[Sa, 25.3.2023 – an der Friedrichstrasse]

Seit langer Zeit wieder einmal Samstags in der Friedrichstrasse gewesen. Also in der Gegend um den Bahnhof herum, den Teil zwischen Oranienburger, Spree und den Linden. Früher war ich dort öfter, weil es immer Gründe gab, sich in der Gegend aufzuhalten. Ich mochte die Gegend. Die engen Strassen, die vielen Menschen, auch den überfüllten Bahnhof und die stinkende Unterführung, das Kulturkaufhaus.

Wir waren mit der Hündin dort. Meine Frau hatte zwei Erledigungen zu machen. Ich stand mit dem Tier meist auf der Strasse herum, wir schauten uns die Dinge an. Das machen wir oft. Wir setzten uns auch ins Dunkin Donut. Ich sah einmal eine Grafik auf Instagram, die die USA in zwei Teile aufteilte: das Starbucks-Amerika und das Dunkindonut-Amerika. Ich wusste gar nicht, dass Dunkin Donuts eine Kaffeekette ist, ich dachte, es sei eine Donut-Kette. In der Friedrichstrasse liegen Dunkin Donut und Starbucks genau gegegenüber. Da ich Starbucks kenne, ging ich mit der Hündin zu dem anderen Teil Amerikas. Es gab dort viele verschiedene Kaffees, in dem Stil wie man sie auch von Starbucks kennt. Und ausserdem gab es, genau, Donuts. Ich ass einen veganes Donut und trank eine iced irgendwas*ccino. War OK. Als meine Frau kam, wollte sie aber nicht bleiben.

Die Gegend war ausgestorben. Es war Mittagszeit, zwischen 11 und 1 Uhr. Grob geschätzt hielten sich dort vielleicht ein Drittel der Menge an Menschen auf, die es früher gab. War das vor Corona, oder war das noch früher? Ich habe das nicht verfolgt, zwar liest man regelmässig vom Sterben der Einkaufsstrassen, dass Amazon und Lieferando alles zerstören, aber da ich selber kaum noch offline einkaufe, kann ich nicht beurteilen, ob das ein steter Niedergang war. Anderereseits ist die Friedrichsstrasse ja nicht das, was man mit einer piefigen Einkaufsstrasse verbindet. Vielleicht ist es auch nur eine Momentaufnahme, es war seltsames Aprilwetter (im März), vielleicht halten mehrere Demos wieder alles auf. Dennoch fand ich es etwas gruselig, falls es die Zeitgeschichte ist, der man hier beim Abbrechen der Dinge zuschauen kann.

Wir hatten für heute keinen Plan. Also schauten wir zuhause einen Horrorfilm und bestellten uns etwas zu essen. Ich weiss, dass ich sehr müde werde, wenn ich zu Mittag viel esse und dann auf dem Sofa sitze und einen Film schaue. So kam es dann. Auch meine Frau wurde müde. Nach 60 Minuten pausten wir den Film und legten uns für eine Stunde ins Bett. Ganz ehrlich. Ich liebe das.