Ich schaute diese Arktisdoku auf Disneyplus. Lost in the Arctic. Das ist eine Doku, die sich auf den Spuren der 1845 tragisch gescheiterten sogenannten Franklin-Expedition macht. Die damalige Expedition unter dem Admiral Sir John Franklin begab sich auf die Suche nach einer kürzeren Route von Nordamerika bzw Europa nach Asien, indem man einen vermuteten Weg über die kanadische Arktis verfolgte. Die Reise endete in einer Tragödie. Alle 129 Besatzungsmitglieder starben und man weiss heute aufgrund zahlreicher Funde von Gräbern und auch der beiden versunkenen Schiffe, ziemlich viel über diese Katastrophe. Es gibt Podcasts, Filme und eine Serie darüber. Ich habe sie alle gesehen und gehört. Allerdings sucht man immer noch nach dem Sarg des John Franklin selbst, weil man dort Logbücher, Dokumente und Fotoaufnahmen vermutet.
Die Doku handelt davon, dass ein Hobbyflieger vor vielen Jahren einmal eine rechteckige Steinstruktur in der kanadischen Tundra gesehen hatte und diese Expedition (vermutlich mit Geldern von Disney) begibt sich auf die Suche nach dieser Steinstruktur.
Leider wird diese Doku, wie so viele, von einer dramatischen, bedeutungsschwangeren und suggestiven Erzählstimme begleitet. Finde ich ganz furchtbar. Und dann handelt die Doku eigentlich fast nur davon, wie die Mitglieder des Suchtrupps mit ihren Quadfahrzeugen ständig im kanadischen Schlamm stecken bleiben. Die rechteckige Steinstruktur finden sie natürlich nicht. Aber alles ist untermalt mit bedeutungsschwangeren Erzählstimme.
Danach schaute ich eine Doku über eine Höhlenexpedition. Die Erzählstimme ist erträglich. Man hat in dieser mexikanischen Höhle namen “Cheve” das Potential entdeckt, die tiefste Höhle der Welt zu sein und will nun mit einem Team von Höhlenkletterinnen den Rekord der bisher tiefsten Höhle, eine Höhle in Georgien, brechen.
Sie kommen sehr weit. Sie kommen aber nicht tiefer als die Höhle in Georgien.
Tja.
Nach der Doku rief mich mein Vater an. Er hatte Besuch bei sich zuhause und wollte deswegen mit mir Videocallen. Ich telefoniere etwa drei Mal im Jahr mit meinem Vater. Die Gespräche mit ihm sind nie ganz entspannt, unser Draht ist nicht so gut.
Ich lag heute mit Unterhemd auf dem Bett und hatte kein Licht im Schlafzimmer an, ich sagte daher, ich sähe gerade nicht herzeigbar aus, deswegen liesse ich die Kamera lieber ausgeschaltet. Die Gäste, die er bei sich zuhause hatte, kannte ich von einem Besuch vor mehreren Jahren. Ich habe sie sehr positiv in Erinnerung behalten, was bei Freunden meines Vaters nicht oft der Fall ist. Aber für mich war war das eben ein einmaliges Treffen, zwar kurzweilig, aber ich mass dem ich nicht viel Bedeutung bei.
Heute ging es sicherlich so: er sass gerade mit seinem Besuch bei einem Gläschen Wein am Tisch und sie redeten über mich. Weil meinem Vater vermutlich die Gesprächsthemen ausgingen, kam er auf die Idee mich anzurufen. Mit Videochat, damit wir alle ein bisschen quatschen können. Wie gesagt, wie telefonieren vielleicht drei Mal im Jahr, es ist also nicht so, dass der heutige Anruf normal gewesen wäre. Aber so ist er. Er ist lustig und spontan, aber auch etwas distanzlos. So bin ich auch ein bisschen, aber ich betreibe sehr viel Aufwand, diese Eigenschaften zu unterdrücken, vor allem will ich aber nicht distanzlos sein, das ist nämlich eine Eigenschaft, die ich überhaupt nicht mag. Er hingegen lebt diese Eigenschaften einfach unreflektiert vor sich aus. Und die Leute lieber ihn dafür.
Das ist unerträglich. Unerträglich ist das.