[Montag, 26.7.2022 – Körperhaushalt, Wachhunde, der Plan der Neffen]

Das war ein ordentlicher Kater, mit dem ich heute früh wach wurde. Ich hatte gestern vergessen zu essen und Wasser zu trinken. Es ist eigentlich unglaublich, dass ich es mit Ende vierzig immer noch nicht gelernt habe, meinen Körperhaushalt richtig zu verwalten. Glücklicherweise hatte der Abend ein frühes Ende gefunden und ich kam dadurch zu ausreichend Schlaf. Sonst wäre der heutige Tag vermutlich der Horror gewesen.

Ich nahm die Hündin mit ins Büro. Sie war heute aber unaufmerksam und nervös. Ausserdem bellte sie am Fenster, wenn sie Menschen auf der Strasse sieht. Wachhundgebahren finde ich ja nicht soo doll. Das hat sie sich in Schweden angewöhnt. Schon als wir im Mai dort waren. Meine Frau sagt, dass bei allen ihre Hunden der Wachhundinstinkt in Schweden geweckt wurde. Es passiert dort im Wald so wenig, dass jeder Einfluss von aussen eine potentielle Gefahr darstellt und das Tier dann in den Beschützermodus umschaltet. So erkläre ich es mir jedenfalls, ich als studierter Hundetiefenpsychologe.

Tagsüber schrieb mich einer der beiden Neffen an. Er und sein Bruder (13 und 14) wollen nach Berlin kommen. Sie haben jemanden gefunden, der mit der Bahn nach Berlin fährt, mit dem würden sie mitreisen. Es sei auch schon mit der Mutter geklärt. Ich freute mich sehr und schlug vor, dass wir am Abend telefonieren und die Details besprechen.

Am Abend telefonierten wir also. Er und sein Bruder sind gerade auf einem Ferienbauernhof, den die Familie meines Schwagers betreibt. Dort betreut ein siebzehnjähriger Junge aus Flensburg während der Ferienzeit die Kinder. Seine Ferien sind nun vorbei, und er würde am Samstag zurück nach Flensburg fahren. Die beiden Neffen haben gecheckt ob die Bahnreise nach Flensburg über Berlin führt. Als sie sahen, dass das der Fall ist, heckten sie den Plan aus. Die Mutter fände das auch gut, versicherte er mir. Mich freute das sehr.

Doch dann frage ich nach der Rückfahrt. Für die Rückfahrt haben sie noch keinen Plan. Ich frage, wie die Mutter das findet, er sagt, das wisse er nicht. Es begann zu riechen. Nach einem noch nicht ganz ausgereiften Plan. Ich schlug vor, dass ich das mal mit seiner Mutter bespreche und dann würden wir uns später am Abend nochmal hören.

Also rief ich meine Schwester an. Die fand das sehr amüsant. Sie besprach das Thema gerade mit ihrem Mann. Sie waren etwa vor einer Stunde über den Plan der Jungs informiert worden. Zwar fanden sie die Idee der Hinreise mit dem jungen Flensburger gut, aber die Rückreise alleine, mit dem Gedanken daran mindestens in München, vielleicht aber auch in Hannover oder Innsbruck umzusteigen, keine gute Idee und würden dem Plan daher nicht zustimmen.
Wir einigten uns darauf, dass ich etwas schreibe und sie dann auch.

Daraufhin schrieb ich ihm eine lange Nachricht, an der ich ewig herumfeilte. Eine ganze Wall of Text. Gründe, Alternativen, und wie schade ich es finde.

Dann kam die Antwort. Ein schlichtes: okay.

Mir wird regelmässig vorgeworfen, dass ich auf lange, persönliche Nachrichten, manchmal mit „okay“ antworte. Ich verstehe den Vorwurf nie. Okay ist einfach eine Zurkenntnisnahme, und insofern ja gut. Jetzt werde ich die Kritik aber einmal überdenken.