Satan weiche von mir!

Der wahre Grund, warum ich auf Second Life übergestiegen bin, ist gar nicht der, dass ich mir eine friedlichere Welt wünsche in der wir alle knutschen und fröhlich nebeneinanderher Häuser bauen und Gärten pflegen, nein der wahre Grund ist der, dass ich eigentlich ein rasender Zocker bin, der aufgebracht und und tötungswillig den Monitor demoliert wenn er den verhassten Gegner aus dem feindlichen Lager nicht richtig im Kopf getroffen hat, also so richtig getroffen, dass eine Hirnhälfte blutschleudernd gegen die Wand klatscht – und dem eben gerne vorbeugen möchte.

Ich habe drei mal Doom gespielt und dabei gemerkt, wie das Spiel mich höchst erfolgreich, langsam aber zielstrebig, zur Killermaschine verwandelte. Ich, freundlicher, katholischer Engelsbub, wurde zum Mörder. Alle Register der dunklen Abgründe meiner Seele wurden gezogen. Als ich im Dorf für Mamma Brot holen sollte, und die alte Frau vor mir bei der Bäckerin eeeewig in ihrer Geldbörse nach diesem verdammten fehlenden fünfhundert Lire Stück suchte, und ich anfing zu hyperventilieren, wusste ich es schon, dass der einzige Ausweg, nicht völlig durchzuknallen, der gewesen wäre, wie ich es in Doom immer machte, in Doom, meiner sakralen Welt, wo ich sein darf wie ich will, wo ich mich als Mann des Bösen zurückziehen kann wenn mich niemand mehr mag, und zwar, mein grosses Gewehr, das mit den grossen Patronen, zu ziehen und eine Gehirnhälfte der Frau durch die ganze Bäckerei zu jagen.
Die alte Frau konnte froh sein, dass ich damals erst dreimal in der unheimlichen Welt von Doom um mein Leben gekämpft hatte. Wäre ich ein richtiger Zocker gewesen, wie die jungen Männer in Deutschland, die dermassen von den Spielen vergiftet sind, dass sie nicht mehr zwischen Spiel und Realität zu unterscheiden vermögen, dann wäre es womöglich anders mit ihr ausgegangen. Und mit ihrem Hirn.
Seit ich Second Life spiele bin ich ein anderer Mensch geworden. Ich bin geheilt. Der Teufel ausgetrieben. Und das gerade jetzt, wo ich vielleicht wissen würde wo ich mir eine Waffe besorgen könnte, wenn ich nur lange genug danach suchte. Die Welt ist ungerecht.

Und da auch der Killerzockermörder in Emsdetten, gleich wie schon drei andere Killerzockermörder vor ihm, ausschliesslich schwarze Kleider trugen, weiss ich jetzt auch, warum ich dieses ungute Gefühl habe, immer noch eine dunkle Seite in mir schlummern zu spüren. Ich werde meine schwarzen Kleider verbrennen. Satan weiche von mir.

(und ich werde auch kid37 und mark793 nicht mehr lesen)

12 Kommentare

  1. Moin Mek, wo ich grade was von Sozialhygiene lese und das weil Du bestimmte Sachen nicht mehr lesen willst von wegen Satan und so (ich glaube Dir kein Wort), hast Du denn dann wieder

    […]

    Mek hier: seufz. das erste Mal, dass ich in Kommentaren rumschneide, aber kannst Du mir solche Sachen nicht besser per Mail schreiben? Danke

  2. Und irgendwann kommt man drauf, dass Bloggen genau so gefährlich ist, Herr Nase. (Haben die Amokläufer nicht auch gebloggt?)

  3. Herr Mek, Sie dürfen gerne weiterhin lesen bei uns, ohne um Ihr Seelenheil fürchten zu müssen. Herr Kid trägt gerne schwarzweiß-geringelt. Und selbst ich gönne mir ab und zu textile Lichtblicke.

    Ich muss aber gestehen, dass ich an verkaufsoffenen Advents-Samstagen in der Stadt während der Geschäftszeiten auch bisweilen böse Phantasien entwickle. Aber erzählen Sie doch mal genauer, wie es zuging, dass secondlife Ihre Seele gerettet hat. Hatten Sie ein Saulus-Paulus-Erlebnis, hörten Sie Stimmen?

  4. Hm, ich habe letztes Jahr FarCry durchgezockt, aber hatte nicht das Gefühl auf alles schießen zu müssen, was sich bewegt. WENN sich was bewegt hat, habe ich mich erstmal in einen dunklen Hauseingang gedrückt, vorsichtig um die Ecke geschielt und die Lage gecheckt, bevor ich die Waffe gewählt habe. 😉

  5. Neinnein, Mark, Saulus bin ich nie gewesen. Immer nur Paulus hier.
    Das bisschen weiss auf Ihrer Brust wird Sie retten. Sie werden nicht zum Amokläufer und ich werde Sie wieder lesen.

    Werte Breeze, meinen Sie nicht, dass Sie dadurch Frust aufgestaut haben? Immer nur wegducken, verstecken, flüchten – möchten Sie nicht einmal rausgehen, in die Schule, ins Büro um den ganzen Frust endlich abzuballern?

  6. Aha, aber ich werd wohl schon noch gelesen!?? Sagen Sie doch gleich, dass sie mich ungefährlich finden! Pah!!!!!

  7. Ich habe noch nie Doom gespielt und verspüre trotzdem immer wieder den Drang, wildfremden Leuten an verkaufslangen Sdvebtssamstagen in der Kölner Fußgängerzone mit meinen großkalibrigen Waffen das Gehirn wegzupusten, um mir eine bequeme Spazier-allee zu schaffen!

    Muss ich mich deswegen sorgen?

    Würde Second Life das verhindern?
    Wenn ja, werde ich es tunlichst schmähen und auf ewig aus meiner Wohnung verbannen (sollte es irgendwann einmal den Weg dorthih finden!)

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