[Do/Fr 13./14.7.2023 – Mühle, Tischler, Rot, Gestrüpp, die Sinnhaftigkeit des Seins]

Der letzte Eintrag wurde gegen Ende hin schlampig. Ich sah es regelrecht unter meinen Fingern geschehen, aber ich konnte es nicht einfangen.

Mir kommt vor, dass ich nicht deutlich genug zum Ausdruck bringen konnte, wie glücklich mich dieser Regenspaziergang mit Hund gemacht hatte. Und wie viel Energie es mir gab, als ich trotz Regenjacke halb durchnässt zur Dachtraufe stieg und die Regenrinne von Schlamm und Moos befreite.
Deswegen muss ich es hiermit noch einmal nachreichen, nachdrücken.

Heute spazierten wir die Strecke noch einmal, aber ohne Regen und noch etwas weiter, etwa zwei Kilometer flussabwärts, bis zu der baufälligen Brücke wo früher die Mühle stand, da wo jetzt der Damm gebaut werden soll. Ich wollte einfach die Gegebenheiten vor Ort sehen, es gibt dort diese natürliche Stromschnelle, fast schon ein Wasserfall, deswegen stand dort früher auch die Mühle. Das Gefälle will sich der Unernehmer jetzt für sein Kraftwerk zunutze machen. Wie schon vor einigen Monaten geschrieben, stehen wir der Sache eher gleichgültig gegenüber, aber im Zweifelsfall stellen wir uns an die Seite der Nachbarn.

Ich war noch immer müde von der fehlenden Nacht, ich hing ein bisschen in den Tag hinein, schlief ein paarmal ein.

Heute am Freitag kam frühmorgens der Tischler. Meine Frau hatte ihn bereits letzte Woche bestellt, da zwei der Fenster sich als morsch herausgestellt haben. Er sah es sich an, sagte, dass das relativ unkompliziert auszutauschen sei. Vermutlich kann er das aber erst nach dem Sommer reparieren, aber auf jeden Fall vor dem Winter. Im Vorbeigehen verwies er auf den Anstrich des Hauses, er merkte an, dass man durch die rote Farbe hindurch schon wieder das Holz sähe, das müsse nachgestrichen werden. Er hatte recht, das war uns gar nicht aufgefallen, ich hatte die Südseite des Hauses erst vor sechs oder sieben Jahren gestrichen, wir waren nicht auf die Idee gekommen, dass es wieder an der Zeit sei. Er sagte, die Farbe, die wir verwendeten sei gut, aber man müsse sie alle 5 Jahre erneuern. Das ist die traditionelle rote Farbe der schwedischen Holzhäuser. Das ist in Wirklichkeit gar keine Farbe, sondern ein Holzschutzmittel, ein Nebenprodukt des Kupferbergbaus und wurde vor einigen hundert Jahren eher zufällig beliebt und wurde irgendwann zum nationalen Symbol erhoben.

Ich hätte mir vor einigen Jahren nicht gedacht, dass ich mich mit der Qualität der roten Schwedenfarbe auseinandersetzen muss. Es gibt jedenfalls höherwertiges rot, das kostet ungefähr zehnmal so viel, hält aber bedeutend länger. Zehnmal so viel klang nach sehr viel Geld und aus dem Grund verfolgten wir das Gespräch nicht weiter, vor allem, weil wir noch mehrere Eimer von dem traditionellen Falunrot in der Scheune stehen haben. Er bot auch an, das Haus gleich mitzustreichen, wenn er schon wegen der Fenster vorbeikäme.

Nebenbei mitstreichen. Pft. Ich brauchte damals für zwei Wände ungefähr eine halbe Woche. Der will das nebenher mitmachen. Ich hasse Profis. Wir haben noch nicht zugestimmt, aber je länger ich darüber nachdenke, desto sinnvoller erscheint es mir.

Als der Tischler gegangen war brachte ich den Schwiegervater und den Schwager zum Flughafen in Göteborg. Sie würden für einen Kurztrip nach Irland fliegen.

Auf dem Rückweg fuhr ich ins Dorf zum Eisenwarenhandel und kaufte diese zackigen Plastikklingen für den Rasentrimmer. Ich wollte an der Südseite das Gestrüpp zurücktrimmen. Es gibt dort zwei schöne Birken und eine grosse Kiefer, aber alles drumherum ist verwachsen und verstruppt. Vor vierzig Jahren hatten die Kinder dort einen Sandkasten, man ahnt nur, dass dort einmal etwas war. Alles ist dschungelartig überwuchert und eingewachsen. Mich stört das schon seit Jahren.

Es gibt die Geschichte, dass die Jungs, die heute meine Schwager sind, im Sandkasten mit einem grossen Wurm spielten. Als die Mutter das sah zeigten sie stolz den Wurm, den sie gefunden hatten. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine Kreuzotter handelte. Ist aber nichts passiert. Während ich da so im hohen Grass zwischen den archäologischen Überresten eines Sandkastens die Wucherungen zerschlug, musste ich an den grossen Wurm denken und wurde ein bisschen nervös. Es hielt mich aber nicht davon ab.

Nebenher habe ich natürlich noch sinnvolle Dinge gemacht. Zumbeispiel ein Fenster renoviert. Wir wollen in den nächsten zwei Jahren alle Fenster einmal durch haben. Es wurde sich lange nicht mehr um sie gekümmert. Ich komme mir ungemein sinnvoll vor, wenn ich Unterhalt an einem Haus tätige.

2 Kommentare

  1. Meine Tochter ist auch der größte Regenfan, und so richtig schon immer. Am liebsten will sie dann bei Regen auch ohne Schirm nach draußen, und seit sie im VP PB ihre Liebe für Schnecken entdeckt hat, und die auch bei Regen rauskommen, gibt es deutliche Verstärkereffekte. Leider haben wir das Jagdhorn für die Schneckenjagd nicht mehr, weil ich es der Jägerin zurückgegeben habe. Erwäge jetzt eigenes Jagdhorn.

    • Leider wird die Tochter irgendwann herausfinden, in der niederschlagärmsten Region der Republik zu leben. Das ist sehr betrüblich. Mit einem Jagdhorn wird sie die Enttäuschung allerdings wesentlich besser verkraften.

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