Ich fuhr am Nachmittag los und erreichte gegen 22Uhr das kleine Hotel “Det Gamle Apothek”. Das Hotel sieht aus der Entfernung wie ein Landhaus aus, es steht etwas einsam, von Bäumen umgeben auf einem Hügel fernab des Dorfes. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das früher wirklich eine Apotheke gewesen sein soll, was der Name suggeriert, wer reiste damals schon so weit zu Fuss oder mit dem Pferd um Medizin zu kaufen. Ich habs aber nicht recherchiert, warum das Hotel so heisst.
Als ich ankam wirkte das Anwesen etwas verlassen. Zwar standen einige Autos herum, aber ich sah keine Menschen und nirgendwo brannten Lichter. Auf der Suche nach der Rezeption lief ich mehrmals über das Gelände, ich fand sie aber nicht. Also schaute ich nochmal in meine Mails. Mittlerweile hatte ich mehrere Mails von der Hotelbetreiberin erhalten. Das Hotel funktioniert offenbar komplett autonom über Codes an Hotel- und Zimmertüren. In der Mail fand ich auch meinen Code und so kam ich in mein Zimmer.
Ich muss zugeben, die Sache mit wenig Planung angegangen zu sein. Ich hatte mich nicht um Wasser und Essen gekümmert. Das Hotel war offenbar auf Selbstversorgerinnen ausgelegt, es gab nicht einmal Duschgel oder Seife. Aber immerhin Badetücher. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch meine Zahnbürste in Berlin vergessen.
Also fuhr ich schnell ins Dorf und kaufte etwas Wasser, ausserdem einen Becher Fertigcappuccino und ein Brötchen, Weil ich im Hotel sicherlich kein Frühstück bekommen würde. Nur das Duschgel vergass ich.
Und dann versuchte ich zu schlafen. Mir war zu warm und alles war unangenehm und überhaupt und auf meinen Zähnen lag ein Belag, den ich die ganze Zeit mit meiner Zunge betastete.
Ich glaube, gegen 2 Uhr nickte ich einmal kurz weg. Aber um vier Uhr lag ich schon wieder eine ganze Weile wach. Meine Uhr behauptete, ich hätte 39 Minuten geschlafen. Das kann sein, ich glaube, das war aber mindestens eine Stunde. Als ich dann um vier Uhr schon eine ganze Weile dalag, Instagram Reels aufsog und der Horizont sich zu lichten begann, entschloss ich, einfach ins Auto zu steigen und weiterzufahren. Das Liegen war Zeitverschwendung.
Noch in Dänemark geriet ich in ein Gewitter. Im Osten sah ich den Sonnenaufgang, während über mir das Unwetter niederkam, das war ein sehr schöner Anblick. Ich fahre wirklich gerne bei Regen. Mir kommt es immer vor, dass dann alle wesentlich aufmerksamer und rücksichtsvoller fahren. Und das Niederprasseln des Regens, dazu die Lieblingsmusik aus den Boxen, das ist ein Gefühl unterwegs zu sein und ein Gefühl der Heimat zur gleichen Zeit.
Um Kopenhagen herum war um diese Uhrzeit herum schon richtig viel los. Die Autobahnen sind dort zum Teil fünfspurig auf jeder Seite und trotzdem war um 5 Uhr schon sehr dichter und langsamer Verkehr. Ich weiss nicht, was ich damit sagen will, aber ich dachte mir: das musst du ins Blog schreiben, das ist erstaunlich.
Auf der Öresundfähre frühstückte ich. Filterkaffee mit einem Fischbrötchen. Auch deckte ich mich mit Schokolade ein um mir bei Müdigkeit Zuckerschübe zu geben. Ich ahnte, dass ich nach 30 Minuten Schlaf müde werden würde.
Die ganze Fahrt durch Schweden fand im Regen statt. Irgendwann, irgendwo im schwedischen Wald wurde ich schlagartig müde. Ich hatte meiner Frau eine Telegram geschrieben, dass ich kaum geschlafen hatte und nun losgefahren sein, dabei versprach ich ihr aber, bei Anzeichen von Müdigkeit sofort anzuhalten.
Ich nahm daher eine Parkbucht und versuchte etwas zu schlafen. Aber das funktionierte nicht. Ich war zu aufgedreht. Nach 20 Minuten in denen ich krampfhaft meine Augen zugekniffen hatte, liess ich das mit dem Schlafen sein, stieg aus, schüttelte meine Gelenke und Gliedmassen frei und fuhr weiter.
Ich kam schliesslich unversehrt an.
Meine Hündin war sehr happy. Meine Frau war sehr happy.
Ich blieb aber sehr müde. Nach dem Kaffee und ein paar Brotscheiben mit Käse, legte ich mich ins Bett und schlief eine Stunde. Danach ging es mir etwas besser. Nachher gingen wir im Regen spazieren. Es regnet hier seit zwei Wochen. Bei 17 Grad Celsius. Ich hatte eigens meine Regenjacke mitgenommen und mich auf Regenspaziergänge gefreut, ich war gerade den tropischen Temperaturen in Berlin entkommen.
Nach dem Regenspaziergang war ich voller Energie. Ich sah, dass die Regenrinne am Haus mit Moss verstopft war und daher an mehreren Stellen herabregnete. Ich war so nass und gutgelaunt und mir war alles so egal, dass ich in die Scheune ging, die Leiter holte und zur Traufe hinaufstieg um die Regenrinne vom Moos und vom Schmutz zu befreien. Ohne Handschuhe und Werkzeug, einfach hineingegriffen und herausgefischt.
Danach war ich so glücklich.
Plötzlich war Bier o’ Clock und es gab Oliven mit Käse und mein gebliebtes, leichtes Session IPA, dazu einen Whisky. Davon bekam ich ein Futterkoma und musste mich hinlegen. Daraufhin schlief in zwei Stunden lang einen tiefen, traumlosen Schlaf. Zwei Stunden später weckte mich meine Frau fürs Abendessen. Während des Essen hielt ich mich einigermassen wach, es folgte aber ein weiteres Futterkoma und ich stürzte mich ins Bett für den Rest der Nacht.
Oooh, Regen im Wald ist herrlich und Regen in schwedischem Wald ist von nahezu unbeschreiblicher Großartigkeit! Selten war ich glücklicher, als im einsamen, nassen Wald in Schweden.
https://www.janeemussja.de/index.php/2016/08/von-uppsala-bis-falun/
(ganz am Ende, ich muss da wirklich mal mehr Bildet rein machen.)
Nächstes Jahr bin ich bestimmt endlich wieder dort.
Falun, Dalarna, schöne Gegend. Kann man auch Oppigards Brauerei besuchen. Nicht weit da entfernt.
Aus Falun kommt übrigens auch die rote Farbe, mit der die schewdischen Häuser angestrichen sind. Nurmalso. Vielleicht ist das ja mal eine Günther Jauch Frage.
Stimmt, und auch wenn die Grube längst still gelegt ist, aus den Abraumhalden wird man noch Jahrzehnte lang die Falu Rödfärg gewinnen können. Blau, grau und gelb übrigens genauso, wie rot. ^^
Warste mal da unten drin? Lohnt sich sehr!
Nein war ich noch nie. Ich habe Dalarna aber auf meiner Liste. Weiss aber nicht wann ich dazu komme. Leider ist dieses Land so langgezogen und leider auch nicht schnell zu durchreisen.
‘Ich muss zugeben, die Sache mit wenig Planung angegangen zu sein.’
Da musste ich juchzen. Auch dafür komme ich immer wieder.
😘