehr wir über Corona reden, desto blödsinniger erscheint die Reise. Sowohl die Reise in vier unterschiedlichen Flugzeugen, wie auch die Qualität des Aufenthaltes vor Ort. Tromsö liegt 300 km nördlich des Polarkreises, heute misst es -5 Grad. Man wird viel Zeit in Innenräumen verbringen. Ein Maskenurlaub ist nicht das gleiche wie ein Maskenball. Die Aussicht darauf erscheint bei längerem Nachdenken nicht so gut.
Das war meiner Laune für den Rest des Tages nicht zuträglich. Das verlorene Derby hatte ich erstaunlicherweise besser weggesteckt.