[Sa, 18.5.2024 – Nach dem Winter]

Wir fuhren heute also nach Schweden. Wir nahmen die Rostockfähre um 11:15 und kamen noch vor der Dämmerung an. Das Abendgrau zieht sich jetzt aber bereits bis nach Mitternacht, das Licht ist schon sommerlich, fast wie zur Sonnenwende.

Es ist immer etwas aufregend, das Haus nach dem Winter aufzuschliessen. Man weiss nie, was einen erwartet. Es gab den Winter mit der landweiten Mäuseplage, wo auch wir ein verlassenes, aber vollgekotetes Mäusenest im Sofa vorfanden. Das Sofa konnte man danach natürlich entsorgen. Oder dieser Vogel, der im Winter durch den Schornstein ins Haus gelangt war und schliesslich auf dem Sofa verendete. Damals war das ganze Wohnzimmer verwüstet und voller Federn. Man hätte es natürlich verhindern können, indem man den Schornstein für den Winter verschliesst. Machen wir jetzt auch.
Aber es trifft immer das Sofa. Ich würde mich im Winter aber auch auf das Sofa legen. Vor allem zum Sterben.

Dieses Jahr ist fast alles in Ordnung. Nur auf der Westseite der Küche haben sich Ameisen durch die Küchenwand vorgearbeitet. Möglicherweise wohnt jetzt eine Kolonie in dem Teil der hölzernen Aussenwand. Auf der Innenseite sieht man einen kleinen Spalt, unter dem eine halbe Handvoll Holzstaub liegt, um den etwa zwei Dutzend Ameisen ihrer Ameisenarbeit nachgehen. Ich entfernte den Holzstaub und meine Frau bestaubte das Loch mit Myra, das ist ein Mittel, mit dem man Ameisen vertreibt. Am Montag werden wir ins Dorf fahren und flüssige Holzmasse kaufen, um das Loch zu stopfen.

Sonst gab es keine bösen Überraschungen und bis auf den obligatorischen getrockneten Mäusekot war auch alles sauber geblieben. Der Kot ist schnell aufgesaugt. Der Strom lief auf Anhieb, den Brunnen hatte unser Elektriker bereits letzte Woche aktiviert.
Es ist aber ein seltsam sinnliches Gefühl, das Haus aus dem Winterschlaf zu wecken. Wir sind die ersten, die wieder die Fenster bewegen. Eine dünne Staubschicht gerät in Bewegung, wie ist kaum zu sehen, es ist eher eine Patina, ein Winterschleier, der sich sofort in Luft auflöst.

Morgen werde ich über mit der Hündin das Gelände ablaufen, nach Schaden von Wildschweinen und grossen Tieren suchen und auch die Ufer inspizieren. Der Fluss ist in diesem Winter zwei Mal über die Ufer getreten, schrieb uns der Cousin meiner Frau, der zwei Kilometer flussaufwärts lebt. Das passiert jeden Winter und ist weiter nicht schlimm, ich frage mich nur, ob das auf Dauer nicht den Weg zerstört. Wenn man den Weg nämlich nicht mehr mit dem Auto befahren kann, ist man hier ziemlich abgeschottet. Es gibt zwar in östlicher Richtung noch einen Weg, der auch wesentlich kürzer ist als der lange gute Weg, aber der kurze Weg ist in einem sehr schlechten Zustand und ich weiss nicht, ob wir langfristig die Mittel haben, diesen Weg zu unterhalten. Der lange Weg wird hingegen von einem Bauer genutzt, der 3 Kilometer flussabwärts wohnt und untersteht theoretisch der Wegevereinigung, die für ein gewisses Mass an Benutzbarkeit der Wege zuständig ist, aber wie sehr man sich auf die Wegevereinigung verlassen kann, dazu gibt es von den Bauern und Förstern eine übereinstimmende Ansicht: nämlich gar nicht. Wege würden regelmässig umgewidmet, wenn sich der Aufwand nicht mehr lohne. Wenn ich hier bin, befahre ich mit dem Auto also immer den kurzen, schlechten Weg, der ist lediglich 400 Meter lang, bis er in einen besseren Waldweg mündet. Ich finde es nachhaltiger, langfristig diesen Weg zu nutzen, da er höher liegt und daher nicht von Überschwemmungen betroffen ist, aber auch, weil er schlichtweg kürzer ist, und man schneller auf die Asphaltstrasse gelangt. Aber dieser Weg ist sehr holprig und verwachsen. Ich hoffe, dass ich ihn durch ständiges Befahren immerhin von Bewachsung freihalten kann. Eschen spriessen überall aus dem Boden, wenn man diese ungestört lässt, sind sie in zwei Jahren zu Bäumen herangewachsen.

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