obwohl ich an meinem ersten Leben arbeiten müsste…

…habe ich nun mein zweites Leben angefangen. Ich bin im Umgang mit den Multimedien ein Mann der alten Schule, der sich mit kryptischen Kommandos durch den Computer hangelt, seine Mails mit spartanischen Texteditoren wie vi verfasst (sofern meine Leser überhaupt jemals dieses Wort zu Ohren bekommen haben) und sogar wenn es darum geht, mich am Computer ein wenig dem Vergnügen hinzugeben, dann spiele ich Spiele wie MUD, ein textbasiertes Multiuser Spiel, bei dem mir die Umgebung und meine böse Taten mit weissem Text auf schwarzem Hintergrund vorgeführt werden.
Jedoch hat mir der Herr Dings ein paar mal zu oft von seiner Entdeckung, dem Spiel Second Life vorgeschwärmt, und ich hatte schon beim ersten Lesen seiner diesbezüglichen Einträge ein ganz übles Gefühl, das mir sagte, ich liesse besser die Finger von diesem zweiten Leben, weil mir im Netz schon genug Zeit gestohlen wird, und die Zeit in der man selbst ein Tagedieb war, doch wesentlich selbstbestimmter waren.

Und so lande ich unbekleidet auf einem grünen Hügel auf einer Insel mit dem unmissverständlichen Namen Test Island. Dies geschah ganz plötzlich, nachdem ich den fünften Eintrag beim Herrn Dings las, ich mich nicht mehr halten konnte, und somit auf die Seite ging um die kostenlose Software herunterzuladen.
Ich stehe also auf diesem grünen Hügel und schaue ein wenig um mich hin. In weiter Ferne der Himmel, einige Wolken ziehen vorbei, und das Wetter ist schön. Einige Meter vor mir sehe ich zwei nackte Menschen, die ein wenig ungelenk hin und her laufen, stehen bleiben und in den Himmel gucken. Beide Menschen werden jeweils von einer transparenten Blase begleitet in denen deren Namen steht.
Neben mir erscheint eine weitere Person. Langsam nimmt sie Form an, erst grau, dann bekommt sie Farbe. Eine Frau, sie ist nackt. Ich drehe mich natürlich sofort weg. Die Frau scheint mich nicht zu bemerken
Dann laufe ich, immer noch nackt, den gekennzeichneten Pfad rechts den Hügel hinunter. An der darauffolgenden Lichtung stehen zwei Spiegel. Und eine grüne Hand die mir sagt ich solle sie anklicken. Vor dem Spiegel stehen einige Mitmenschen die den Spiegel berühren. Ich befrage die grüne Hand. Sie erklärt mir wie ich aus den Spiegelbildern Kleider auswählen kann. Es steht nicht viel zur Wahl. Eigentlich nur das Nightclub outfit und Male Outfit 3. Weil ich ein Sohn der Nacht bin, entscheide ich mich für die nächtliche Kleidung. Ich hätte es vorher wissen müssen, aber ich bin gutgläubig, und erschrecke deshalb ein wenig, als ich mich in steingewaschenen Partyjeans und einem ärmerllosen Unterhemd wiederfinde.
Ich beschliesse Eitelkeit eine Frage der Geduld sein zu lassen und mich stattdessen weiter durch diese neue Welt zu begeben. Ich folge dem Pfad weiter, den Hügel hinunter, auf dem mir ein braungebrannter, althletischer junger Mann namens Azurro Abbruzzo begegnet, der anhält und zu mir sagt „High. Who are you?“. Ich bleibe kurz stehen, denke mir, ich sollte sagen, High, me too, doch erscheint es mir letztendlich besser, diesen freundlichen Herrn zu ignorieren und laufe einfach weiter. Ich komme an einer Webverbreitung an, an der ich wieder eine grüne Hand erblicke um die sich mehrere digitale Menschen geschart haben und aussehen als seien sie in Trance. Allesamt stehen sie wahllos angeordnet auf diesem kleinen Platz herum, starren wie unter Drogen zum Horizont, die Arme von sich gestreckt und scheinen sonst auch ziemlich, wenn nicht leb- dann wenigsten willenlos zu sein. Unter deren Namen in der transparenten Blase steht Editing Appearance. Auch ich will diese Droge – und klicke auf die grüne Hand.
Ich bin beeindruckt von den Möglichkeiten mein Erscheinungsbild zu verändern. Meine Nase kann ich verlängern, am Ansatz verbreiten, an den Flügeln verbreiten, nach Innen drücken, ebenso mit den Augen, oder mit den Haaren, die ich an verschiedenen Stellen des Hauptes voller oder lichter klicken kann. Sogar die Beule in der Hose lässt sich, je nach Wunsch, grösser oder kleiner machen. Man kann sich mit ein wenig Geduld einen ziemlich individuellen Körper formen. Nachdem ich mir die Schultern verbreitet habe und meine Nase ein wenig geradegerückt, finde ich, dass ich gut aussehe und verlasse das Menü.

Im Nebenzimmer (draussen im ersten Leben) meldet sich die liebe Dame, sie habe die Software nun erfolgreich installiert und komme gleich nach. Inzwischen laufe ich auf der Testinsel weiter, halte bei einigen weiteren grünen Händen an übe mich im Heben von Gegenständen, lerne sprechen und verschiedene Bewegungen zum Betrachten der Dinge. Auch der freundliche Herr Abbruzzo taucht wieder auf. Er ist noch ein bisschen gebräunter als vorhin und sein Haar sitzt irgendwie besser. Er läuft aufgeregt auf eine attraktive Frau zu, unter deren Namen Editing Appearance steht und sagt: „High, who are you?“. Er wartet zehn Sekunden, scheint dann enttäuscht und läuft aufgeregt weiter.
Danach lerne ich noch fliegen, und nach meiner letzten Übung komme ich am Ende der Testinsel an. Eine art Tempel. Dort steht ein Schild, das mir sagt, ich sei nun bereit mich ins Hauptland teleportieren zu lassen. Da die Dame im Nebenzimmer noch immer mit der Kleiderwahl beschäftigt ist, bleibt mir nichts anderes übrig als noch ein wenig auf der Testinsel herumzufliegen. Das tut man ja nicht so oft im wirklichen Leben, überdies macht das durchaus Spass. Ich suche die Dame, vielleicht kann ich ihr bei der Auswahl der Garderobe behilflich sein, jedoch stellt sich bald heraus, dass sie auf einer anderen Testinsel gelandet ist. Das ist natürlich sinnvoll, dass es mehrere davon gibt. Was wäre das sonst für ein Gedränge.

Irgendwann ist es dann so weit, die Dame hat ihre Appearance geedited und wir teleportieren uns ins Hauptland.
Zehn Sekunden später nehme ich in einem ziemlich dunklen Raum, der mit einigen Bildschirmen aufgefüllt ist, Gestalt an. Ich lasse mir den Namen der lieben Dame geben, tippe Julie und ihren Nachnamen (wir haben alle Nachnamen in unserem zweiten Leben) bei mir ein und schicke ihr einen Teleport-Antrag. Zehn Sekunden später erscheint sie neben mir. Sie sieht verdammt gut aus, trägt einen weiten fünfzigerjahre Rock und hat wildes, hochgewerkeltes Haar. Ich sage laut, und (warum auch immer) auf englisch: „Nice boobies!“. In diesem Moment kommt von hinten, eine weitere junge Frau an mir vorbei. Sie hat es gehört und bleibt stehen. Ich klopfe mir an die Stirn und weiss in der Eile nicht, wie man auf englisch öhm oder ähm sagt. Sie sieht mich an, sieht Julie an. Und geht schliesslich weiter. Ich atme auf. Etwas räuspert aus dem Nebenzimmer.
Danach gehen wir auf Erkundungstour. Wir spazieren aus dem Gebäude hinaus, sehen, dass wir uns auf einem Berg befinden und erblicken auf der anderen Seite der Schlucht ein hell erleuchtetes Gebäude. Dort fliegen wir hin. Es ist ein zu allen Seiten hin offener, grosser Saal. Es gibt in diesem Saal Gegenstände zu kaufen. Schicke Stühle, ein Piano, auch Werbung hängt an den Wänden. Ich habe gelesen, dass es sich in Second Life richtig Geld verdienen lässt, indem man Dinge baut und diese an weniger geschickte Personen verkauft. Man kann Landschaften bauen, Häuser bauen, Kleider, alles mögliche. Man bezahlt mit richtigem Geld per Kreditkarte und bekommt dafür Linden Dollars, die Währung dieses digitalen Landes. Und umgekehrt geht das natürlich auch. Ein interessantes Konzept, das mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht interessiert, das mir jedoch zu verstehen gibt, wie komplex es in diesem zweiten Leben zugehen wird.
Es gibt in diesem Saal leider nichts zu tun, wahrscheinlich wurde er von geschäftstüchtigen Mitbwohnern des Landes angelegt um unerfahrene Neuankömmlinge zu ködern, daher trödeln wir ein wenig herum, klicken Sachen an, und landen schliesslich bei einer Teleportationsmaschine. Auch darauf klicke ich herum, und merke zu spät, dass ich etwas mache, das ich eigentlich nicht vor hatte.
Einen schwarzen Bildschirm später erscheine ich nahe eines Flusses. Es muss Mittag sein, die Sonne steht hoch am Himmel. Auf der anderen Seite des Flusses erhebt sich eine steile Bergwand über die ganze Länge des Flusses hinweg. Zumindest so weit ich sehen kann. Ich fliege hinüber, ich bin ein Mann der Berge, fliege in Richtung eines grossen, gläsernen Hauses, das auf der Klippe steht und lande auf der Terrasse. Julie meldet sich, und fragt mich, wo ich denn sei. Ich sage ihr, ich habe mich an der Teleportationsmaschine etwas unglücklich verhalten und sei jetzt irgenwo ganz weit weg. Sie langweilt sich und will auch kommen. Ich schicke ihr einen Teleportationsantrag. Zehn Sekunden späte erscheint sie. Sie erscheint auf dem Geländer der Terrasse. Hinter ihr die Schlucht. Sie merkt es nicht, also beschliesse ich es ihr nicht zu sagen, sie hat es nicht so mit Höhen. „Schön hier“ sagt sie. Ich stimme ihr zu. Dann sehen wir aus dem Inneren des Glashauses einen Mann in unsere Richtung kommen. Er öffnet die Türen zur Terrasse. Ich finde uns ein wenig unverschämt, wie wir einfach so in seinem Haus gelandet sind und spreche ihn deshalb gleich an. Hi. Er erwidert den Gruss und ist sehr freundlich. „Nice place“ sagt Julie. „Ah, thank you I’ve built it yesterday, I like it as well. But I still haven’t got furniture“. Wir staunen. Er denkt schon an Möbel? Klar wenn man schon eingezogen ist, ist es ohne Möbel natürlich öde. Der freundliche Mann kommt aus Wisconsin, lebt schon lange sein zweites Leben und wundert sich ob es hier in der Nähe irgendwo ein neues Teleportationsportal gäbe, er habe heute schon öfter neue Menschen herumfliegen sehen. Die Neuen seien ja immer nur am Fliegen. Das würde vergehen, sagt er und lacht. Unten im Erdgeschoss sei heute ein Mieter eingezogen, sagt er, ein Kanadier, und zeigt auf die kanadische Flagge, die schräg unter der Terrasse aus dem Gebäude ragt.
Julie, die immer noch auf dem Geländer steht, fragt ob sie sich sein Haus ansehen könne. Er sagt „of course!“ und erwähnt noch einmal seine nicht vorhandene Möbel, wofür er sich entschuldigt. Dann springt sie vom Geländer und stürmt in die Wohnung. Das mit der Grobmotorik muss noch ein wenig geübt werden.
Der junge Mann aus den USA und ich bleiben noch ein wenig draussen und unterhalten uns über dieses Secondlife Ding, ich lasse mir ein paar Orte empfehlen, er schwärmt von der Strip-Bar Strippix und erklärt mir wie ich da hinkomme.
Doch dann bekommt er es eilig und sagt, er habe gleich ein Meeting mit seiner Firma, auf Malaki. Ich staune. Sie halten ihre Meetings nur noch in Secondlife ab. Die meisten arbeiten von zuhause aus, das sei dann eben billiger anstatt immer in die Firma zu fahren. Ich staune nochmals.

Als er sich verabschiedet, kommt auch Julie wieder aus dem Haus auf die Terrasse. Wir sind wieder alleine. Sie steht vor mir, sieht mich an und sagt: „Du siehst Scheisse aus“. Ich bedanke mich für ihre netten Worte und erkläre meine Nachlässigkeit mit Ungeduld.

(Wieder im ersten Leben): Daraufhin höre ich Schritte aus dem Nebenzimmer. Die Dame drängt mich von meinem Stuhl, schaltet mich auf Editing Appearance und fängt an zu klicken. Sie verpasst mir eine andere Frisur, ein markanteres Kinn, sie zieht meine Augenbrauen nach, schiebt meinen Mund ein wenig richtung Nase, erhöht mir die Backenknochen, und als ich merke, dass sie noch lange nicht damit fertig sein wird, gehe ich lesen.
Nach einer halben Stunde höre ich sie in meinem Arbeitszimmer immer noch klicken. Und in jenem Moment fällt mir etwas ein. Auf Zehenspitzen schleiche ich mich in ihr Zimmer, setze mich an ihren Rechner und klicke ihre Brüste ein bisschen grösser und runder.

Abschliessend seien noch ein paar klärende Worte angebracht. Die Software Second Life und das erste Konto sind kostenlos. Erst zusätzliche Konten kosten 9,95$ pro Konto. Obendrauf gibt es natürlich noch die Premium Accounts für 9,95$ pro Monat, für Leute die gerne Land besitzen und Sachen bauen.
Die Software mag natürlich robuste Grafikkarten, aber nicht so schlimm, wie sie meisten grafischen Spiele verlangen. Die meisten neueren Rechner dürften völlig ausreichen.
Ich habe gelesen, dass man ein PayPal Konto braucht (geht auch ohne Kreditkarte) um sich zu authentifizieren, damit will die Firma dahinter sichergehen, dass man sich nicht mehrere kostenlose Konten ergattern kann. Ich brauchte mich allerdings nirgendwo bei Paypal anzumelden, sonder besass plötzlich ein Login. Einfach so.
Diese Art der Kundenköderung ist durchaus besser als andere, ähnliche Rollenspiele (wobei erwähnt werden muss, dass Second Life nicht wirklich ein Spiel in diesem Sinne ist), die von vornherein kostenpflichtig sind, schliesslich will man gerne ertsmal schnuppern. Zudem fühlt man sich mit einem kostenlosen Konto auch nicht sonderlich eingeschränkt, zumal die allermeisten Funktionen zur Verfügung stehen. Der einzige wirkliche Vorteil bezahlender Benutzer ist jener, dass man als solcher richtig bauen kann, also Häuser, Landschaften, Kleider, was auch immer, und selbstentwickelte Texturen hochladen. Das ist aber nur wirklich interessant, wenn man wirkliche Freude an der Sache bekommen hat, oder sich überlegt, dort Handel zu betreiben, oder das Ganze eben seriöser anzugehen. Mittlerweile halten schon Firmen Kongresse in Second Life ab, die müssen wahrscheinlich anständig blechen um Kongresshallen zu mieten oder zu bauen.
Das Ding hat durchaus potenzial, wenn ich so an Blogs und Communities denke, ich weiss zwar noch nicht inwiefern, aber das werde ich bald herausfinden.

23 Kommentare

  1. hui, jetzt haben sie mich wider gefesselt, dabei wollte ich doch schon längst arbeiten.
    ich geh jetz auf die seite…

  2. Nach der Lektüre Deines SL-Erfahrungsberichtes werde ich auch mal wieder als „Anatol Krupinski“ SL betreten und weiter zu ergründen versuchen, ob das Ganze einen Sinn (für mich) hat. Dass man stets und ständig etwas kaufen soll, entspricht überhaupt nicht meiner Realmentalität. Ausserdem bewege ich mich äusserst grobmotorisch. Wahrscheinlich altersbedingt. Mal gucken.

  3. ist das wort „Webverbreitung“ statt „Wegverbreitung“ extra, oder nur ein genialer Freudscher? 🙂

    (toller text)

  4. Danke für die lesenswerte Abschreckung. Bloggen und all das ist ja schon schlimm genug, da muss ich nicht auch noch in so einem Habbo-Hotel einchecken, um das einzige Leben, das ich habe, in einem virtuellen zweiten zu verplempern. Dass es freilich reizt, weiter zu gehen, wenn man schon mal drin ist, kann ich aber durchaus verstehen.

  5. Endlich weiß ich, worum es bei diesem SL-Hype geht. Aber ich werde mir das auf keinen Fall live ansehen – will ja schließlich auch mal ein wenig Zeit im Leben 1.0 zubringen. Ist eh schon schlimm genug, dass ich blogsüchtig bin.

  6. Schade, dass ich sie noch nicht getroffen habe. Ich könnte ihnen viele Sachen schenken, ein Lichtschwert (nutzlos, denn gekämpft wird nicht), ein Snoopy-Kostüm, eine Blumenhalskette … ach, es gäbe so vieles.
    Land kann man übrigens von privaten Anbietern auch kaufen oder mieten, ohne einen Premium-Account zu haben. Ich bin (noch) ohne Premium, habe mir aber 1000 Linden$ (für ca. 4 US$) gekauft und noch nicht verplempert: obwohl ich jetzt eine schicke Frisur und zwei coole T-Shirts besitze (Freebies kommen bei den erfahreneren Damen nicht so gut an). Außerdem habe ich bereits Dateien hochgeladen (10 Linden$ je) und damit mein erstes eigenes Shirt gemacht. Ich habe seit vier Wochen eine handvoll amerikanische Freunde, die ein Beachhouse besitzen und eigentlich ständig Party machen (wenn sie nicht shoppen) und herrlich lästern können. Ich besuche Konferenzen, Kurse, lese Nachrichten, tanze Salsa und stolper häufiger mitten hinein in den Schmutz dieser Welt.
    Zur Zeit arbeite ich gerade an einer offenen Begegnungsstätte für Blogger, Leute mit theoretischen Interessen oder einfach nur zum angenehmen Relaxen bei Wein, Musik und Sonnenuntergang.

    Mein Fazit zu Second Life: Sowohl Pros als auch Cons sind ausreichend vorhanden. Waren sie schon mal im Internet unterwegs? So in etwa gehts da auch zu. Web 3.0 sozusagen.

  7. ein Lichtschwert, herrje, ich kohomme! Nein im ernst, ich hatte noch keine Zeit, mich mit Ihnen zu treffen, Herr Dings. Ich musste zuerst mein Erlebnisprotokoll schreiben, aber demnächst ganz sicher. Ihre Begegnungsstätte für Blogger klingt ja vielversprechend. Gibt es dort auch Rotwein? (Bitte kein Astra, bitte).

    Hallo Kreuzblogger und Mark, jasicher, eure Kritikpunkte teile ich auch. Wobei ich nichts gegen übermässigen Blogkonsum/gebrauch habe, da ich das immer noch eher als Arbeit empfinde, denn als Freizeitgeplauder oder gar Freizeitbeschäftigung. Mich durch Blogs zu lesen, ist, mit ein paar Vor- sowie Nachteilen, genauso befriedigend, wie ein Buch oder Zeitung zu lesen. Allerdings sollte das eine das andere nicht ausschliessen.
    Bei SL läuft man allerdings noch mehr die Gefahr, den sozialen Aspekt zu missbrauchen (ich nenne es jetzt „Missbrauch“, da mir das Blabla von Communities und Szenen ziemlich zuwider ist) , und letztendlich wohl wirklich ein zweites Leben zu führen, träge am Rechner, während man draussen im Sandkasten spielen sollte. Den Namen Second Life finde ich daher etwas unglücklich gewählt, aber auf der anderen Seite, warum nicht gleich den Teufel beim Namen nennen.
    Ich glaube aber, dass in SL ein gewisses Potenzial schlummert, eines dieser Neuerungen, die uns das Internet ohnehin gebracht hat, diese globale Vernetzung von Nischen, wo linkshändige AC/DC Fans mit einer Vorliebe für Kuscheltiere ein Forum finden. SL gibt dem eine neue Ebene. Man steuert durch eine Landschaft.
    Konkreter denke ich beispielweise an digitale Bloggertreffen. Auch wenn nichts über ein paar gut gefüllte Gläser in angenehmem Ambiente geht.

  8. Ich finde es nicht richtig, dass Sie so etwas posten. Statt ein gutes Buch zu lesen oder mich im Haushalt nützlich zu machen, habe ich jetzt mindestens zwei Stunden damit verbracht, meinen Body (im falschen Leben) zu shapen, zu fliegen und zu landen und mich zu fragen, was ich da eigentlich tue. Ich träume heute nacht bestimmt auch schlecht.

  9. Das tut mir ausgesprochen leid, werte Rabe. Aber vielleichtvielleicht haben Sie ja einen grossen Schritt in die Zukunft gesetzt. Das rechtfertigt selbstverständlich nicht eine Nacht schlechten Schlafes, aber vielleicht mildert es meine Schuld.

  10. Für Sie, herr Kid, habe ich schon ein paar Ringelsocken im „Bad Girls – Dance and Fetish Club“ gesichtet. Hab denen von this new things from Germany erzählt, dem Fanclub for elder Gothmen. Sie waren hellauf begeistert und werden beitreten.

  11. suizid in SL, statt im RL. auch eine option für die schlechteren tage.
    avatar ausziehen und dann einfach löschen.
    sauber und mit der sicherheit, es gibt einen button für re-start.
    (wenn da schon jeder fliegen kann…)

  12. Wie jetzt, rück mal eben zur Seite, Lu, so was gibt es da auch? In… teressant. Man kann sich da einfach so anmelden, ja?

  13. Sollen wir zusammen, Schatz?
    Fliegend wie die Lemminge über Laubberge mitten rein ins Schlamasselland.

  14. Ach Herr Mek, das muss Ihnen wirklich nicht leid tun, ich hätte mich ja von Ihrem sehr verführerischen Bericht nicht gleich so hinreißen lassen müssen. Ich hab’ mich übrigens auch schon wieder tot gemacht, nachdem ich letzte Nacht träumte, ich hätte mein First Life aufgegeben und existiere ausschließlich virtuell als aufgemotztes Fräulein Rottenmeier. Jetzt gehe ich mal abwaschen, was gestern alles so liegen geblieben ist …

  15. Teufel, Herr Mek, ich war noch gar nicht fertig gestylt, da hat mich schon ein attraktiver Rheinländer angebaggert. Ich warf schnell ein Kusshändchen, dann noch eins, damit er nicht wegläuft, bevor ich rausgefunden habe, wie man etwas sagt, dann entschuldigte ich mich dringend zum Schuhe kaufen.
    Dabei wollte ich längst schlafen gegangen sein. Was für eine verführerische Zeitvernichtungsgeißel!

  16. Hach, ebenso wie bei dieser Story mit Berlin damals, als ich erwähnte, ja, ich kenn das auch, fühle ich mich bei dieser Story an etwas erinnert. Es gab mal sowas Ähnliches auf Compuserve. Das nannte sich Worldsaway. Man materialisierte auf einem Schiff, sprach mit einem Papagei und bekam sein erstes Geld aus einem Automaten. Anfänglich hatte man einen sehr häßlichen Kopf. ABer sobald man ein wenig Geld hatte, konnte man sich bessere Köpfe aus den Automaten ziehen. Der teuerste Kopf, den ich je besaß, hatte die Form einer Chipstüte und war sehr selten. Es gab auch Kopfjäger, die versuchten, Newbies ihre Köpfe abzunehmen. Die Kopfjäger hatten selbst häufig Haifischköpfe. Es gab einen Dschungel, eine Starlounge, einige Bars, Parks, Brunnen. Man konnte ich Appartments mieten und die Bemalen und mit Möbeln vollstellen. Ich verbrachte damals (1996) ziemlich viel Zeit in Worldsaway, viel zuviel. Das ist der Grund, warum ich es mir zur Zeit ziemlich verkneife, in Second Life zu gehen. Ich bin überzeugt, sofort wieder süchtig zu werden…..

    So sah ich damals übrigens aus:

    http://www.lisaneun.com/01-bilder/log/2006-08/su-c2.jpg

  17. Nochmals ich, du hast das so unheimlich schön beschrieben, dass es mich jetzt doch in den Fingern juckt….

  18. Spontan kitzelt es auch mich nach diesem feinen Text, prompt einzutauchen. Aber ich kenne meine Zeitverplemperneigung zu gut. Und heute ist keine Zeit da, die ich verplempern dürfte. Somit sag ich nur kurz danke für den tollen Beitrag und turne wieder zurück in den Lernstoff. 🙂

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