[Sa, 13.4.2024 – Fasten, Tauben]

Am Donnerstag fasteten wir einen ganzen Tag lang. Das war bereits seit einer Woche geplant. Und seitdem verzichte ich täglich auf das Abendessen. Einen Tag Vollfasten und danach intermittierendes Fasten. Der ganztägliche Fasttag fühlt sich immer wie ein Reset an. Danach fällt es mir leichter, Essen wegzulassen. Ich empfinde es gar nicht als Tortur, sondern eher als Befreiung. Nach drei Tagen schwindet diese Lust, ständig etwas aus dem Kühlschrank zu holen. Ich entnehme mir einfach nichts. Zwar denke ich ständig daran, aber ich weigere mich. Nach drei Tagen läuft das fast wie von selbst. Aber der Anfang ist immer schwierig.

Aus diesem Grund beschloss ich, ein paar Termine abzusagen. Auch ging ich am Freitag nicht ins Stadion, obwohl ich mich sehr auf dieses Spiel gefreut hatte. Ich kann mich im Stadion nicht unbedingt auf mich selbst verlassen. Wobei ich letztes Mal keinen Alkohol trank und auch nichts ass. Der Angelegenheit traue ich allerdings noch nicht.

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Wir haben Tauben auf dem Balkon. Mir kommt vor, ich hätte darüber schon vor ein paar Wochen berichtet. Damals schien das Taubennest durch Krähen zestört worden sein. Wir fanden bloss die Zerstörung vor und zwei kleine Eier, wovon eines noch intakt war. Aber ich finde keinen Tagebucheintrag mehr dazu.

Es scheint sich jedenfalls weiterhin ein Taubenpärchen auf dem Balkon aufzuhalten. Jetzt, wo die Temperaturen steigen und wir den Balkon wieder betreten, fällt uns das natürlich auf. Sie haben sich offenbar in einem Regal hinter den Balkonstühlen eingenistet. Dort ist es gut geschützt, man kann es nachvollziehen. Allerdings haben sie noch kein Nest gebaut. Dummerweise kacken Tauben alles voll. Also schritt ich heute zur Tat. Zuerst klappte ich die Stühle zusammen und räumte eine Werkzeugkiste weg. Den Teppich, der dort verstaut war, ist zugekotet, ich kann wegschmeissen. Jetzt ist alles offen. Es gibt kein Versteck mehr, in dem sie sich zurückziehen können.

Die beiden Flugtiere kamen in der nächsten Stunde ein paar Mal angeflogen und inspizierten die Lage. Sie werden eingesehen haben, dass sie hier nicht mehr kommen können. Jetzt muss ich nur noch Äste, Federn und Gräser einsammeln und den Boden vom Taubenkot befreien. Dafür wollte ich kochendes Wasser über den Boden auskippen. Unser Balkon ist aber einer dieser geteilten alten Balkone aus 1900. Wenn ich dort heisses Wasser auskippe, werde ich auch den Balkon der Nachbarinnen überfluten.

Deswegen sprach ich die Nachbarin an und erzählte von den Tauben und dem Problem mit dem Reinigen. Sie sagte, sie hätten ein Taubennest auf ihrem Balkon. Sie möchte das aber nicht entfernen. Sie fürchtet um ihr Karmakonto. Da mich das Nest zuerst wenig interessierte, ich ja nur den Boden reinigen wollte, fragte ich, ob sich das Nest auf dem Boden befände, ob Wasser also das Nest in Mitleidenschaft ziehen würde. Sie sagte, es befände sich auf dem Boden. Allerdings auf der anderen Seite des Balkons. Daraufhin versprach ich, dass ich sehr vorsichtig mit dem Wasser vorzugehen.

Als ich zurück in meine Wohnung kam, verliess mich jeglicher Antrieb. Wenn sich auf der anderen Seite der Absperrung nämlich ein Nest befindet, dann würden die Tauben natürlich ständig vor Ort sein und auch auf unserer Seite alles vollkacken. Ich hatte vorher viel Energie, diese neue Situation beraubte mich der ganzen Lust. Aber wenn wir den Balkon in den nächsten Monaten verwenden wollen (ja, wollen wir), muss ich die Situation irgendwie gelöst bekommen. Eine kurze Suche im Netz offenbarte mir, dass die Brutzeit etwa 18 Tage dauert und die geschlüpften Jungtauben circa 36 Tage im Nest verbleiben. Mit ein wenig Glück ist das Nest bald wieder verwaist. Immerhin ist jetzt das Mobiliar auf dem Balkon aufgeräumt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Tauben in mein Leben eindringen und mich in einen schlechten Menschen verwandeln.

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