Da man uns 17 Grad versprochen hatte, beschlossen wir, heute nichts zu unternehmen, sondern den Tag über uns ergehen zu lassen. Das Thermometer blieb jedoch bei 12 Grad hängen und auch die Sonne kam nicht aus der Wolkendecke hervor. War aber nicht schlimm.
Wir liefen hinunter zu den Flussauen. Wir zogen uns hohe Gummistiefel an, weil der Untergrund unberechenbar ist. Auf der einen Seite kann es moorig sein, aber durch die Schicht umgeknickter Gräser, tummelt sich darunter auch allerlei Getier. Vor allem Schlangen. Ich möchte ungerne mit Sneakers auf eine Schlange treten. Mit Gummistiefeln läuft es sich entspannter. Ich verstehe nicht, dass sie bei Tolkien immer barfuss durch solche Gegenden laufen.
Es gibt da eine Stelle mit einer kleinen Bucht. Ich erkläre meiner Frau, wie ich mir dort eine Badestelle vorstelle. An der kleinen Landzunge könnte man einen kleinen Steg bauen mit dem man das Schilf passieren kann. Sie versteht meinen Gedanken, sie erinnert sich aber daran, dass diese Gegend in den Sommern ihrer Kindheit schon immer unangenehm war. Große Insekten, stechendes Gewächs auf dem Boden, ausserdem ist der Flussströmung an dieser Stelle stärker.
Ein paarhundert Meter flussabwärts wird das Ufer etwas steiler. Die Hundin versucht die ganze Zeit näher an das Wasser zu kommen. Sie ist ein Wasserhund, sie weiss es nur noch nicht. Das finde ich lustig. Meine Frau schlägt vor, sie ins Wasser zu heben. Wir beschliessen, die lange Schleppleine nicht abzunehmen, weil wir Angst davor haben, dass sie von der Strömung mitgerissen wird. Ich warne meine Frau, dass im Notfall sie dazu bereit sein muss, dem Tier hinterherzuspringen, weil ich werde das ganz bestimmt nicht tun.
Sie hebt das Tier mit den Beinen in eine untiefe Stelle. Die Hündin scheint es OK zu finden, aber reagiert nicht besonders darauf. Dann nahm ich jedoch einen Stock zur Hand und warf ihn ins Wasser. In dem Moment scheint bei ihr ein Schalter umgelegt zu sein. Sie wird ganz aufgeregt und unternimmt Versuche, ins Wasser zu springen. Sie geht bis zu den Schultern rein und, ja ich weiss nicht, was sie da genau macht, irgendwie schwimmt sie, aber ohne das Ufer wirklich zu verlassen. Sie ist noch an der Schleppleine, wir trauen uns nicht, sie im Wasser loszulassen. Vermutlich liegt es an der Leine, dass sie nicht springt.
Sie schaut noch lange trauernd dem wegtreibenden Stück Holz hinterher.
Auch Lasse, der Pächter, kam heute vorbei. Er wollte nach seinen Bienen schauen. Er und seine Frau sind Imkerinnen. Sie haben 7 Bienenhäuser (nennt man das so?) hinterm Haus aufgestellt, weil da eine große Linde steht. Die Linde wurde von Grossvater meiner Frau gepflanzt, es gibt noch alte Fotos auf denen die Linde einen Meter hoch ist. Heute ist die Linde der dominierende Baum in der näheren Umgebung. Linden kommen nicht so häufig in der Gegend vor, sie sollen dem Honig aber einen fabelhaften Geschmack geben, deswegen liess man Lasse und seine Frau die Bienenstöcke aufstellen. Ich kann bezeugen, dass der Honig einen leichten Lindengeruch in sich trägt.
Danach lasse ich die Drohne steigen. Die Steuerung ist noch etwas holprig, ich bin mit Gamecontrollern nicht so geübt und letztendlich ist es ja ein Gamecontroller, den man da in der Hand hält. Ich muss das mit den Bewegungen noch etwas flüssiger hinbekommen. Ich traue mich nicht, das Gerät höher als 50m zu fliegen. Das ist schon verdammt hoch. Wenn ich während des Steuern auf das Display schaue, und die Liveaufnahme von oben sehe, dann wird mir etwas schwindelig. Ein komischer Effekt.
Später, irgendwann nach Beer o’clock, merken wir, dass wir zu wenig Bier vorrätig haben. Wir haben eingekauft wie die Amateure. Dann kochen wir Edamamenudeln mit Käsesauce. Ich finde die Nudeln unfassbar lecker, meine Frau hingegen findet, sie schmecken nach Karton. Weil das Bier alle ist, trinken wir nach dem Essen Whisky, dabei merken wir bald, wie schnell uns das zu Kopf steigt. Also spielen wir Karten. Meine Frau will „Mormorask“ spielen, ein Kartenspiel ihrer Grossmutter, sie kann sich aber nicht mehr an die Regeln erinnern. Ich weiss noch, dass es eine Variante eines Stichspiels ist, also fangen wir einfach an. Anfangs erfindet meine Frau irgendwelche Regeln, die sie zu ihrem Vorteil ausspielt, aber im Laufe der Runden, zementieren wir ein paar dieser spontanen Regeln und jede Runde kommt die eine oder andere Regel hinzu. Nach dem dritten Whisky wurde es ein ziemlich komplexes Kartenspiel. Morgen werden wir das Regelwerk wieder vergessen haben.