Gleich nach dem Frühstück packten wir unsere Siebensachen und verstauten sie in der Gepäckbewahrung des Hotels. Heute würden wir das Hotel wechseln. Wir wurden morgens von Tatendrang erfasst und da wir die nächsten beiden Tage eher im Wald verbringen werden, machten wir uns auf dem Weg, die letzten Dinge in der Stadt zu erledigen. Das Science Center, das eher ein kleines, interaktives Museum über die Bedeutung des Waldes ist. Die Skandinavier und ihr Wald. Es dreht sich alles ums Holz. Es war trotzdem sehr nett. Viel Erkenntnis zog ich allerdings nicht daraus. Bis auf die Vorstellung der Produkte, die aus Holz hergestellt werden können. Es wurden Gegenstände, die sich wie Kunststoff anfühlen, ausgestellt. Parfümdosen, Handyhüllen etc. und auch Tassen, die spülmaschinenfest sind. Da wird in Zukunft sicherlich Spannendes auf uns zukommen. Bis es so weit ist, bleibt es allerdings teuer.
Danach spazierten wir durch eher kleinere Seitenstrassen der Stadt. Rovaniemi ist ja unfassbar hässlich. Das muss ich erwähnen. Die Stadt wurde, nachdem die Wehrmacht alles zerstörte, ab den Fünfzigerjahren wieder aufgebaut. Wir wissen alle um den Charme der deutschen Nachkriegsbebauung. Rovaniemi sieht grössteinteils aus wie die Fussgängerzone von Dinslaken mit skandinavischem Plattenbaucharme.
Es ist heute verhältnismässig warm. Lediglich -3. Eigentlich wollte ich hinunter zum Fluss, aber stattdessen gingen wir in ein Museum für zeitgenössische Kunst von lappländischen Künstlerinnen. Das war eher mittelmässig. Dafür wiegte der Museumsshop die Enttäuschung auf. Wir kauften zwei seltsame Tiermasken, die man an die Wand hängen kann. Eine Eisbärenmaske und die Maske eine Schneehasen.
Nach dem Museum beschlossen wir, ins neue Hotel aufzubrechen. Wir konnten zwar erst um 16 Uhr einchecken, aber wir hatten genug von der Stadt und wollten jetzt in den Wald hinaus ziehen. Das war so geplant. Die letzten beiden Tagen wollten wir im Wald verbringen. Es gibt dort ein Hotel, das einige Kilometer ausserhalb der Stadt auf einem kleinen Berg gelegen liegt. Es hat Zimmer mit Sauna en suite und von dort aus lässt es sich einfach auf Wanderungen gehen. Auch ist es dort nachts so dunkel, dass man die Nordlichter besser sehen kann.
Was ich bisher vergass zu sagen: Rovaniemi ist nicht nur hässlich, sondern auch teuer. Das Hotel, in dem wir die ersten beiden Tage nächtigten, war eines der günstigsten der Stadt. Es kostete 280€ pro Nacht. Ich will gar nicht sagen, wie viel das Hotel auf dem Berg mit der Sauna im Zimmer kostet.
Ein freundlicher Taxifahrer erzählte uns auf dem Weg dorthin, dass man bei den taxifahrenden Locals aufpassen solle. Er selbst käme aus Pakistan und sei kein Betrüger, aber die Locals würden teure Umwege fahren. So erzählte er, dass diese bei Fahrten zum Apukka Resort 200€ abgerechnet hätten. Das sei in Wirklichkeit nur eine 50-Euro-Fahrt. Deshalb empfahl er uns immer die Uber App zu verwenden. Das sei ohnehin billiger, die App zwinge aber auch die Locals keinen Scheiss zu machen. Als wir aussteigen, bedanken wir uns bei ihm.
Da es erst 14 Uhr war, wir aber erst um 16 Uhr einchecken konnten, dachten wir, das Gepäck erst mal ins neue Hotel zu bringen und danach auf einen langen Waldspaziergang zu gehen. An der Rezeption sagte man uns aber, dass das Zimmer schon bezugsfertig sei. Also brachten wir alles ins Zimmer und gingen dann trotzdem auf einen Waldspaziergang. Es gibt dort mehrere Skilifte und Rodelbahnen, vielleicht machen wir morgen etwas damit. Auch sah ich Fahrräder mit richtig dicken Reifen und Spikes, ich weiss aber nicht, ob man die auch mieten kann. Ich werde morgen auf alle Fälle danach fragen. Wir liefen ein ganzes Stück über einen Bergkamm hinaus. Der Schnee war tief, aber nur die obere Schicht war weich. Die untere Schneelage war vereist, also konnte man gut darauf laufen. Auch waren schon vor uns Menschen auf diesem Weg gegangen. Wir folgten nur den Spuren der anderen.
Dieser verschneite Wald. Ich habe noch nie so viele Fotos von einem Wald geschossen.
Zur Dämmerung kamen wir zurück ins Hotel. Wir stiegen auf die Dachterrasse hinauf, die uns das Hotelpersonal empfohlen hatte. Dort treffen sich nachts die Gäste und spähen nach Polarlichtern. Es wehte ein eisiger Wind. Für Polarlichter war es noch zu früh, aber wir fotografierten den Horizont. Man kann von hier aus sehr weit sehen. Ich hatte das Gefühl, das weite Lappland vor mir liegen zu haben.
Es gibt eine Sache, die ich wirklich gerne mag. Kalte Arschbacken. Ich mag es, wenn meine Arschbacken eiskalt sind.
Danach gingen wir in die Sauna und schwitzten. Nach der Sauna gingen wir in die Hotelbar, dort tranken wir ein Bier und später einen Cocktail und wir assen einen Sandwich.
Sonst taten wir nicht mehr viel. Die Sauna und das Bier ist eine schläfrige Mischung.
Mittlerweile habe ich 6 Polarlichter-Apps installiert. Sie sagten allesamt leichte Aktivitäten am Nachthimmel voraus. Der Himmel blieb aber bewölkt. Ich checkte alle 5 Minuten alle 6 Apps ab. Manchmal checkte ich alle 3 Minuten. Und schaute aus dem Fenster auf die Wolkenglocke. Ich weiss es jetzt schon, dass das kein neues Hobby wird.