alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder, stehe ich im schwarzen Anzug und ledernen Halbschuhen am Strand, weil es hiess, „ach lass uns doch zum Wasser gehen“, und während ich ahnungslos dem Ruf des Wassers folge, mich von der Melancholie der Wellen aufsaugen zu lassen, weil Wasser -ach Wasser- immer so schön ist, immer so weit, so klar, so reinigend; wenn die Leute in dessen Gesellschaft ich mich befinde, plötzlich ihre Kleider vom Leib reissen, darunter Badehosen tragen, gar Badetücher auspacken, fröhlichen Gemütes sich hinlegen und, wie Sardinen, erst ins Wasser springen um anschliessend in der Sonne zu braten.

Alle Jahre wieder, stehe ich dann, fern von Zuhause, bis zu den Knöcheln im Wasser, die rechte Hand in der Hosentasche, in der Linken die Schuhe, der Schweiss tropft ins Wasser, die feindliche Mittagssonne brennt mir auf das Hemd das sich jetzt über meinen Kopf und Nacken spannt, komm nicht weg, kann nicht sitzen, kann nicht liegen, will nicht weiterlaufen, und sehe stundenlang den Ostseequallen zu, in hoffnungsvoller Abwartung, meine Gesellschaft sei dieser merkwürdigen sommerlichen Gepflogenheiten endlich überdrüssig.

Alle Jahre wieder, sehne ich mir das Christuskind herbei.

8 Kommentare

  1. Das Kleidungsstilschädigende Wetter ist mir auch Jahr um Jahr ein Schweißfleck unter der Achsel. Und es soll schlimmer werden. Erderwärmung und so.

  2. kältere Winter, heissere Sommer. Meinerseel…
    Aber morgen kriegen wir erstmal Gewitter. Schon nur dafür zahlt sich der Sommer in Norddeutschland aus.

  3. Ich habe es nicht so mit schwimmen. Mit Kleider vom Leib allerdings schon. Mit Fluten auch.

  4. Wo hätten Sie denn schwimmen lernen sollen? Gab’s in ihrem Dorf eine Teich oder sowas, wo das möglich war?
    Ich finde schwimmen ein bißchen langweilig, mag es, wenn ich Brille und Flossen habe und Fische gucken kann. Dabei fällt Tauchen aus, ich trau der Sache nicht :-))

  5. Wir beide haben ein ähnliches Problem. Ich würde gerne von Stern zu Stern fliegen, fremden Wesen die Hände schütteln und für extraterrestrische Blumen würde ich mir sogar ein Flickr Account zulegen. Aber – lichtjahrelang da draussen im luftleeren Raum herumdüsen ist sehr anstrengend, glaube ich, und dann werde ich wie Sie, Frau Croco: ich trau ich der Sache nicht.

    Zum Teich im Dorf: nein, wir hatten tatsächlich keinen Teich oder gar See im Dorf, aber ein Stück weiter oben, auf etwa 2900m gab es einen hübschen Bergsee. Leider so arschkalt, dass da nichtmal im Sommer Fische leben wollten.

  6. Bei mir ist der Mut ziemlich ungleich verteilt. Mit dem Bus durch Ghana, das mach ich, aber die Luft anhalten zum Tauchen, da fehlt es. Einbrecher verjagen kann ich, aber auf ne Leiter über die dritte Sposse? Iiiiiiiiii bewahre…..
    Eigentlich seltsam, dass es im kalten See keine Fisch gibt, genug Sauerstoff wär da, aber sicher fehlt das Futter. Ich tät jetzt welche aussetzen dort, zum probieren ob’s geht, mit ein paar alten Brötchen als Reserve für den Anfang..

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