Immerhin eine Sache traue ich der künftigen Schwarz-Rot Koalition in Berlin zu: sie werden bauen. Grüne, Linke und Teile der SPD waren hier immer zu zaghaft, bloss nicht zu viel Beton. Eigentlich ist es seltsam, dass die Grünen gerade in den urbaneren Bereichen Berlins die meisten Stimmen erhalten, aber wenn es darum geht, Urbanität zu schaffen, dann denkt „man“ in seltsam spiessigen Vorstadt-Kategorien, nur um am Ende dann doch nichts Wirkliches zu wollen.
Wir haben im letzten Jahr 22 neue Mitarbeiter eingestellt. Heute fand der vorletzte eine Wohnung. Eigentlich hatte er bereits resigniert. Dreistellige Bewerberzahlen für eine Wohnung, sein ausländisch klingender Name ist dabei nicht von Vorteil. Aber dann wurde er 500 Bewerberinnen einfach ausgelost, weil der Vermieter offenbar überfordert war. Das Drama der Wohnungssuche, das alle Neuankömmlinge in Berlin durchlaufen. Entlegene Gegenden mit Busanschluss, Zwischenmiete in irgendwelchen überfüllten WGs, überteuerte Smartments. Um irgendwann in eine Wohnung für 1800€ auf 60 qm zu einziehen zu dürfen. Ein Mitarbeiter aus Algerien ist mit seiner Familie nach Oranienburg gezogen. Immerhin mit einem guten S-Bahn Anschluss. Der Brasilianer mit seiner Familie nach Fürstenwalde. Letzterer kommt gar nicht mehr ins Büro. Immerhin wird er schnell deutsch lernen, weil dort kaum jemand englisch spricht.
Aber auch diejenigen, die etwas gefunden haben, suchen trotzdem noch. Sie haben einfach das Erstbeste, das sich ihnen bot, genommen, um aus einer mehr oder weniger sicheren Basis heraus, etwas besseres zu finden.
Ey, baut dieses Scheissberlin endlich mal weiter, ich will Stadt, ich will hohe Häuser, neue Plätze, neue Strassen, neue Fahrradwege, neue U-Bahnen. Es kommen jedes Jahr 20000 neue Menschen nach Berlin. Und die meisten Leute wollen nicht in irgenwelchen Gartensiedlungen leben. Irgendwann passen die Leute nicht mehr in die überfüllten WGs oder in die überteuerten Smartments. Und irgendwann ist auch Brandenburg gentrifiziert.